Wictale schrieb:
Sehe ich genauso.
Aktuell ist ja alles, was nicht Elektro ist, pauschal schlecht und gehört quasi verboten.
Nein, das stimmt so nicht. Fördergelder gibt's auch für Wasserstoffautos, und sonst sieht es mit den Alternativen doch recht mau aus.
Und das BEV ist aktuell bei allen Rahmenbedingungen einfach die sinnvollste Technologie. E-Fuels und Wasserstoff stehen ja gerne noch im Raum, werden aber im Markt scheitern, da die Kraftstoffkosten da dann 3-5x so hoch sind wie beim BEV, da letztlich der Ausgangspunkt für diese Antriebe auch Strom ist, die Energie aber mit Verlusten in andere Träger umgesetzt wird.
Dazu haben wir echt nicht den Luxus, in dem Maßstab (zukünftig grünen) Strom zu verschwenden. Deutschland könnte sich, wenn man Windkraft, Solar- und Speicherausbau ordentlich vorantreibt, in Zukunft wahrscheinlich recht gut energetisch selbst versorgen (was sogar ein massiver Fortschritt ggü. der Abhängigkeit von Öl und Gas heute wäre), aber da sind nun auch keine so riesigen Reserven drin, dass man einfach 3x so viel Energie wie nötig im Verkehr verbraten könnte. Vor allem nicht, wenn man für jedes Windrad Gegenwehr von einem dutzend Bürgerinitiativen hat.
Wictale schrieb:
Ich denke es wäre besser, vorerst auf einen Mix zu setzen.
Wenn es wirklich "nur" um das Co2 geht, warum geht man als Zwischenschritt nicht den Weg über Gas?
Klar, ist immer noch ein Verbrenner, aber "schonender" als Benzin/ Diesel und sofort in der Breite verfügbar.
Ist es nicht. Um in voller Breite Gas als Antriebsstoff zu verwenden, reicht unsere Gasinfrastruktur aktuell nicht aus. Da müssten dann erstmal neue Pipelines / Terminal gebaut werden. Die haben einen Betriebszeitraum von 50+ Jahren. Aber 50+ Jahre weiter mit fossilen Brennstoffen unterwegs sein ist aus Klimaschutzsicht (und dafür machen wir die Umstellung ja hauptsächlich) absolut nicht drin. Ähnliche Rechnung gilt auf für die lokalen Tankstellen um das Gas in die Autos zu bekommen. Das Investment lohnt sich also schlicht nicht.
Wenn man es nur als "Zwischenschritt" für ein paar Jahre sieht, lohnt es sich auch für die Autobauer absolut nicht, da die Produktion umzustellen.
Und ganz davon ab: Gas ist z.B. für unsere Stromerzeugung zur Zeit kaum besser als Braunkohle, wenn man die ganze Kette betrachtet und auch die Methan-Lecks bei Förderung und Transport einbezieht. Da Methan so viel stärker den Treibhauseffekt anschiebt ggü. CO2 reichen schon Lecks im einstelligen Prozentbereich, um den CO2 Vorteil von Gas wieder aufzufressen. Und besonders in Russland ist die Gasinfrastruktur stellenweise so marode, dass dort Lecks > 10% auftreten.
Dementsprechend wäre auch der CO2 Vorteil durch Gas bei Autos eher ein Feigenblatt.
Wictale schrieb:
Oder was ist mit dem Golf Prototypen den Bosch gezeigt hat?
Hast du einen Link? Ist irgendwie an mir vorbeigegangen.
Wictale schrieb:
Ist es nicht besser, erstmal die "low hanging fruits" zu ernten?
Vor 30 Jahren hätte man das wohl machen können. Heute ist's zu spät.
Wictale schrieb:
Auch mit Umrüstungen zu arbeiten? (Aber daran verdient man wohl nicht genug)
Einerseits das, andererseits sind wir in Sachen Klimaschutz durch ewiges nixtun jetzt halt hart am Limit. Die Umstellung muss jetzt zügig kommen, wenn wir noch irgendwie verhindern wollen, dass große Teile der Welt unbewohnbar werden. Da hat es keinen Sinn, nochmal eine neue fossile Technologie zu ertüchtigen, die dann 10-20 Jahre lang auf der Straße unterwegs ist.
Wictale schrieb:
Irgendwo wurde mal erwähnt, dass es etwa 15 Jahre braucht, bis zB eine Pflichtausstattung in einem Neuwagen in der breiten Masse ankommt.
Wie lange soll dass dann bei E-Autos dauern?
Die wenigsten Leute können sich mal eben ein neues Auto kaufen.
Umso wichtiger ist es, heute im Neuwagenbereich schnell auf E zu kommen. Dann könnte der PKW Sektor vielleicht bis 2035 zumindest die Nullemission in Sichtweite haben. Wenn man jetzt erstmal noch 10 Jahre Gasautos o.ä. nimmt, klappt das garantiert nicht.
Wictale schrieb:
Allgemein halte ich die Fokussierung auf die Autos auch für sehr kurz gedacht.
Es ist ja nicht so, als wären diese das einzige Problem.
Gerade im industriellen Maßstab geht da bestimmt einiges.
Und dort sollte man sich auch nicht nur auf das Co2 konzentrieren.
CO2 ist halt das, was aktuell die Zerstörung unseres Lebensraums am meisten befeuert.
Und es wird sich ja nicht nur auf Autos fokussiert. Die Industrie wird genauso angeschoben, und ist (in Teilen) durch den Zertifikatehandel eingeschlossen und in den Bereich tut sich auch einiges.
Das D die (nicht ausreichenden, aber das ist ein anderes Blatt) Klimaziele überhaupt erreicht hat, liegt (neben Corona) auch daran, dass andere Sektoren ihre Vorgaben deutlich übererfüllen. Im Verkehrssektor ist dagegen bisher keine singifikante Reduktion geschehen, man hat es gerade so geschafft, das Wachstum des Verkehrs auszugleichen und konstant zu bleiben. Umso dringender sind also, dass hier endlich was passiert. Andere Sektoren haben schon 50+ Prozent Emissionen ggü. 1990 eingespart und damit einen ordentlichen Teil der Arbeit hinter sich. Der Verkehrssektor steht quasi noch bei 0, hat also 30 Jahre Rückstand auf die anderen.