Sephiroth51 schrieb:
Die Frage ist nur, hätte Sie die korrekten / gute ökonomische Werkzeuge damit es für beide Seiten gut umsetzbar ist.
Mag ich sehr bezweifeln. Das hat nichts mit ihr zu tun, ich finde Sie selber klasse.
Wagenknecht ist ja nun schon seit ich mich für Politik interessiere eine öffentliche Person und glänzt seit jeher mit rhetorischer und intellektueller Klasse. Ganz früher hat sie der vom Verfassungsschutz beobachteten sog. "Kommunistische Plattform" innerhalb der PDS (heute Die Linke) angehört. Das hat mich immer geärgert, aber wie wir alle, hat sich auch Wagenknecht ideologisch entwickelt und erkannt, dass man eben mit Ideologie in einem freien Land politisch gegen eine Wand läuft.
Das sie jetzt letztlich in/an ihrer Partei gescheitert ist, spricht für sie. Sie kritisiert zurecht die sog. Identitätspolitik, Cancel Culture, den Genderunsinn und erklärt gesellschaftliche Zusammenhänge soziologisch korrekt und bedient sich eher weniger dem üblichen Parteiengeschwurbel und bleibt immer sachlich. Das imponiert mir immer wieder. Sie ist eine Gelehrte auf ihrem Gebiet, sprachlich und intellektuell eine Zierde für das Menschengeschlecht und politisch eine tragische Figur, weil ihre geistige Potenz einfach so im politischen Raum verpufft.
Insofern bin ich der felsenfesten Überzeugung, Wagenknecht hätte sicher einige gute Ideen bezüglich der Zeit/Leiharbeit, denn im Grunde ist es nicht schwer. Die Realität ist die, das die Betroffenen trotz der Gesetzesänderungen noch immer deutlich weniger verdienen, denn so wie jedes Gesetz kann man es dehnen, auslegen und aushebeln. Zudem stehen sich dort David und Goliath gegenüber. Das ist zwar eine schöne Geschichte, kann aber nicht beliebig auf die heute Arbeitrealität übertragen werdem. Es gibt überhaupt kein valides Argument Zeit/Leiharbeiter schlechter zu bezahlen als jemanden, der einen regulären Arbeitsvertrag hat und die gleiche Arbeit verrichtet. Zeit/Leiharbeit hat ungeheures Mißbrauchspotential, welches auch weidlich ausgenutzt wird. Diese "Sklaven" haben gar keine Lobby bzw. Interessenvertretung, sind deshalb ungehört und quasi unsichtbar. Insofern gehört diese Form der Arbeit vom Kopf auf die Beine gestellt. Ich würde z.B. diese Möglichkeit für Arbeitgegeber gänzlich abschaffen und dieses Recht auf die Arbeitnehmer übertragen d.h. wer Bock hat so zu arbeiten, tut das. Dann könnte man zum Schutz des Arbeitgebers den Anteil dieser Arbeitsform begrenzen, sagen wir auf 10%. Und ich würde mich als Gesetzgeber nicht dazu hinreißen lassen etliche Ausnahmen zuzulassen, sondern Lohndumping unter Strafe stellen. Was wird bei Arbeitsplatz xy verdient? Das bekommt auch der Leiharbeiter, fertig, ohne Ausnahme, ohne Gelaber.
Das Grundübel, die Wurzel quasi, sind aber die Lobbyisten, die im Bundestag ein und ausgehen. Ein schwieriges Thema, denn der Mandatsträger bzw. deren Mandatsfreiheit ist von höchster und herausragender Verfassungsbedeutung. Einem Angeordeten kann man nicht so einfach vorschreiben, wie er seine Arbeit wahrnimmt. Ich würde es trotzdem machen, denn Korruption findet nicht mit der Übergabe von schwarzen Geldkoffern statt, sondern auf der Party- Gesprächs- und was machen sie eigentlich nach ihrer Abgeordnetenzeit Ebene. Diese Ebenen sind im Politikbetrieb immanent und lassen sich nicht einfach so herauslösen, weil nicht alles mit Gesetzgebung gelöst werden kann. Also das geht schon, aber dann ist man irgendwann in einer Diktatur. Man könnte jetzt die Moral als dem Intelligenzwesen innewohnende Eigenschaft bemühen, aber das führte im Zusammenhang mit Abgeordneten zu weit.
Plakativ könnte man auch sagen, weil Abgeordneter xy sich auf irgendeiner BDI Party Kaviar ins Maul schiebt, Honig ums Maul geschmiert und ggf. eine gut dotierte Anschlussverwendung angeboten bekommt, muss Lieschen Müller fürn Appel undn Ei arbeiten. Und wenn Lieschen Müller das Maul aufmacht, kann sie gehen.