Tja, andere Länder andere Ideen. In Schweden wird bei allen Leitungsmodernisierungen einfach mal sicherheitshabler Glasfaser mit in die Rohre geworfen. Der lokale Stromanbieter, Gas- oder Wassernetzbetreiber vermietet dann die Leitung günstig (einheitlich geregelt) an die TK/Kabel-Betreiber und die können dann auf der Leitung transportieren was das Zeug hält. Die Anschlüsse heißen Stadsnät (also Stadtnetz) und bleiben soweit ich weiß im Eigentum der Gemeinden, bzw. in denen der Gemeinde-eigenen Netzbetreiber für Gas, Wasser, Strom. Ziemliche Investitionssicherheit eigentlich, denn die Glasfaser wird viel und gerne genutzt.
Und ja, in Schweden gibt es gute und bezahlbare Flatrates. in STHLM sind ca. 90% der Wohnungen mit Glasfaser versorgt und es gibt Triple-Play-Anschlüsse mit 1GBit/s, statischer IP und vollem PayTV für ca. €100. Und falls es halt mal keine solchen Geschwindkeiten per Kabel geben (was auch in S vorkommt), dann gibt es bis hoch nach Lappland in jedem Dorf LTE (auch als Festnetzersatz) Abdeckung mit Tarifen die im Vergleich zu den Deutschen noch gut bezahlbar sind (z.B. 20GB Volumen für ca. €20 bei vollem LTE-Speed). Speed-On Optionen etc gibt es auch.
Jetzt mögen Kritiker sagen, moment mal, die haben ja auch viel weniger Einwohner als Deutschland - klar ist das dann leichter und billiger. Ja weniger Einwohner haben Sie, aber auch ein sehr großes Land und damit eine sehr viel geringere Bevölkerungsdichte, was Infrastruktur bedeutend teurer pro Einwohner macht, als in Deutschland. Aber in Schweden gilt eben ein Gesellschaftsmodell der Teilhabe und wenigstens nicht ausschließlich des Reichwerden-Wollens... Schweden ist übrigens stellvertretend für den gesamten Norden. In Finnland ist (Mobil)Kommunikation noch bedeutend billiger als in Schweden. Da gibt es mobile Full-Flat für ca. €15. Aber selbst in Schweden gibt es eine europaweit(!) gültige Mobile Full-Flat für ca. €50. Brauchen die halt auch, weil die dauernd in die Sonne reisen (müssen) aber das ist ein anderes Thema.
Es ginge also anders, auch in Deutschland. Nur müssten wir aufhören der Wirtschaftslobby alle politischen Entscheidungen zu überlassen. Wenn lokale Gemeinden bzw. die Grundversorger den Ausbau machen würden, wäre das bedeutend billiger und würde auch ein bisschen des Erfolgs wieder in die chronisch leeren Gemeindekassen zurück spielen. Aber in Berli streitet man ja lieber seit ca. 10 Jahren, ob in Straßenlaternen-integriertes WLAN die Stadt verschandeln würde und selbst Gegenden in deutschen Großstädten bleiben von DSL unversorgt. Nein, so geht das nicht weiter. der 50MBit Zugang gehört in die gesetzliche Grundversorgung und eine Ausbaupflicht für Glasfaser in die Ausschreibungen für die Gas/Wasser/Strom-Versorgung. Das billige am Breitbandausbau sind eh die Kabel. Die Tiefbau-Arbeiten kosten den Löwenanteil und die Kosten könnte man sich gut teilen. In meiner Berliner Straße haben sie im Jahr 2013 5 mal die Straße aufgebuddelt. Und Glasfaser lag am Ende noch immer nicht drin. Bei soviel Verschwendung wird mir nur schlecht.