-kenmei- schrieb:
Den von den Verkaufszahlen lässt sich heutzutage längst kein Rückschluss auf die Qualität mehr ziehen.
Es lässt sich nur kein Rückschluss darauf ziehen, wie ein Produkt gegenüber einem anderen in seiner Qualität ist. Aber insgesamt kann man sagen: Wenn sich ein Produkt gut verkauft, dann wird es auch qualitativ gut sein. Es ist nicht unbedingt besser als die Produkte, die sich weniger verkaufen, aber gut ist es allemal.
RTL erreicht mit seinem stupidem Hartz4 billig Programm extrem hohe Einschaltquoten, ist der Schluss jetzt also, dass es ein hervorragendes Programm ist? Nein der Schluss ist, dass es eine immer weiter verdummenende, anspruchslose Bevölkerung gibt.
Unsinn. Die höchsten Einschaltquoten erreicht RTL mit Wer wird Millionär, was wohl kaum für verdummende und anspruchslose Bevölkerung spricht. In ihrem restlichen Programm haben sie sich halt größtenteils auf den "casual"-Markt eingestellt, der in "gutem" Maße bedient wird.
Es sei kurz angemerkt, dass ich weder CoD noch BF3 spiele, ich bin selbst Entwickler und denke manches daher recht objeketiv einschätzen zu können.
Selbst Entwickler? Welche Branche? Ich arbeite bei einem der größten europäischen Publishern und Entwicklern und würde mir nicht rausnehmen zu wissen, wie das in anderen Branchen zu bewerten ist.
Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass die Entwickler mit jedem CoD fast 1 Milliarde Dollar verdienen und es eine absolute Schande ist, dass diese wohl fast ungenutzt in die Taschen der Entwickler fließt und weder in Innovationen noch bessere Technik investiert wird!
Als Entwickler solltest gerade du wissen, dass das Geld nicht beim Entwickler endet. Diejenigen in der Entwicklung, die sich wünschen das Geld nutzen zu können, sind selten Entscheidungsträger. Nebenbei sind eine Milliarde Dollar Umsatz realistisch, aber nicht Gewinn. Bei mehreren hundert Millionen Dollar Entwicklungskosten ist das heutzutage auch nicht mehr das große Los. Jetzt kommt wahrscheinlich "oh aber die haben nich so hohe Entwicklungskosten gehabt, weil es die gleiche Engine ist"... Da wäre zum einen zu sagen, dass die Engine zu entwickeln nicht das teuerste an einem Produkt ist, sondern den Content zu produzieren. Engines/Frameworks werden prototypisiert im Hintergrund zwischen Produkten, nicht für Produkte. Es gibt wenige Ausnahmen von Entwicklern da draußen, die immernoch vorranging Technologie entwickeln, um dann darauf ihre IP zu bauen.
Die Entwicklungskosten wären nur dann niedrig gewesen, wenn der gelieferte Content quasi gleich gewesen wäre. Das ist er aber nicht, da man das Script hat verlängern müssen, Synchronsprecher wieder engagieren (das steigt in den Kosten exponential an), 16 SP maps, noch nen Paar Coop Maps, die sich zum Teil aus den SP Maps ableiten, Multiplayer Maps, zum Teil neue Models etc. Das ganze geht mehrfach durch QA und der produzierte Überschuss gelangt nicht in das RTM. Der Umfang einen Titel wie mw3 zu produzieren ist gigantisch. Sofern man das mit professionell bezahlten Mitarbeitern macht, kann man sich ja vorstellen, wie teuer das wird. Wer es nicht glaubt, möge sich q3 source runterladen und mw3 nachbauen.
Mit so viel Geld könnte man mehrere innovative, wie technisch perfekte Spiele entwickeln oder wenigstens CoD verbessern, beides passiert nicht und das bedeutet letzten Endes den Tod des Spielemarktes.
Selbst wenn wir behaupten würden, dass soviel Geld überbleibt: Technisch perfekte Spiele? Für die Systeme, auf denen sich Titel am besten verkaufen, ist cod technisch perfekt. So ungern ich das auch sage, aber PC als den Maßstab aller Dinge zu sehen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß.
Innovationen in Ego-Shootern? Was wünscht man sich denn da? Wirkliche Innovationen gabs schon lange nicht mehr (Portal wäre da vielleicht zu nennen, wobei das ja ein Puzzle-Game ist und nicht wirklich zu den typischen Ego-Shootern passt). Alles andere sind Mischformen aus Genres.
Beides sind keine Argumente, die zwangsläufig zum Ende des Spielemarktes führen. So ganz nebenbei: Ohne mw2 wäre Battlefield heute auch nicht das, was es ist. Vor mw2 waren Egoshooter ein Nischenprodukt, das sich nicht in vergleichbaren Maßen zu RTS und Sportspielen verkauft haben. Erst seitdem kann man überhaupt Ego-Shooter für die breite Masse interessant machen.
Denn solche nur auf Gewinn ausgelegten Spiele entziehen in gewissem Maße anderen Entwicklern mit wirklich guten und innovativen Ideen die Mittel um gute Spiele zu machen, da sich alle nur CoD kaufen, demzufolge müssen die anderen Entwickler sparen, die Qualität der innovativen Spiele leidet und der Kreis geht von Neuem los, bis die Innovation irgendwann stirbt und wir uns in ein paar Jahren mit Call of Duty 122 begnügen müssen.
Innovative Ideen kommen in aller Regel nicht aus Entwicklungsstudios sondern aus Garagen etc. Die interessiert das auch nen feuchten Dreck, ob sich cod verkauft oder nicht, weil ihre Existenz da nicht dranhängt. Da die Distributionswege heutzutage auch für kleinere selbstständige Entwickler offen sind, ist es sogar einfacher geworden seine "innovativen" Titel an den Mann zu bringen ohne sich an einen großen Publisher zu binden.
Ein Entwicklerstudio das es deutlich besser macht wäre hier zum Beispiel Blizzard, die haben Millionen mit WoW verdient und klar machen sie auch ein Starcraft 2 und Diablo 3, aber sie scheuen bei der Entwicklung keine Kosten und arbeiten an den Spielen bis sie absolut perfekt sind, viele sehen gar nicht, dass Blizzard zwar extrem viel Geld verdient, aber auch extrem viel Geld wieder in die Entwicklung steckt und damit den PC Spielemarkt antreibt, der anschließende Erfolg ist nur berechtigt. Es gab ja sogar Projekte die nach mehreren Jahren Entwicklungszeit einfach eingestampft wurden, sowas würden die CoD Entwickler nie zulassen, lieber unfertig auf den Markt werfen und noch ein paar Moneten rauspressen.
Beim Lob auf Blizzard geht mir ehrlich gesagt der Hut hoch. Das stammt aus einer Zeit, als Blizzard wirklich noch qualitativ anspruchsvolle Titel entwickelt hat. Blizzard investiert nicht viel in Technik (was man daran sieht, dass sowohl sc2 als auch d3 auf einem Fork der wow Engine laufen), sondern viel in Kundenbindung. Deinem letzten Satz... das ist halt Kundenbindung, wenn man dem Kunden gegenüber transparent ist und ihm sagt, dass man Titel nicht veröffentlichen wird. Man kanns aber halt auch wie Activision machen und einfach nur die Titel besprechen, die auch auf den Markt kommen. Oder glaubst du etwa, dass bei cod keine Ableger prototypisiert werden, um sie dann zu verwerfen? Ich persönlich mag da Blizzards Verhalten nicht besonders (siehe z.B. Starcraft Ghost).