Ich versuche jetzt mal vereinfacht, anhand eines Beispiels darzustellen, was mir an dem mittigen Einheitsbrei der Volksparteien missfällt.
Momentan:
Atomkraft will keine Partei mehr, da man nach Fukushima und vor kommenden Wahlen keine andere Wahl hatte. Für die Endlagerung gibt es nach wie vor keine vernünftigen Konzepte.
Die SPD war Wegbereiter für den Ausbau Billiglohnsektors in Deutschland und damit des rapiden Sozialabbaus.
Die CDU kümmert sich gleichermaßen gut oder auch schlecht um soziale Gerechtigkeit für die Mittel- und Unterschicht wie auch die SPD das getan hat. In Einzelfragen kann ich bei beiden hin und wieder nur den Kopf schütteln.
Was z.B. die Gleichstellung der Homosexuellen angeht, kann man sich drauf verlassen, dass die CDU/CSU noch nicht bereit ist sich von ihrer vorsintflutlichen Einstellung zu lösen. Hier ist die SPD "Vorreiter". Was aber den Umgang mit den Kernthemen der Piratenpartei angeht, leben beide Parteien noch im letzten Jahrhundert, sonst hätten die Piraten keine Chance gehabt sich ein Stück weit zu etablieren.
Früher war klar, die SPD steht für soziale Gerechtigkeit, Offenheit für Neues und Offenheit für grüne Politik, solange diese nicht "zu weit geht". Die CDU stand für die Förderung der Wirtschaft, der Wahrung christlich-konservativer Werte und die Ausgliederung des Königreich Bayerns.
Da konnte sich jeder seins raussuchen. Auch eine Lachnummer: Das "christlich" in CDU wird in meinen Augen nur bewahrt um sich die Stimmen der Ü60-Fraktion zu sichern.
Den Grünen kann man nur vorwerfen, dass Teile Ihrer Mitgleider oder auch Teile ihrer Agenda, den weltfremden Birkenstock-Beigeschmack nicht losbekommt. Wenn ich den Frauen Künast und Roth zuhörde, denke ich oft "jawoll, so müsste es laufen" und dann beim nächsten Thema frage ich mich, ob die sich jemals mit dem Thema zu dem sie sich gerade äußern, beschäftigt haben. Die Hauptsache eine radikale Meinung dazu haben.
Der FDP kann man vieles Vorwerfen. Am meisten stört mich, dass Sie teilweise ihre Wahlagenda so formulieren, dass man die Ziele der Partei für gut halten könnte. Die gelebte politische Praxis sieht ganz anders aus - diese Partei ist am meisten von allen Opfer der Korruption und von der Wirtschaftssklaverei zerfressen. Selbst Frau Merkel hält die FDP mittlerweile für eine "Prüfung Gottes".
Die Linke ist mir seit der Fusion Lafontaine und SED, äh, PDS viel zu sozialistisch eingestellt. Auch einige gute Ideen, aber die Zielrichtung liegt im Nirvana.
@Godde: Interessanter Beitrag, der auch tatsächlich sehr gut zum Thema "gewollte Krise" passt.