Schrammler
Commander
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Unyu schrieb:Das ist Gift für die Konkurrenz. Besonders da in Deutschland Selbsständigkeit von Staatsseite eh schon besonders gehasst wird.
Es ist nicht nur Gift, sondern massive Wettbewerbsverzerrung. Schau in die teuren Lagen der Innenstädte, da tummeln sich inzwischen überall immer die gleichen Konzerne, die massive Steueroptimierung betreiben. Kleine Familienläden, mit einem vom Mainstream wohltuend abweichenden Sortiment, gibt's fast nur noch im hochpreisigen Segment: Gutbetuchte mögen es nämlich oft exclusiver. Ottonormalverbaucher fragt sich hingegen, warum er überhaupt noch eine beliebige Großstadt (im In- aber auch Ausland) besuchen soll, wenn es dort überall die gleichen langweiligen Waren gibt.
Unyu schrieb:Ja das wäre bitter für Irland und erst Recht für Luxemburg.
Was heisst bitter, man scheint im Rahmen der EU Entwicklung genau das ganz locker eingeplant zu haben, dass industrieschwache Länder mit Finanzprodukten (und dabei speziell niedrigen Steuersätzen) ihre Wirtschaft aufpolieren sollen. Deutschland macht das auch, aber wenig erfolgreich bei milliardenschweren Konzernen.
Unyu schrieb:Doch in einem Wettbewerb werden Produkte nicht verschenkt. Und so lange Irland fähig ist mit weniger Steuern aus zukommen, solange kann attraktivere Angebote als z.B. Deutschland machen. Umgekehrt hat Deutschland wohl kein Problem damit sich Mrd. an Steuern entgehen zu lassen.
Ich vermute dahinter klares Kalkül aber auch Folgen des neoliberalen Denkens. Kurz gesagt: Deutschland toleriert das Steuerdumping in der EU, weil es indirekt über den Absatzmarkt die Exportwirtschaft fördert. Der Neoliberalismus ist der Unterbau, der den Finanzen ohnehin möglichst freie Wege einräumt und im Sinne des Marktes Erfolge der Unternehmen fördert, die auch durch Steueroptimierung erreicht werden.
Unyu schrieb:Ein Autobahnnetz ist weder gesellschaftlich noch finanziell von irgendeinem Unternehmen stemmbar. Darum schenkt man den "Privaten" auch die Autobahnen im Rahmen der "Privatisierung".
Ich meinte damit noch nicht einmal die Autobahnprivatisierung, schließlich basiert das Erfolgsmodell PKW/LKW ausschließlich darauf, dass die Allgemeinheit Straßen finanziert und bauen lässt und sich bisher die Staaten auch darum kümmern, dass genug Erdöl für den Betrieb der Fahrzeuge zur Verfügung steht. Dass wir heute, auch weil Automobilhersteller trotz Milliardengewinnen Steuervermeidung mit Briefkästen in Steueroasen betreiben, in vielen Teilen völlig marode Straßen haben, ist nur eine kleine lustige Randnotiz.
Unyu schrieb:Ich behaupte doch nicht, das es gar keinen Staat bräuchte. Ohne Staat würden die täglichen Einzelfälle mit Messerattacken usw. noch wesentlich zunehmen.
Als jemand der durchaus Vorteile im Anarchismus sieht, kann ich dich diesbezüglich beruhigen, weil der kategorische Imperativ dann doch langfristig seine Wirkung entfalten würde. Vor Verbrechen schützt dich auch heute keine Polizei, keine langen Haftstrafen, keine Todesstrafen- das sind Maßnahmen für "Hinterher", um den Plebs Gerechtigkeit vorzuspielen, die es gar nicht gibt, um Ordnung zu suggerieren und Macht zu demonstrieren.
Unyu schrieb:Selbstverständlich braucht es einen Staat. Nur braucht es keinen Staat der 100% der Wirtschaft übernimmt!
Will das jemand? Ich denke die Wirtschaft, die Unternehmer und Investoren haben sich für das, was Staaten leisten, gefälligst im Rahmen ihrer Möglichkeiten am Gemeinswohl zu beteiligen. Das Gegenteil geschieht seit Jahren. Die Mittel- und Unterschicht halten das System am Laufen und die Macht wandert über die Profite in die Taschen von zu wenigen mit beschränkter Sicht. Du siehst es z.B. an Bill Gates, was der fördert und für richtig hält- so gut es ist, das ist viel zu wenig.
Den Umweltaspekt einmal außen vor gelassen, den eine Dauerkonsumier- und Wegwerfgesellschaft mit sich bringt.
Unyu schrieb:Man macht es nicht, es ist bequemer stumpf zu behaupten es läuft prima und es gäbe nichts zu verbessern, die Augen zu zu machen und fertig. Es gibt immer etwas zu verbessern! Das ist der Eckpfeiler des Wirtschaftswachstums. Aber wenn man immer nur danach strebt den Staat wachsen zu lassen, dann führt das zu nichts.
Du vermischst irgendwie "Für ein Land in dem wir gut und gerne leben"-CDU Blabla (vermutlich von Herrn Tauber direkt eingebracht, als Hesse merke ich sowas) in dem man nichts zu verbessern hat, mit Sozialismus. Beides führt in die Irre. Momentan haben wir ein durch die Reformen von Kohl und Schröder, sowie der merkel'sche Aussitzerei einen zu schwachen Staat und eine Wirtschaft, die zunehmend völlig aus dem Ruder gelaufen ist (Banken, Automobilindustrie, Stromversorger, Lebensmittelindustrie usw.). Wenn die Wirtschaft Dinge nicht gebacken bekommt, muss der Staat einspringen und dafür muss er evtl. auch Steuern anpassen und besser eintreiben. Der größte Raubzug gegen die Bürger war nach den neoliberalen Reformen und Steuersenkungen für Unternehmen und Vermögende übrigens die Umsatzsteuererhöhrung.