Ich möchte noch ein Argument zur Finanzierbarkeit nachliefern. Vom Bundeshauhalt 2006 (= 261 Mrd. Euro) flossen 119,5 Mrd. Euro in das Ressort Arbeit und Soziales. Das ist bereits etwas mehr als das Doppelte der vereinnahmten Lohn- und Einkommensteuer von 55,74 Mrd. Euro.
Lafontaine und Gysi bestritten Vorwürfe, das Programm sei nicht seriös finanziert. Geplant seien Mehrausgaben von 60 Milliarden Euro …
Quelle:
http://www.abendblatt.de/daten/2005/08/06/467707.html
Wenn die „Normalbürger“ mit niedrigem oder mittlerem Einkommen verschont werden sollen, dann bleiben zur Finanzierung lediglich die „Reichen“ übrig. Das könnten die Beschäftigten mit einem Einkommen von mehr als 80.000 Euro sein (4,77 % der Einkommensteuer-Pflichtigen) die bisher 44,3 % der gesamten bundesdeutschen Einkommensteuer zahlen. Wir reden hier von 4,77 % der 39 Mio. Erwerbstätigen, also von rund 1,86 Mio. Menschen. Wenn ich diesen Steuerzahlern die benötigten 60 Mrd. Euro aufs Auge drücke, macht das für jeden 32.000 Euro Mehrbelastung. Das klappt natürlich nicht, weil ich diejenigen mit ins Boot genommen habe, die „nur“ 80.000 Euro verdienen. Man muss das nicht über Einkommensteuer laufen lassen, das ist klar. Aber wer lässt sich so viel Geld aus der Tasche ziehen?
Also setze ich eine Stufe höher an und berücksichtige nur Einkommen ab 100.000 Euro aufwärts. Jetzt sind wir wieder bei den obersten 3 % der Steuerzahler – ca. 1,17 Mio. Menschen – die 36,5 % der gesamten Einkommensteuer (20,3 Mrd. Euro) aufbringen. Will man etwa denen die fehlenden 60 Mrd. Euro zumuten, indem man ihre Steuerlast vervierfacht? Das klappt ebenso wenig. Ich meine ja nur: 1 Mio. Steuerzahler und 60 Mrd. Euro Forderungen, dafür kann sich jeder von denen ein Jahr lang in einem guten spanischen Hotel einmieten.
Also bleibt den LINKEN doch gar nicht anderes übrig, als das Geld von den Leuten zu nehmen, denen man es anschließend wieder zurückgeben will, sei es als Grundversorgung, als erhöhtes Kindergeld, als Krippenplatz oder sonst etwas.
Wir können es auch ganz anders rechnen. Die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland sah 2005 so aus:
15,1 % unter 15 Jahren
31,4 % von 15 bis 39 Jahren
34,2 % von 40 bis 64 Jahren
19,3 % ab 65 Jahre
Lassen wir die Kids außen vor, weil sie kein Einkommen erzielen (15,1 %) sowie die Hälfte der über 64-Jährigen (9,65 %), z. B. Frauen mit einer Mini-Rente, dann bleiben 75,25 % der Gesamtbevölkerung von ca. 82 Mio. Menschen. Diese rund 60 Mio. Menschen (61,7 Mio.) könnte man zur Finanzierung des 60-Mrd.Programms der LINKEN heranziehen. Das kostet jeden dieser Bundesbürger schon mal 1.000 Euro pro Jahr.
This is what we call "milkmaid calculaton"
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Die Staatsverschuldung hat die 1,5 Billionen-Grenze überschritten (= 1.500 Mrd. Euro). Bei einem Zuwachs von 1.056 Euro pro Sekunde (
www.steuerzahlerbund.de) kommen jährlich 33 Mrd. Euro Schulden hinzu. Das haben wir zwar auch der deutschen Einheit zu verdanken, schon klar, aber ebenso der Angewohnheit, zu viel durch den Staat zu regeln (antizyklische Wirtschaftspolitik). Deshalb habe ich absolut kein Interesse daran, die Staatsquote wieder in Richtung 50 % und höher zu treiben, wie es die LINKE fordert.
Wenn man es auf die Spitze treiben möchte - und das ist für ein solides Finanzierungskonzept unabdingbar -, dann rechnet man an dieser Stelle weiter: Die 33 Mrd. Euro Neuschulden belasten jeden unser 82 Mio. Einwohner (egal ob alt oder jung) mit 400 Euro pro Jahr. Diesen Wert muss man der vorhin berechneten Zusatzbelastung in Höhe von 1.000 Euro hinzurechnen, um zu wissen, wo man steht.
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@offtopic
Jemand sollte eine E-Mail an den Parteivorstand der LINKEN senden. Vielleicht bekommt daraufhin der eine oder andere Diskussionsteilnehmer etwas virtuelle Verstärkung für diesen Thread. Ein paar fundierte (!) Gegenargumente könnten dem weiteren Verlauf jedenfalls nicht schaden.