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Tandeki
Gast
mischaef schrieb:Die Strafzahlung von Apple und anderen Händlern in den USA wegen der Absprache bei E-Book-Preisen schon vergessen? Und wenn Händler direkten Einfluss auf die Verlage nehmen können (in dem sie Druck ausüben) ist ebenfalls immer zum Nachteil. Und das soll für den Kunden nicht von Belang sein?
Auch ich bezweifle die Wirkung der Buchpreisbindung als isoliertes Steuerinstrument.
Du berichtest hier von den negativen Folgen einer Marktdominanz und dem Aussterben von kleinen Buchhändlern. Und ich stimme Blutschlumpf hier zu, dass dies alles bereits geschehen ist und das, obwohl es die Buchpreisbindung gibt:
http://www.handelsblatt.com/unterne...eise-amazon-erpresst-buchverlage/9954954.html
Im Endeffekt muss der Gesetzgeber langsam erkennen, dass eine Buchpreisbindung alleine nicht den gewünschten Effekt bringt. Denn trotz einheitlicher Preise hat sich der Konsument für einen dominanten Marktplayer entschieden. Und damit nicht, weil er bessere Preise hat, sondern obwohl er die selben Preise wie der (meist ehemalige) kleine Buchhändler vor Ort hat. Für Amazon sprechen eben andere Dinge. Dazu gehört sicher, dass er als digital Native Vorteile gegenüber dem Buchhandel hat, die der Händler um die Ecke einfach entweder nicht leisten kann oder die größere Konkurrenten verschlafen haben. Dazu gehört der Aufbau eines attraktiven Online-Angebots, Anreize für Rezensenten, ein überaus kulantes Rückgaberecht, der kostenlose Versand von Büchern usw.
Wie oft liest man in Foren wie diesem hier "da gebe ich lieber ein paar Euro mehr aus und kaufe bei Amazon"? Daran sieht man doch, dass der Preis als alleiniges Steuerinstrument nicht wirksam ist. Dennoch daran festzuhalten, zeigt nur die Hilf- Und Fantasielosigkeit der politischen Akteure.
mischaef schrieb:Das mag Deine Meinung sein, für andere aber nicht. Daher noch lange keine Allgemeingültigkeit.
Allgemeingültig ist seine Aussage vielleicht nicht, aber Dein Ideal ist leider nur noch eine Ausnahme. Die letzten Jahrzehnte haben leider gezeigt, dass die breite Bevölkerung zwar idealistisch den kleinen Buchhändler vor Ort total supi findet, aber Amazons Marktmacht dennoch weiterhin steigt. Das beweist nur mal wieder, was Soziologen schon lange wissen: moralische Überzeugung führt leider nicht zu kongruentem Verhalten.
mischaef schrieb:Außerdem sehen Bücher im Regal einfach besser aus. Wir haben hier über 40 laufende Meter an Bücher (knapp 2.000) und den "Luxus" eines Lesezimmers. Das sieht tausend Mal besser aus als eine Festplatte mit 2.000 E-Books im Regal.
Jetzt verläufst Du Dich aber argumentativ etwas. Ich gebe Dir recht, wenn Du die gesellschaftliche Wichtigkeit von Büchern und eine damit zusammenhängenden Kultur andeutest. Ob Bücher besser im Regal aussehen, als ebooks auf der Festplatte, ist hingegen völlig wurscht und degradiert das Geschrieben Wort zum Prestigegegenstand. Ganz davon zu schweigen, dass man sich schon auch über den Umwelteffekt gedanken machen sollte.
mischaef schrieb:Wenn sich daraus ein Monopol für andere Hersteller bilden würde, dann ja. Nur hat sich dies bei den Elektro-Geräten eben nicht entwickelt.
Tut mir leid, aber hier spricht einfach Unkenntnis des Marktes aus Dir!
Sprich mal mit den letzten verbleibenden Händlern, wie sie Tag für Tag gegen die Übermacht von Amazon kämpfen. Sprich mal mit den Leuten von Euronics, wie viel Handlungsspielraum ihnen noch bleibt. Amazon IST hier eine Übermacht, gegen die der Einzelhändler im Elektronik- und Unterhaltungs-Segment nur noch zu überleben versuchen kann.
Wo ich Dir aber uneingeschränkt zustimme: der Kauf einer PS4 beim Einzelhändler um die Ecke ist für mich nicht ebenso schützenswert, wie der Zugang zu Büchern. Auch wenn man hier köstlich darüber diskutieren könnte, welchen Wert der Zugang zu Wissen hat, wenn er z.B. vor allem aus dem Konsum von erotischen Vampirromanen besteht.
mischaef schrieb:Zudem erleben z.B. die kleinen Händler gerade eine Renaissance. Der Unterschied ist aber der: Hier machen Kunden das vor allem für den Service, das Aufstellen daheim usw. Und es geht dabei um ganz andere Beträge. Natürlich bevorzuge ich eine persönliche Beratung in meiner Buchhandlung als Amazons "Kunden die das gekauft haben, kauften auch jenes". Dennoch würden die meisten hier das Buch onlone bestellen, wenn es plötzlich dort nur die Hälfte kosten würde - mit den von mir beschriebenen Folgen.
Das widerspricht sich alles etwas. Kleine Händler erleben eine Renaissance, weil sie das machen, weshalb die Mehrheit bei Amazon einkauft? Das widerspricht nicht nur der Logik, sondern auch der allgemeinen Erfahrungswelt (en gros, nicht in allen Fällen).
Aber ich stimme Dir insofern zu, dass Amazon den Markt leerfegen würde, könnten sie Bücher für die Hälfte anbieten. Aber wie gesagt bedeutet das im Umkehrschluss leider nicht, dass die Buchpreisbindung den kleinen Buchhändler um die Ecke rettet. Dafür müsste er und der Kunde deutlich mehr tun.