Soll ich wirklich von einem seriös gemeinten Vorschlag ausgehen, wenn Reiche pauschal als „Schnösel“ bezeichnet werden? Und was ist mit dem Recht auf Freizügigkeit (z. B. innerhalb der EU)? Dürfen nur Normalverdiener ihren Wohnsitz selbst bestimmen, Reiche aber nicht? Die im Ausland lebenden Deutschen zahlen dann eben im Ausland ihre Steuern und richten sich nach den dortigen Gesetzen. Was würde denn unser Bundesfinanzminister sagen, wenn plötzlich die britische Regierung ankäme und die hier Deutschland lebenden (und steuerpflichtigen) Briten zur Einkommensteuer heranziehen würde? Das ginge schon deshalb nicht, weil es keine Doppelbesteuerung geben soll.
Das Thema Steuerhinterziehung wiederum (das hier auch schon im Zusammenhang mit Klaus Zumwinkel diskutiert wurde), ist eine andere Baustelle, nämlich Verbrechensbekämpfung und Strafvereitelung. Das ist aber kein Thema der Wirtschaftswissenschaften.
Warum wohl habe ich das Beispiel mit den Steuersätzen gebracht? Nehmen wir ein Einkommen von 1.250.000 Euro im Jahr. Zunächst werden die 250.000 Euro versteuert und von der restlichen Million gehen allein 450.000 Euro an Einkommensteuer ab. Da nimmt man jemandem von seinem (hart erarbeiteten) Einkommen einen Batzen Geld ab. Vermutlich mehr Geld als andere in ihrem gesamten Leben an Einkommensteuer zahlen.
Damit sind die oben genannten Prinzipien der Besteuerung (z. B. nach der Leistungsfähigkeit) durchaus schon erfüllt. Die Frage ist, mit welcher Begründung man diesen Menschen darüber hinaus noch mehr Geld aus der Tasche ziehen will. Denn die Tatsache, dass er nach seiner Steuerzahlung noch immer vergleichsweise reich ist, genügt mir da nicht. Der Mann hat für sein Geld gearbeitet. Es steht ihm zu.
Schließlich gilt auch das Leistungsprinzip: Wer viel verdient, soll auch mehr haben. Reichtum an sich ist keine Seuche, die es zu bekämpfen gilt, sondern ein Maßstab für Erfolg (im Berufsleben). Wenn ich zwei Personen betrachte, von denen einer jährlich 50.000 Euro verdient und der andere 500.000 Euro, dann ist völlig klar, dass sich beim Letztgenannten mit der Zeit Vermögen anhäuft. Das sollte aber erst einmal kein Problem sein.
Wenn umverteilt werden soll, dann muss man diesen Wunsch begründen können. Eine schlichte Gleichverteilung aller Einkommen wäre ja auch theoretisch möglich. Dann wird für alle erdenklichen Arbeiten ein gesetzlich festgeschriebener Lohn vorgeschrieben und niemand verdient auch nur einen Cent mehr. Aber ich gehe davon aus, dass dies kaum jemand möchte oder für sinnvoll hält.
… beteiligt die Angestellten/Arbeiter am Unternehmensgewinn! Und zwar so, dass der Gewinn prozentual auf dem monatlichen Lohn aufgeschlagen wird!
Im Prinzip stimme ich Dir zu. Die Arbeitsverträge sind immer noch zweiseitige Verträge, in denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (bzw. Gewerkschaften) die Bedingungen festlegen, unter denen gearbeitet wird. Das gilt nicht nur, aber auch für die Entlohnung.
Wenn ein Unternehmen Gewinne macht, sollten die Mitarbeiter ruhig die Hand aufhalten und ihren Anteil einfordern, wobei es ein langjähriger Streitpunkt ist, ob die Steigerung der Produktivität dem Arbeitgeber zuzuschreiben ist (z. B. durch die Investition in bessere Maschinen) oder ob die Arbeitnehmer selbst produktiver waren. Meist geht das ja Hand in Hand.
Wer allerdings nach „Gewinnbeteiligung“ ruft, was auch schon länger diskutiert wird, der müsste fairerweise im gleichen Atemzug auch über Verlustbeteiligung reden. Denn das ist die andere Seite der Medaille, worauf ich schon weiter oben hingewiesen habe (Quartalsverlust bei General Motors: 15 Milliarden US-Dollar).
Das ist nämlich der entscheidende Knackpunkt: Der langjährige Angestellte kann sich sicher sein, dass er in den nächsten Monaten sein Einkommen sicher hat (z. B. wegen längerer Kündigungsfristen). Der Anteilseigner oder Eigentümer hat diese Sicherheit nicht. Sobald das Unternehmer Verluste macht, schlagen diese unmittelbar auf sein Portmonee durch. Dann „verdient“ er nämlich nichts. Er verliert stattdessen Geld. Viele Arbeitnehmer sind allerdings nicht bereit, ein solches unternehmerisches Risiko zu tragen.