Vorweg mal
etwas Allgemeines zur Sprache, denn wie man aus einigen Kommentaren ableiten kann, besteht hier eklatanter Mangel an Wissen :
Gegenwärtig existieren ca. 6500 Sprachen weltweit. Die Gewichte hierbei sind jedoch sehr ungleich verteilt: Während in der EU und in Vorderasien zusammen 250 Sprachen von 800 Mio. Menschen gesprochen werden, teilen sich z. B. in Papua-Neuguinea 3,5 Mio. Menschen 850 Sprachen. In den industrialisierten Ländern kommen also auf eine Sprache wesentlich mehr Sprecher als in armen und wirtschaftlich zurückgelegenen Ländern. Hier teilen sich im Durchschnitt sogar nur 4000 Menschen eine Sprache (das sind 1/ 20000 der deutschen Bevölkerung).
Ein weiterer verblüffender Fakt ist, dass alle zwei Wochen eine Sprache verschwindet. Wenn man diese Statistik weiterverfolgt, so würde in 250 Jahren theoretisch nur noch eine einzige Sprache auf der Welt benützt werden. Welche soll das sein? Vor allem im Bereich des Äquators (Südostasien, Indien, Zentralafrika, Südamerika) sind bedrohte Sprachen zuhause.
allgemeinere Bedeutung :
• Die Sprache ist nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern drückt auch die jeweilige Denkweise, das Fühlen und Wollen der Bevölkerung aus
•„ Der Tod einer Sprache bedeutet
den Verlust von tausendjährigem Wissen und Entwicklung einer Gruppe von Menschen, die gelernt haben, sich in einer bestimmten Umgebung zurechtzufinden und zu überleben.“ (Luis Enrique López, Experte für Indianersprachen)
• Mit dem Untergang gehen nicht
selten traditionelles und mündlich überliefertes Wissen über die Ökologie verloren
•
Mittel zur Identitätswahrung - Das ist meiner Meinung das ausschlaggebende Problem und auch die Lösung in einem - > nein, keine Einheitssprache !
• Sprachverteilung in der Welt spiegelt Machtverteilung in der Welt wieder. Die meistverbreiteten Sprachen sind Sprachen imperialer Staaten.
Zukunft :
Die Meinungen der Sprachwissenschaftler unterscheiden sich zwar in der Heftigkeit ihrer Prognosen, aber im Grunde erwarten sie alle das Gleiche: ein drastische Abnahme der Sprachenvielfalt (manche sprechen von 90% in den nächsten 100 Jahren) zu Gunsten glatt gewalzter Großsprachen der Zukunft! Wahrscheinlich lässt dich dieser Prozess nicht aufhalten, allenfalls verzögern, denn aussterbende Sprachen hat es schon immer gegeben, ob in der Antike das Latein und Etruskisch oder heute Rama ist im Grunde kein Unterschied.
Fazit :
Einheitssprache ? Nein danke ! Ich denke das Sprachproblem, das in Europa beinahe babylonische Ausmaße annimmt, muß etwas differenzierter gesehen werden.
Die Sprache ist ein Kulturgut. Es ist daher auch für mich undenkbar diesen kulturellen Reichtum in Europa in absehbarer Zeit über Bord zu werfen.
Andererseits sind die Kosten für Übersetzungen und Dolmetscher sicherlich horrend. (Gibt's da konkrete Beträge?) Und das Problem wird sicher eher schlimmer. Nach einer Erweiterung gäbe es 16 Sprachen, macht 2*120 = 240 (nicht 300
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) Übersetzungs-möglichkeiten.
Die beste Lösung wäre daher für alle
EU-internen Arbeitsvorgänge eine Sprache zu wählen. Es ist Geldverschwendung den internen Postverkehr zu übersetzten und ich denke man kann den europäischen Politikern durchaus zumuten eine gemeinsame Sprache zu lernen. Schließlich sollte die vielstrapazierte Weltoffenheit auch vor den Toren Brüssels nicht Halt machen.
Gesetze, insbesondere alle, die regionale Gültigkeit besitzen, also "den kleinen Mann" betreffen, und ähnliches werden immer übersetzt werden müssen. Da führt kein Weg vorbei.
Welche Sprache zur EU-Bürokratie-Sprache gewählt wird ist ein anderes Thema. Ich persönlich wäre für Englisch. Nicht weil es die Mehrzahl der EU-Bürger spricht, sondern weil Englisch de facto bereits die Weltsprache der westlichen Welt ist und obendrein als Fremdsprache viel leichter als Französisch oder Deutsch zu lernen ist.
MfG