News Einsparungen von Milliarden-Beträgen: Deutsche Bahn kürzt bei der Digitalisierung

DevPandi schrieb:
Ach, man kann es versuchen, in dem man mal die Probleme mit einfachen Sätzen benennt. Und direkt vorweg: Ich will dich nicht belehren, ich bin mir zu 100 % sicher, das du die Gründe auch alle kennst. Deswegen mal ein paar davon:
Probleme benennen kann ich auch, die Lösungen (also Antworten) sind schon weniger einfach.
DevPandi schrieb:
Mit der Privatisierung fand die Neubewertung vieler Strecken statt. Man hat viele Neben- und Entsatzgleise abgebaut. Wo früher auf den wichtigsten Hauptstrecken oft 3 Gleise vorhanden waren, sind es heute nur noch 2.
Das ist teilweise immer noch mehr als in den neuen Bundesländern, wo selbst 35 Jahre nach Mauerfall immer noch auf vielen Strecken nur ein Gleis verlegt ist (seit wir die 1945 demontieren und an die Russen übergeben mussten). Auf der Strecke Chemnitz - Leipzig sind z.B. immer noch Zwangshalte erforderlich, wo man den Gegenzug passieren lassen muss.
DevPandi schrieb:
Man hat in dem Zug auch viele Weichen abgebaut.
Man hat wenig befahre und unwirtschaftliche Neben- und Ausweichstrecken still gelegt.
Man hat "unnötige" Renundanzen entfernt-
Man hat Stellwerke zentralisiert.
Das Problem ist es nur, wie schafft man das, in endlicher Zeit mit endlichen finanziellen Mitteln und endlichen Mitarbeiterkapazitäten zu beheben? Jür jedes Jahr "Misswirtschaft" benötigt man locker zwei Jahre, um das auszubügeln, wenn man parallel dazu den laufenden Betrieb der Bahn sicherstellen will. Für die Fehler der letzten 35 Jahre müssen wir also locker noch 70 Jahre bluten. Aber ich persönlich werde das Resultat eh nicht mehr mitbekommen. ;)
DevPandi schrieb:
Im Endeffekt war das mit der Bahn - wieso vieles - eine seit der Ära Kohl langsam aufkommede Katastrophe mit Ansage. Viele Probleme, die wir heute in Deutschland haben, stammen immer noch aus der Ära Kohl, weil damals vieles "Hopplahop" gemacht wurde.
Das mit den "blühenden Landschaften" hat Kohl wohl missinterpretiert: Heute blüht es auf den seit 30 Jahre stillgelegten Gleisabschnitten ganz vorzüglich. :D
Ergänzung ()

Krik schrieb:
Frag mal bei der Bundeswehr. :lol:
Das war jetzt aber gemein! ;)

Die Bundeswehr ist aber auch kein Dienstleistungsunternehmen im eigentlichen Sinne.
In der Tat wünscht man sich auch in der Bundeswehr Mitarbeiter mit fachlicher Expertise (vor allem im Einkauf für das Beschaffungswesen), die keine Beamten sind.

Wobei: Die Zeiten, als die Bundeswehr 340.000 Mitarbeiter hatte, sind längst vorbei!
Ergänzung ()

supermanlovers schrieb:
Habe ich nicht zur Hand, die ERA kann dir da sicher weiterhelfen.
Das heißt, du hast also keine belastbaren Informationen.
 
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@Weyoun
Die Bundeswehr hat noch 180k Leute. So weit ist man also gar nicht weg. Da sollte sich doch die eine oder andere kompetente Person finden lassen.

@Karl S.
Karl S. schrieb:
und dann haben wir 20 Mio € weniger zur Verfügung in der Staatskasse.
Die aber nicht automatisch von den Infrastrukturausgaben angezogen werden. Das hast du nämlich behauptet.
 
Azeron schrieb:
Was will man denn da noch sparen? Da peift doch eh schon alles aus dem letzten Loch. Bin vor ein paar Monaten das erste mal mit der deutschen Bahn gefahren...in Zukunft fliege ich nur noch nach Deutschland. Ist schneller, bequemer, schont vorallem die Nerven und kostet das gleiche oder ist gegebenfalls sogar günstiger. Zumindest das was ich für die Strecke mit der Bahn gezahlt habe, hätte 1:1 auch ein Flug gekostet.
Das ist ein zusätzlicher Grund, warum es der Bahn so schlecht geht (im internationalen Wettbewerb): Für Flüge müsste endlich mal das Kerosin genauso hoch besteuert werden wie für Benzin oder Diesel. Sollte das nicht kommen, muss die CO2-Bepreisung eben schnellstmöglich in Richtung 500 € pro Tonne CO2 angehoben werden. Dann überlegt man es sich zweimal, bevor man in den Flieger steigt.
Ergänzung ()

Krik schrieb:
Die Bundeswehr hat noch 180k Leute. So weit ist man also gar nicht weg. Da sollte sich doch die eine oder andere kompetente Person finden lassen.
Das Problem ist wohl eher, dass die Politik das derzeit ablehnt, in der Bundeswehr "externe" Fachexperten einzustellen, weil sie denen ja dann auch entsprechende Vergütungen zukommen lassen (das mehrfache dessen, was ein General oder Admiral verdient). Und der "Oberste" der Bundeswehr darf schon aufgrund der Verfassung nur der Verteidigungsminister sein. Zum Thema Bahn ist das Grundgesetz weniger unnachgiebig bzgl. Reformen.
 
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Mal eine kleine historische Abhandlung, warum die Bahn heute so am Arsch ist
(falls das überhaupt noch jemand liest, der hier seine Stammtischparolen rausgehauen hat. Im Normalfall wird danach ein Thread ja nicht mehr besucht und per @ will ich hier auch nicht jeden anschreiben)

Zu Bundesbahnzeiten funktioniere die Bahn an sich, allerdings war jede Stelle durchschnittlich dreifach besetzt. Das war zu viel und ein Fass ohne Boden. Beamte waren außerdem noch teurer. Daher entschied man sich das Unternehmen zu privatisieren. Das heißt übrigens nur, dass man es privatwirtschaftlich führen können wollte und NICHT, dass man es komplett aus Staatshand gibt. Es wurde hier ja auch schon mehrfach angemerkt, dass der Staat aktuell 100% hält. Selbst bei einem Börsengang hätte der Staat (vorerst) einen Großteil behalten. Und somit sollte auch direkt klar werden: Die Bahn AG war schon immer und ist auch heute noch ein Spielball der Politik. Wer also Bahnmitarbeiter bis hin zum Vorstand für unfähig hält, sollte immer erstmal schauen, wie denn der Auftrag des Bundes überhaupt aussieht, den diese Leute umsetzen.

Im Zuge der Privatisierung wurde leider ein großer Fehler gemacht: Es wurde übertrieben. Statt das Personal auf ein verträgliches Maß zu reduzieren, wurden so viele Stellen gestrichen, dass am Ende nicht mehr genug Personal da war, um die Bahn vernünftig zu betreiben. Das fiel aber erst nicht auf, da man ja eine gewisse Zeit lang auf Verschleiß fahren kann und sich betriebswirtschaftliche Zahlen mit den verringerten Personalkosten auch erstmal super lesen.
Dann kam die nächste Idee: Man will die Bahn auch noch an die Börse bringen. Dazu wurden die Zahlen nochmals stark geschönt (Stichwort: Mehdorn). Der Zeitpunkt war aber ein denkbar ungünstiger, denn die Finanzkrise hatte alle Börsen auf Talfahrt geschickt. EINEN Tag vor Börsengang wurde dieser gecancelt. Die Zahlen waren geschönt, Investitionen zurückgehalten, aber keine Einnahmen aus einem Börsengang, mit denen man fest gerechnet hatte.

Anstatt als nächstes aber die staatlichen Zuschüsse wieder zu erhöhen, die man die Jahre der Schönfärberei zuvor eingespart hatte, kamen erstmal mehrere Jahre (oder waren es Jahrzehnte? :D) CSU-geführte Verkehrsministerien, denen die Bahn am Arsch vorbei gingen. Schön zu sehen, an den Verkehrswegeplänen der damaligen Jahre, wo die Ausgaben für die Bahn teilweise gerade mal ein zehntel der Ausgaben für die Straße ausmachten.

Am Ende der ganze Misere steht eine völlig abgewrackte Bahn mit massivem Investitionsrückstau, von dem wir jetzt noch zehren und noch lange zehren werden. Aktuell kommt die Politik mal so langsam dahinter, dass man hier nachsteuern muss. So hat der aktuelle Verkehrswegeplan immerhin ein ca. 50/50-Verhältnis zwischen Straße und Schiene. Das ist in Anbetracht des Ungleichgewichts der letzten 20..30 Jahre natürlich viel zu wenig, aber immerhin. Eine der besten Ideen der letzten Jahre überhaupt ist die Korridorsanierung, für die ich einfach nur hoffe, dass die Finanzierung dafür nicht gekippt wird.

Dazu sei ganz allegemein anzumerken, das deutsche Eisenbahnnetz ist kompliziert und groß, bei weitem nicht so simple wie bespielsweise in Japan oder so klein wie in der Schweiz. Dass in diesen Ländern die pro-Kopf-Ausgaben für die Bahn trotzdem deutlich höher sind als hier, sollte ein deutlicher Hinweis sein, warum es hier so scheiße läuft.
Auf Grund von Schulden und dem ständigen Denken ans Sparen, ist die Bahn ohnmächtig und nicht handlungsfähig. Allein schon die Gehälter sind zwar nicht katastrophal, aber unterdurchnschnittlich. Das zieht natürlich nicht gerade Spitzenkräfte an und zieht sich durch alle Ebenen, vom Lokführer bis zum Topmanager.

Ich könnte hier jetzt noch ewig weiter schreiben, aber ein sollte deutlich werden: Die Bahn braucht Geld und zwar viel. Geld ist nicht alles, das stimmt, aber zumindest aktuell kann man damit kaum etwas falsch machen. Die Erholung würde so oder so aber Jahre dauern. Vermutlich in etwa so lange, wie sie kaputt gemacht wurde.
 
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Weyoun schrieb:
Dann überlegt man es sich zweimal, bevor man in den Flieger steigt.
Also bevor ich mich nochmal so mit der deutschen Bahn quäle, zahl ich gerne auch das doppelte oder dreifache des derzeitigen Preises für nen Flug aber nochmal tu ich mir das mit der Bahn nicht an 😂
 
@Weyoun
Ich habe belegte Zahlen für die ganze EU und diese mit Quelle belegt.

Die Zahlen die dich interessieren, kannst du selbst recherchieren.
 
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Die Zuverlässigkeit ist katastrophal und ich fahre deswegen sehr ungerne mit ihr aber pauschalisieren hilft da auch nicht. Wie man sich immer über DIE Bahn aufregt. Die Bahn muss sich auch wie ein Fähnchen im Wind drehen, nach jeder neuen Strategieanpassung/Finanzierungsregelung aus Berlin.

Erst spart man politisch gewollt die Bahn Jahrzehnte kaputt um mit schwarzen Zahlen einen Börsengang attraktiv zu machen und dann wundert man sich das man den Rückstand nicht innerhalb paar Monate aufgeholt bekommt. Geld alleine hilft auch nicht. Wo sollen denn die Leute und Maschinen her kommen? Planungsbüros, Baufirmen und die Bahn selber haben alle Personalmangel. Manche Ausschreibungen können gar nicht vergeben werden, weil die in Frage kommenden Unternehmen 100% ausgelastet sind und kein Bewerber sich meldet.
Werbewirksam verkündet die Politik auch noch großmaulig wie viel man ins Netz investieren will und oh Wunder explodieren in der gleichen Woche die Preise bei sämtlichen Unternehmen, die Planungen und Baumaßnahmen umsetzen sollen. Dann reibt man sich die Augen, wundert sich wo denn das viele Geld hin ist und machtes sich einfach indem man Missmanagement unterstellt.
Damals Einsparungen wegen dem Börsengang und heute macht man den gleichen Fehler wieder dank Schuldenbremse. Wer macht denn nun eigentlich die Fehler, die Bahn oder der Staat? ;)
 
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supermanlovers schrieb:
Ich habe belegte Zahlen für die ganze EU und diese mit Quelle belegt.
Wenn ich auf deinen Link klicke, sehe ich leider nicht das, was du geschrieben hast. Muss man sich da erst durch das Menü durchnavigieren?
Ergänzung ()

Bully49 schrieb:
Wenn man die Zielvereinbarungen einfach "clever" niederschreibt, hat man auch im Falle eines Totalversagens Anspruch auf Boni. Hier muss sich der Verkehrsminister Wissing unangenehme Fragen stellen lassen, wie es jemals zur Definition dieser "Ziele" kommen konnte.
 
@Weyoun
Sich den Bericht durchlesen. Ich wollte keine 110 Seiten PDF direkt verlinken.
 
supermanlovers schrieb:
Sich den Bericht durchlesen. Ich wollte keine 110 Seiten PDF direkt verlinken.
Dann hättest du aber gleich das PDF verlinken können (wenn ich mich recht erinnere, sind da sogar mehrere Dokumente verlinkt).
 
Die Schuldenbremse macht uns die Zukunft noch mehr kaputt, als sie eigentlich schon gewesen wäre. Die Leute, die diese eingeführt haben, sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Keine Investitionen in den Klimaschutz, keine Investitionen in die Infrastruktur, keine Investitionen in die Gesundheit. Und das wurde entschieden von Leuten, die die langfristigen Konsequenzen eh nicht mehr zu spüren bekommen.
 
@Weyoun
Wollte nicht das jeder Smartphone Nutzer 110 Seiten runterladen muss.

Du brauchst mir die Zahlen auch nicht glauben.

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pseudopseudonym schrieb:
Die Bahn ist nicht an der Börse, sondern gehört zu 100% dem Staat. Wäre die Bahn an der Börse und der Staat würde nicht für völlig kaputte Gleise als Retter einspringen (deswegen lässt die Bahn Gleise ganz vergammeln, statt diese richtig zu warten) und somit Missmanagement belohnen, würde die Privatisierung VIELLEICHT sogar funktionieren.

Jein, de facto ist sie bis heute zu 100% Bundesbesitz, man wollte sie aber 2008 in den Handel bringen (bis maximal 49,9%; Netz und Bahnhöfe ausgeklammert), aufgrund der einsetzenden Finanzkrise wurde das aber erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben und 2011 hieß es erneut, dass es erstmal kein Thema sei und so ist es ja bis heute.
 
Syrato schrieb:
Nein, nie privatisieren!
Aber einfach fähige Leute einstellen und weniger Bürokratie, entschlanken der Personalebenen und dann endlich ranklotzen.

Bei euch Deutschen sollte auch im Bundestag abgebaut werden, viel zu viele Personen.
Für fähiges Personal müsste der Staat erstmal Geld in die Hand nehmen um das zu bezahlen. BMI so: Tarifvertrag passt doch, sind doch alle Stellen besetzt. Behörde so: OK ich kann jetzt nach Tarifvertrag wen unqualifizierten einstellen oder garniemanden... Also entweder die Chance darauf jemanden zu qualifizieren oder einfach garniemanden haben... Nun ja... Sind ja alle Stellen besetzt nich?
 
Weyoun schrieb:
Das kann und will ich nicht glauben. Die Normen für Bahntechnik ist einigen Punkten noch strenger als die im Automotive-Bereich.
Quelle Verwandtschaft mit circa 25 Jahren Erfahrung als Lokführer. Liegt bei Dir, ob Du das glaubst oder auch nicht.
 
Ausgerechnet bei Digitalisierung zu sparen, wo Digitalisierung ja normalerweise perspektivisch Geld spart, ist natürlich kompletter Unsinn. Kurzfristige Ziele über langfristige Ziele.
Schuld an der Misere ist allerdings nicht die Schuldenbremse. Sondern dass in diesem Land seit Jahrzehnten viel Geld ausgegeben wird, ohne etwas zu bringen. Der Bundeshaushalt ist riesengroß und trotzdem sind überall Löcher. Dennoch werden in der Verwaltung weiterhin Stellen aufgebaut, Prozesse immer noch nicht gestrafft, sinnlose Regeln nicht über Bord geworfen, Digitalisierungsprojekte zur Effizienzsteigerung versanden, man leistet sich Föderalismus an Stellen ohne Mehrwert (Bildung sollte nicht Ländersache sein), etc. pp.

Bevor weitere Schulden aufgenommen werden, sollte man erstmal den Laden aufräumen und dieses Land auf Effizienz trimmen. Das Land muss endlich wie ein Unternehmen geführt werden. Ein Satz, der lustig klingt, weil das Land ja größtenteils von der Union geführt wurde, die sich selbst ja so gerne Wirtschaftskompetenz unterstellt. Ein Trauerspiel.
 
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