(-_-) schrieb:
Ziemlich heuchlerisch, dann einen freien Markt zu fordern, oder nicht?
MMn ist das Heuchlerische zusätzlich darin zu finden, dass man den Martkplatz-Anbieter allein angreift ohne die Hersteller mit einzubeziehen. Soll heißen: Epic bietet Publishern/Entwicklern ein Angebot an (zeitliche Exklusivität für Geld), nur liegt es allein bei den Publishern/Entwicklern das Angebot anzunehmen. Diese nehmen dieses Angebot aus unterschiedlichen Gründen gerne an, was zur Folge hat, dass das Problem letztlich weniger allein bei Epic als viel mehr im allgemeinen Markt/der Branche zu finden ist.
RobinSword schrieb:
Und warum lässt sich das nicht wegboykottieren?
Weil sich zu viele Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen und Co. im Topf befinden. Die Masse interessiert die ganze Problematik eher nicht, ihnen geht es nur um den Konsum. Erst wenn sie (echte oder gefühlte) Nachteile in ihrem Konsum durch solcherlei Aktionen beziehen, wird reagiert.
Es gab in den letzten 2 Jahrzehnten dafür recht viele Beispiele, mein liebstes ist immer noch DRM. Der Aufschrei bezüglich DRM ist bis heute immer noch groß, es hat sich auch eine Plattform etabliert, die Spiele möglichst DRM frei anbietet (GOG). Trotzdem ist GOG in Relation zu Steam und Konsorten recht unbedeutend bezüglich "AAA" Titel, selbst so mancher Indie Titel erscheint inzwischen eher auf Steam als auf GOG. Selbst CDPs eigene Titel verkaufen sich gleich gut oder gar besser auf Steam als auf ihrer eigenen Plattform (siehe The Witcher Tales).
Grund: die Mehrheit zieht keinerlei Nutzen aus der DRM Freiheit, daher interessiert es sie nicht, die Steam-Bindung und Co. machen alles komfortabler.
Daraus folgt: man kann selbst gerne darauf verzichten (ich habe z.B. selbst mit WoW 2012 aufgehört für ~3 Jahre, weil ich mit der Qualität des Spiels nicht mehr zufrieden war), aber dass andere Folgen ist, selbst wenn man die Probleme umfangreich darlegt, relativ unwahrscheinlich.
RobinSword schrieb:
Gegen Lootboxen und Mikrotransaktionen kann man also auch nix machen?
Wenn keine Gesetze/Regeln extra eingeführt werden? Nein, dann kann man nichts machen als einzig allein selbst darauf zu verzichten. Du kannst zwar anderen sagen, warum du verzichtest, warum die Handlungsweisen der Firmen total Moppelkotze und Co. sind, aber ob das eben andere genauso sehen und deinem Beispiel dann folgen, darauf hast du keinen Einfluss.
Gesetze/Regeln allein bedeuten auch nicht, dass sich im Kopf der Leute etwas ändert. Das ist so gesehen nur ein Sieg auf Raten. Sieht man ganz gut bei der momentanen Entwicklung, dass Lootboxen in so manchen Games entweder durch einen Season Pass ersetzt oder erweitert werden, damit die Leute noch mehr Geld ausgeben... und das problematische dabei: es funktioniert. Man braucht sich nur den Erfolg von Mario Kart Tour und Animal Crossing auf den mobilen Geräten ansehen. Der liegt nicht allein darin, dass nur "unerfahrene Kinder" dort Geld ausgeben, es sind auch Erwachsene, die für den kurzen Konsum Kick, für das kurze Glücksgefühl, ausgelöst durch einen Kauf, in diesen Spielen sehr viel Geld lassen.
Noch Problematischer: wenn man versucht, den leuten klar zu machen, dass sie durch ihre Handlungen sich auf kurz oder lang selber Schaden zufügen, dann wird man schnell angefeindet, schlicht weil man ihnen ihr "Mittel zum Glück" entziehen will.
RobinSword schrieb:
Ist es den meisten inzwischen tatsächlich egal, wie viele DRM-Clients sie auf dem PC haben und in wie vielen verschiedenen Shops sie kaufen müssen? Und was ist eigentlich, wenn morgen der nächste große Anbieter kommt und die Entwickler mit noch mehr Geld lockt, damit sie nur auf SEINER Plattform veröffentlichen? Hat das mal jemand gedanklich weiter gesponnen?
Zu DRM/Clients: ja. Für die Mehrheit ist es inzwischen Standard, sie kennen es gar nicht anders (wer heute z.B. ~20 ist, der ist eben mit Kontobindung aufgewachsen). Und für die, die noch die anderen Zeit kennen, die haben sich an das System inzwischen auch gewöhnt. Zu komfortabel sind einfach die Möglichkeiten der Spielevewaltung über das Konto-System. Und es gab noch keinen Fall, in dem halt eine größere Zahl an Spieler ihre Spiele verloren, weil die Plattform dicht machte. Erst wenn das passiert, werden die Leute auch den Nachteil der Konto-Bindung sehen.
Zum zweiten Teil: das haben schon sehr viele weitergesponnen, dargelegt, hier im Forum, in anderen Foren etc.
Problem dabei ist: der Mensch kann zwar vorausplanen, aber er kann nicht in die Zukunft sehen. Er lebt hier und jetzt, alles andere ist zu unsicher, konjunktiv, Zukunft, usw.
Folglich interessiert es die Mehrheit solange nicht, wie es nicht gesichert ist, dass es eintreten könnte. Darum wird eben konsumiert, damit man nichts verpasst, das Verlangen stillt etc.
Oder anders gesagt: die Mehrheit konnte sich damals zwar vorstellen, dass aus Pferderüstungen auch mal mehr wird als eben nur paar kosmetische Items, aber dass sich das zu einer der größten "Plagen" in der Spielegeschichte entwickeln würde, das wollte oder konnte keiner sehen, erahnen etc.
Das hätte ja dann bedeutet, dass man auf diese tollen coolen Rüstungen für seinen digitalen Gaul hätte besser verzichten müssen... und das hätte ein unschönes Gefühl in der Brust verursacht... daher hat man eben lieber zugeschlagen und Spaß gehabt.
RobinSword schrieb:
Und selbst CD Projekt veröffentlichen ihre eigenen AAA-Titel wie Witcher 3 und Cyberpunk 2077 nicht exklusiv in ihrem eigenen Store - obwohl es die Leute trotzdem bei ihnen kaufen würden (wie man an den Vorbestellungen von Cyberpunk auf GOG ja sieht) und es ihnen ja extrem weh tun muss, Geld an Steam abzudrücken, wo sie doch ihre eigene Plattform haben.
Das liegt primär daran, weil sie über ihre eigene Plattform gar nicht genug verkaufen würden bzw. der Absatz niedriger wäre.
Zwar hat sich The Witcher 3 beim Release über GOG selbst besser verkauft als über Steam, jedoch war der Unterschied nicht so immens (knapp 700k auf GOG vs etwas mehr als 600k auf Steam). Inzwischen dürfte Steam vorbei gezogen sein.
Mit The Witcher Tales ging CDP sogar baden. Das Spiel war zunächst exklusiv auf GOG zu bekommen, verkaufte sich trotz vermeintlich zugstarker Marke sehr schlecht. Dadurch war CDP gezwungen, das Spiel auch auf Steam zu veröffentlichen und die Verkaufszahlen zogen plötzlich stark an.
Kurzum: ohne Steam entgeht Publishern/Entwicklern sehr viel Geld (weswegen auch EA zurück auf Steam ist), weswegen manche hier ja auch bezüglich Steam von einem Quasi Monopol sprechen.
RobinSword schrieb:
z.B. mit besseren Angeboten
Das geht auch nicht, weil weder der Epic Store noch Steam Händler im Sinne von dem, was wir üblicherweise als Händler verstehen, sind.
Sowohl Epic als auch Steam sind einfach nur Vertriebsplattformen. Sie kaufen den Publishern keine Zahl X an Spielen ab, um diese dann nach eigenen Preisvorstellungen zu verkaufen, sondern sie bieten den Publishern an, in semi-artiger Eigenregie über die Plattform nach (an gewissen Klauseln gebundene) eigenen Preisvorstellungen ihre Spiele zu verkaufen.
Epic und Co. ziehen nur ihren Obulus pro verkauftem Spiel als Gebühr für den "Stand" auf ihrer Plattform ein.
An den Preisen aka Angeboten können sie daher wenig drehen. Im Gegenteil, versuchen sie es in dem sie z.B. neben den Angebotspreisen (die von den Publishern/Entwicklern festgelegt werden) noch einen Bonus aus der eigenen Tasche drauf legen, dann kann es passieren, dass eben die Publisher/Entwickler die Teilnahme untersagen.
So geschehen bei den Sommer Deals im Epic Store, als Epic zusätzlich 15€ Rabatt (oder waren es nur 10€?) auf die Angebotspreise von Spiele vergab, was dann bei einigen Publisher/Entwicklern für Unmut sorgte, weil ihre Spiele dadurch quasi verramscht worden wären.
Folglich stehen Epic/Steam und Co. nur bezüglich ihrer Features/Services in Konkurrenz zu einander, bei den Preisen liegt es in der Hand der Entwickler/Publisher und da versuchen Steam und Co. es möglichst mit Klauseln zu unterbinden, dass diese auf anderen Plattformen preislich ihre Produkte günstiger anbieten.