Regulation gegen Desinformation ≠ Wahrheitsmonopol.DieRenteEnte schrieb:Da bin ich sehr gespannt, wie und wer die Wahrheit definieren wird, denn wenn ...
Was im Artikel geschrieben wurde ist offensichtlich nicht was subjektiv ankam.
Diese Kritik an "der Wahrheit" verliert sich hier im nichts, denn es geht hier um Bekämpfung von Desinformation und keine aktive Errichtung von (Pseudo)-Wahrheiten - die Neutralisierung von Schlangengift und nicht das pathologische Vergiften damit. Und ja vielleicht gibt es dazu keine perfekte Dosis für das Antiserum.
Sollte man deshalb etwa jeglicher Desinformation freien Lauf lassen, weil es nicht möglich ist für jede gewissenhafte Berichterstattung einen 100% Wahrheitsgehalt zu garantieren?
Wahrheit kann zwar nicht zu 100% ergründet werden, Desinformation kann aber meist falsifiziert werden, auch wenn das leider ein vielfaches der Ressourcen benötigt wie das Erzeugen der Desinformation (jeder weiss was Gerüchte sind).
Mit solchen Gedankensprüngen, wie hier mehrfach zu lesen, dass Desinformationsbekämpfung mit Wahrheitsmonopolismus gleichzusetzen sei, ist der Schritt von Korrektur zu Zensur dann auch schnell getan.
Denn im Grunde ist das keine Ungenauigkeit sondern ein absolutes Missverständnis davon wie Korrektur und die Falsifikation von Unwahrheiten von statten gehen. Genau deshalb sind Forderungen wie von @Fakechaser weiter oben so wichtig.
Als "Falsifikator" würde man nicht behaupten: "Die Erde ist ein Würfel!" sondern: "Die Erde kann nicht flach sein weil, und hier sind die Belege dafür".
Am Ende ist das schlichtweg der Weg der Logik und Wissenschaft, die auch deshalb ganz besonders von Desinformationsinteressierten Akteuren vermieden und verspottet wird.
Die wichtige Frage ist also nicht wer "Die Wahrheit definieren wird" sondern "Wie groß sind die Ressourcen (der Unternehmen oder Staaten) um Desinformation zu widerlegen"
Eine perfekte Trefferquote durch einen gesetzlichen Rahmen wie diesen wird es hierzu natürlich nicht geben, besonders da die Methode dadurch noch nicht definiert wurde.
Aber wenigstens kann man auch davon ausgehen, dass es schnell auffliegt und weltweit öffentlich wird wenn man in der EU ausländischen Unternehmen auf politischer Ebene vorschreiben würde, was konkret die politische Wahrheit zu sein hat (Das zur Abgrenzung eines "staatlichen Wahrheitsmonopols").
Das Verhältnis von "nachprüfbar" zu "völlig ausgedacht" würde sich durch ein (gutes Gesetz) im Laufe immer weiter zu verlässlicheren Informationen hin verschieben. Wie gut die Umsetzung ist steht aktuell noch offen, der Gedanke als solches ist vom Prinzip her aber nicht falsch sondern angesichts der entgleisten Media-Kultur welche "Lügen als Mittel zum Zweck" billigt, bitter nötig.
Die Vorstellung, dass Social Media sich selbst reguliert und zu einer objektiven Wahrheitssuche "entscheidet" wäre daher schlichtweg naiv. Sie wird bereits dezentral (dis)reguliert, auf eine für alle destruktive Neigung hin!
Aus der Forderung dagegen anzukämpfen folgt leider nicht selten der Gedanke, dass alles was von außen bremsend auf Desinformation wirken soll automatisch Zensur oder "Kontrolle von oben" entspricht. Diese angeblich schadensvermeidende Sichtweise ist ironischerweise bereits eines der Symptome einer voranschreitenden Beeinflussung: alles was Desinformation aufdecken kann soll bekämpft werden.
Die Grundlage: menschliche Angst vor Freiheitsverlust und die Manipulation derer.
Dann scheint die gespeicherte Erinnerung nicht dem zu entsprechen wovon Orwell geschrieben hat.DieRenteEnte schrieb:Das erinnert ein wenig an das Ministerium für Wahrheit von George Orwells - 1984
Es hilft den Fürsprechern einer "absoluten Meinungsfreiheit" natürlich ungemein wenn jegliche (gesetzliche) Rahmenbedingungen gegen Desinformation wegfallen, denn dann kann alles als Wahrheit hingestellt werden.
Es braucht kein Wahrheitsministerium mehr wenn Menschen übermäßig von Propaganda umgeben sind.
Denn dann übernimmt die menschliche Heuristik, was öfter gehört wird gewinnt an Wahrheitswert.
Das ist ein riesen Problem, denn die Menge an Desinformation ist ums unendliche öfter erzeugbar als die der korrekten Informationen. Daher wird es unreguliert zwangsläufig zu einem Übermaß an Desinformationen kommen. Ich möchte wirklich kein Internet mehr benutzen wenn ich allein aus statistischen Gründen davon ausgehen muss, dass 90% der Informationen dort bewusst verfälscht werden, besonders von jenen die sich selbst " Wahrheitskämpfer" oder sonst wie bezeichnen. Dieser Zustand wäre ohne Regulierung praktisch bald möglich.
Daher ist das Gegenteil jeglicher Kontrolle auch nicht Freiheit sondern destruktives Chaos, und darum ist der Vergleich mit Orwell auch so unpassend, da es nicht darum geht freie Meinungsäußerung zu unterdrücken und umgekehrte Wahrheiten aufzustellen, sondern gezielt destruktive bzw. falsifizierte Informationen zu erkennen und durch eingeschränkte Verbreitung einen "Flächenbrand" zu vermeiden.
Wenn dieser Unterschied der Ausgangspunkte nicht klar wird wäre es auch möglich zu glauben, dass schon nur das Eindämmen von Social-Media-Bots, die Fake-news liken und alles andere in Frage stellen, eine Art von Zensur und Meinungslenkung wären. ( AI-Bots here we come...).
Angenommen so eine Welt wäre real, also die Umkehr der aktuellen Situation.
Jeder, der auch nur im Ansatz gegen gestreute Gerüchte gegen sich selbst vorgehen würde, könnte als "Komplize des Wahrheitsministeriums" betitelt werden.
Wer nicht daran interessiert ist, dass man Desinformation aufdecken kann/darf, wird solch eine Beschuldigung umso öfter auf andere anwenden, wodurch sie jeden Versuch der Selbstverteidigung im Keim ersticken soll. Liebhaber solcher Phrasen zählen daher laut "Manipulations-1mal1" mit großer Wahrscheinlichkeit selbst zu jenen, die von Desinformation profitieren.
PS: nur weil man Orwell zitiert, bedeutet das nicht, dass man damit auf der rationalen Seite steht.
Genau, es ist Gerede, mehr nicht. Dass jetzt noch jemand Musks Äußerungen für durchdacht und richtig hält wundert mich schon stark. Von dieser surrealen Selbstwahrnehmung Musks und seiner angeblichen Neutralität ganz zu schweigen. Siehe Ron Desantis und "don't say gay", jener "Freiheitskämpfer" der durchgesetzt hat, dass schon nur ein aufgeklärtes Gespräch über Geschlechter in der Schule, geplant bis Highschool, zum Rauswurf von Lehrern führt.rorian schrieb:Wenn Elon Musk sein gerede von Neutralität ernst nimmt, ist dieser Schritt nur konsequent und richtig.
EDIT: Korrekturlesung durchgeführt, spät nachts ist wirklich keine gute Zeit zum Texte schreiben
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