Ein paar Fakten zum Thema Vertragsverletzungsverfahren, um das Ganze mal ins richtige Licht zu rücken:
EU-weit laufen derzeit rund 1590 Vertragsverletzungesverfahren. Davon gegen Deutschland insgesamt 68. 22 davon wegen fehlender Umsetzung von Richtlinien, genau wie bei der VDS. Teilweise über viele Jahre. Strafzahlungen sind bisher wegen keinem davon fällig geworden! Das ist nämlich keineswegs ein juristischer Automatismus, sondern eine rein politische Entscheidung der Kommission (die die Interessen der nationalen Regierungen, inklusive Deutschlands vertritt).
Die Bundesregierung könnte bezüglich der Umsetzung der VDS auch einfach eine Ausnahmeregelung beantragen, weil die VDS mit geltendem deutschen Recht (§ 96 Telekommunikationsgesetz) kollidiert und eine Gesetzesänderung aus Gründen des Grundrechtsschutzes nicht möglich ist, wie man es z.B. auch schon bei der EU-Spielzeug-Richtlinie gemacht hat, und das Verfahren würde höchstwahrscheinlich direkt wieder eingestellt oder zumindest keine Strafzahlungen anfallen.
Statt dessen unternimmt die deutsche Regierung nichts, um die Strafzahlungen zu vermeiden!
Man tut so, als stünde man von außen unter Druck, aber tatsächlich ist der offensichtlich einfach so gewollt. Die EU wird von den deutschen VDS-Beführwortern nur als Waffe gegen das eigene Volk benutzt.
Jegliche Anti-EU-Stimmung, die dadurch entsteht, dürfen sich diese Politiker (die meisten aus der Union) auf ihre Rechnung schreiben lassen. (Da wünscht man sich fast, der alte Helmut Kohl würde mal bei denen vorbeischauen und sie für das, was diese Typen da aus niedersten Gründen "seiner" EU antun, fertig machen.)
Ob die VDS-Richtlinie überhaupt mit der EU-Grundrechtscharta vereinbar ist, wird derzeit vom EuGH geprüft.
Trotz wiederholter verzweifelter Aufforderungen durch die Kommission konnten bisher von keinem VDS-praktizierenden Land Hinweise dafür vorgelegt werden, dass sie wirksam oder gar notwendig ist und das ist eine Vorraussetzung für Grundrechtseinschränkungen wie die VDS.
Würde die VDS gekippt, würden bis dahin entrichtete Strafzahlungen Deutschland möglicherweise einfach wieder zurückerstattet.
In der heutigen Form Bestand haben, wird sie aber sowieso nicht. Wahrscheinlich noch dieses Jahr wird sie entweder ganz wieder zurückgezogen oder grundlegend überarbeitet werden, so dass eine eventuell bis da hin erfolgte Umsetzung in deutsches Recht dann wieder rückgängig gemacht werden müsste.
Die Umsetzung des letzten deutschen VDS-Gesetzes hat Deutschland (bzw. den Providern und damit deren Kunden, also uns allen) ca. 330 Millionen Euro gekostet. Solche Beträge würden nochmal fällig werden, wenn wir die VDS erneut einführen. Wenn sie von der EU-Kommission danach wie angekündigt überarbeitet wird, fallen die Kosten gleich nochmal an.
Wir können also viele Jahre lang die Strafe zahlen und kommen damit immer noch billiger davon, als wenn wir die VDS jetzt wieder einführen.
Alle Infos, Zahlen und Fakten mit Quellen gibt es hier:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/