Serana schrieb:
Die Frage die sich eher stellt ist, ob es eine Veranlassung gibt ein zweites System vorzuhalten und welches das dann ist. Für mich entscheidet sich das hauptsächlich am Thema (Skyrim-)Modding. Wenn alles was ich dazu brauche/nutze unter Linux ebenso gut läuft wie unter Windows, dann bräuchte ich Windows wahrscheinlich nur noch ab und zu in einer VM.
Wenn du Skyrim-Modding als User meinst: das ist mit relativ wenig Zusatzaufwand auch unter Linux möglich, zumindest mit der Steam-Version davon. Es gibt da ein ganz praktisches Tool namens SteamTinkerLaunch. Das hat sogar schon eine Installationsroutine für den Mod Organizer 2 unter Wine/Linux mit integriert. Ich hatte ein Playthrough (mal wieder nicht beendet, aber doch relativ weit) mit diesem Setup und ca. 50 Mods am Laufen. Stabil. Also in Steam einstellen dass TinkerLaunch gestartet wird statt der Skyrim-Exe, darüber dann MO2 starten, Mods per MO2 installieren und Skyrim direkt aus MO2 heraus starten. IIRC. DLL-Injection-basierte Mods wie SKSE funktionieren auch problemlos (einfach normal ins Spielverzeichnis kopieren und dann nur sicherstellen, dass bspw. Proton GE verwendet wird, denn Proton GE hatte damals im Gegensatz zum regulären Proton einen eingebauten Support dafür, automatisch SKSE mit zu laden, wenn man Skyrim via Proton GE startet). Das ist vielleicht auch immer noch so.
Ist auch schon ca. 2 Jahre her oder so, d.h. die Kompatibilität müsste inzwischen eigentlich noch besser sein und die Tools noch ausgereifter.
Wenn du Modding als Modder meinst, dann kann ich nix zu sagen, kenne da die Tools nicht.
Serana schrieb:
Wobei ich mir im Interesse von Linux eher wünsche, daß es eben nicht Windows als vorherrschendes System abläuft. Die Tauglichkeit für den Massenmarkt würde nämlich tendenziell eine Vereinfachung des Systems bedeuten, so, daß es auch Oma Erna bedienen kann.
Am Ende hätte man dann ein System das zwar noch Linux heißt, aber dem heutigen Windows ähnlicher ist als dem heutigen Linux. Außerdem wären die Tage in denen Linux weitgehend frei von Schadsoftware war dann auch eindeutig vorbei. Wir hätten unter Linux genau denselben Mist mit dem wir unter Windows leben gelernt haben.
Die Gefahr sehe ich weniger. Denn es gibt ja nicht nur eine Komponente, sondern meistens mehrere "konkurrierende" Projekte und Distris. Von denen kann man sich ja dann eine aussuchen, die nicht so stark versimplifiziert ist. Minimalistische Projekte wie Arch Linux, NixOS usw. wird es immer geben und technisch versiertere User können sich da immer austoben. Auf der anderen Seite wird es auch immer Dinge wie Linut Mint oder Ubuntu geben, die halt by default anfängerfreundlicher sind.
So eine Gefahr besteht eigentlich nur bei proprietärer Software, denn da gibt es keine direkten Alternativen (nur indirekte, also Nachbauten oder ähnliche Projekte, aber nichts was auf dem Großteil der selben Codebase aufbaut, denn die ist ja geheim). Und da spielt typischerweise die Wirtschaftlichkeit immer eine Rolle (bei Open Source Projekten nicht immer, manche sind auch nur durch Donations gesteuert oder sogar komplette Hobbyarbeit), und zwar in der Form, dass man den Kunden ein Produkt verkaufen will/muss. Und das wiederum bedeutet, dass man sich um möglichst viele Kunden/Verkäufe kümmern muss. Und das wiederum bedeutet zwangsweise eine ziemliche Vereinfachung, denn nur wenn es möglichst simpel ist, kriegt man möglichst viele User. Einem Open Source Projekt wie bspw. Arch oder NixOS kann es eigentlich fast egal sein, ob das nun 500.000 User nutzen oder 5 Milliarden. Solange das Funding stabil ist und das Projekt nicht aus Ressourcenmangel Probleme kriegt, wird es immer genug User geben, die genau das so haben wollen und dafür auch weiterhin contributen oder donaten. Das ist halt so ein bisschen der kulturelle Unterschied zwischen kommerzieller Software und Open Source.
Serana schrieb:
Es ist nicht schwieriger für Linux Schadsoftware zu schreiben. Es wird nur nicht gemacht, weil es sich mangels Verbreitung einfach nicht lohnt. Aber wer sich unter Windows jede Malware holt die nicht bei drei auf dem Baum ist, der schafft das auch unter Linux.
Ja, Schadsoftware ist nichts OS-spezifisches. Wobei bei Windows auch ein paar technische Gründe zur erhöhten Anfälligkeikt beitragen: z.B. geheimer Quellcode bedeutet Schwachstellen werden tendenziell weniger schnell gefunden und gefixt, und viele Legacy-Komponenten die immer noch an Bord sind um uralte Software noch zu supporten. Und, ja, Bloat allgemein. Je weniger Software läuft, und je weniger komplex die Software ist die läuft, desto weniger Schwachstellen sind vorhanden. Als Faustregel. Es hat ja schon seinen Grund, warum MS mit Win12 modularer werden will. Die haben sicherlich auch erkannt, dass sie in einer problematischen Situation wären wenn zukünftige Windows-Versionen
noch mehr Bloat hätten als Win11. Selbst wenn die Hardware das wegstecken kann, wird der Code für MS immer schlechter wartbar und das hat dann negative Auswirkungen auf Security, Performance, etc.
andy_m4 schrieb:
Wobei das auch wieder so ne Kultur-Geschichte ist. In der Windows-Welt ist es eben üblich sich Word-Dokumente etc. per Mail hin- und herzuschicken. Und klar ist Windows hier nicht das zentrale Problem, sondern solche Prozesse. Deswegen war ja meine Argumentation gar nicht so sehr technisch, sondern eben eher auf solche weichen Faktoren abzielend.
Auch noch witzig an der Stelle ist, dass MS durch fragwürdiges UI-Design die User geradezu dazu einlädt, auf Dinge zu klicken, die schädlich sind. Bei MS Office z.B. die bekannte gelbe dicke Macro-Warnungs-Leiste oben. Die lädt total dazu ein, drauf zu klicken und alles zu erlauben. Weil sie so prominent dargestellt ist. Wie ein Dark Pattern was in dem Fall in die falsche Richtung läuft. Das "Ablehnen" sollte sehr einfach sein und sehr sichtbar. Und das "Akzeptieren" sollte möglichst in einem Untermenü versteckt sein mit noch eine rExtra-Warnung. Browser machen da denke ich eine ganz gute UI vor wenn sie bspw. vor unverschlüsselten Sites oder abgelaufenen Zertrifikaten warnen. Sie machen es bewusst nicht einfach, sowas zu ignorieren. Und das ist wichtig, damit dem User bewusst wird, dass er hier wirklich ein Problem mit auslösen könnte.