Cool Master schrieb:
Wenn sich jemand beleidigt fühlt --> Polizei --> Ermittlung --> Anklage Ja/Nein --> Wenn ja, Gerichtsverhandlung
Das sehe ich auch so.
Wobei man noch ergänzen kann, dass man sich natürlich nicht unbedingt persönlich beleidigt fühlen muss, um Anzeige zu erstatten. Wenn man über eine mutmaßlich strafbare Äußerung stolpert, gehört es zur Bürgerpflicht, das den Strafverfolgungsbehörden zu melden.
Das gilt natürlich auch, wenn z.B. einem Facebook-Mitarbeiter eine mutmaßliche Strafttat auffällt, und es wäre auch zu begrüßen, wenn Facebook aktiv ein Auge nach sowas offen hält. Es ist ja auch in ihrem eigenen Interesse, dass auf ihrer Plattform keine Straftaten begangen werden.
Damit ein mutmaßlich illegaler Inhalte nicht bis zum Abschluss des Gereichtsverfahrens online bleibt, gibt es die Möglichkeit einer einstweiligen, richterlichen Anordnung, den fraglichen Inhalt vom Netz zu nehmen, die mindestens bis zu Urteil gilt und so Schaden abwendet. (Sollte sich letztlich die Unschuld herausstellen, muss die Löschung wieder rückgängig gemacht werden.)
So einer Anordnung eines Richters müssen Facebook und Co. natürlich möglichst schnell Folge leisten und wenn nicht, machen sie sich selbst mitschuldig.
Für das alles braucht es keine neuen Gesetze. Aber gegebenenfalls müssen Strafverfolgungsbehörden und Justiz in Sachen Personal, Ausbildung und Ausrüstung aufgestockt werden, damit sie diese Arbeit zügig erledigen können.
Das kann Geld kosten, ist aber unumgänglich. Alles andere wäre eine Kapitulation des Rechtsstaats.
Ergänzung:
Neben der Tatsache, dass man damit die Justiz nicht "privatisiert", keine vorrauseilende, zu weit greifende Zensur durch Facebook und Co. droht und keine neuen, überflüssigen Gesetze anfallen, hat das auch den Charme, dass effektive Strafverfolgung höchstwahrscheinlich einen ordentlichen, abschreckenden Effekt haben wird.
Im Gegensatz zum bloßen Löschen eines Beitrags, wird die Aussicht für ein paar Jahre in den Knast wandern zu können, wohl die meisten zweimal darüber nachdenken lassen, ob es das wirklich wert ist, seinen geistigen Durchfall online zu verbreiten.