latexdoll schrieb:
Es betrifft den Einzelhandel, Verwaltungen, FiBu, Transportbranche uvm. , Amazon testet nicht umsonst schon Roboter in Ihren Werk oder Industrie 4.0 ist ein erster und wichtiger Schritt dahin.
Ja, aber nicht nur. Wir haben z.B. an der Uni Quadrocopter, die - mit Lasern und KI ausgestattet - selbstständig Landvermessern assistieren.
Über eine Kooperation hängt da auch eine andere Uni mit drin, die das gleiche für In-House entwickelt.
Park-/Nachtwächter - generell in der Securitybranche - wurde in den letzten Jahrzehnten ja schon enorm viel automatisiert, da ist mithilfe von KI aber ebenfalls noch mehr drin: kenne persönlich Wissenschaftler bei uns, die KIs für Personentracking entwickeln und das auf beliebig vielen Kameras.
Auch die nächste Generation Reinigungsroboter steht schon in den Startlöchern.
Es steht uns im 21. Jahrhundert definitiv noch über sehr viele Branchen verteilt eine riesige Umgestaltung bevor.
latexdoll schrieb:
btw. ist China nicht gerade wieder auf Big Schnäppchen tour in Deutschland und kauft fleissig Firmen in der Branche auf?
Ja; allerdings nicht nur Unternehmen. Der chinesische Staat fördert verstärkt in letzter Zeit Spitzenforschung und Kooperationen. Wir haben gerade erst letztens eine neue Initiative bewilligt bekommen, wo Fördergelder aus DE & China bereitgestellt werden, Schwerpunkt hier auch KI/Robotik. Zwei deutsche Unis und zwei aus China.
In Deutschland ist sowas leider immer noch schwer "alleine" realisierbar, da die Politik (#Neuland) einfach
pennt. Leider gibt es auch sehr viele verschlafene Unternehmer hier.
...aber dank der Globalisierung kann man hier an den Unis trotzdem sehr viel machen, weil international sehr viele immer an Kooperationen interessiert sind.
Ich bin in zwei Monaten auf einer der größten Robotik-Forschungssymposien der Welt, dort sind Google, Amazon, Facebook aber auch durchaus viele kleinere ebenfalls vertreten und hauptsächlich natürlich Universitäten von überall auf der Welt.
Wattwanderer schrieb:
Erinnert sich niemand mehr an Meldungen wo die Fabriken in ihrer Personalnot ganze Schulklassen zum "Praktikum" an die Fließbänder holten? Oder Doppelschichten? Oder das Einbehalten von Lohn für Wanderarbeiter damit sie nach dem Neujahrsfest die sie in ihrer Heimat feiern auch hoffentlich wiederkommen?
Die Null-te industrielle Revolution soll erst stattgefunden haben als die Pest so viele Menschen dahinraffte und Ersatz für die fehlende Arbeitskräfte gefunden werden musste. So unglaublich es klingen mag, es kann durchaus Mangel an Arbeitskräften geben.
Ansonsten, wer Qualifikation als Ausweg sieht hat die Glocken in Form von AlphaGo nicht läuten hören. "Kopfarbeiter" sind aktuell eher gefährdet als "Körperarbeiter". Allein die Hand. Da hat die Evolution ein Meisterwerk in Sachen Werkstoff, Steuerung, Energieeffizienz geschaffen und es sieht so aus als ob das Nachbilden einer Hand deutlich länger Zeit in Anspruch nehmen wird als die Nachbildung des Gehirns.
Das ist absoluter Quark.
Ich bin an eine Uni, wie gesagt, wo ich mich auf künstliche Intelligenz und Robotik spezialisiere: eine qualitative Simulation eines menschlichen Gehirns wird noch einige Zeit dauern.
Alleine von der Rechenkapazität, die je nach Quelle auf ein bis mehrere ExaFLOPS geschätzt wird (Vergleich: der TIANHE-2, letzter Rekordhalter unter den Supercomputern, liefert "gerademal" knapp 34 PetaFLOPS), wird das noch einige Zeit dauern. Bei Supercomputern geht man vom "Exascale" ja in weniger als 10 Jahren aus, aber das werden dann auch nur wenige Supercomputer sein. Bis diese Leistung für Roboter in Unternehmen bereitsteht, werden nach den meisten Schätzungen mindestens noch 20 Jahre vergehen.
Unabhängig von der technischen Machbarkeit - die tatsächlich in wenigen Jahren zumindest für Forscher an Supercomputern gegeben sein wird - ist die größere Herausforderung aber definitiv die KI-Architektur.
KIs können auch heute schon sehr viel: bei sehr spezifischen Aufgaben, etwa Schach oder Go, Mustererkennung, ein Auto einparken, monotone Fertigungsaufgaben, usw. haben sie schon oder werden sie sehr bald die Fähigkeiten von Menschen übertreffen.
Eine wirkliche Intelligenz, die zu allgemeinen Problemlösungsstrategien im Stande ist und sich selbst gewahr sowie darüberhinaus zur Weiterentwicklung fähig, dass ist ein ganz anderes, enormes Kaliber. Alle Forscher, die ich kenne, gehen da von 2050 - 2150 aus.
Da ich auf dem Gebiet forsche, kann ich dir sagen das sämtliche Fortschritte, besonders die, die an menschliche Leistungen herankommen oder sie übertreffen, nur in speziellen Einsatzgebieten erzielt werden. Darauf konzentriert sich auch die Mehrheit der Forscher weltweit.
D.h. Objekte erkennen, ein Auto steuern, etwas heben/bewegen, eine Maschine bedienen, usw.
Sobald du beispielsweise einem Roboter Objekte erkennen und Umwelt hören (also audivisuelle Stimuli verarbeiten) beibringen möchtest, befindest du dich schon auf einem Level, welches recht komplex und aktuelles Forschungsthema ist. Für einzelne Systeme eine KI zu entwickeln ist - wie gesagt - mittlerweile auf einem Qualitätsniveau nahe (und für manche Tasks über) dem Menschenniveau möglich. Damit kann man aber - grob pauschalisiert - nur die "Arbeiterschaft" und einige Dienstleistungsgewerbe automatisieren.
Ein menschliches Gehirn verarbeitet Unmengen an verschiedenen Informationen + eigenes Denken parallel und vor allem sinnvoll, selbstlernend.
Dahin ist es schon noch, selbst sehr optimistisch, weit mehr als ein Jahrzehnt.
Eine menschliche Hand hingegen ist
viel primitiver. Das menschliche Gehirn ist das komplexeste System überhaupt, dass die Menschheit kennt.
Da kann ich dir beispielsweise bezüglich der Forschung auch verraten: eine Roboterhand, inklusive Steuerungssystem, die über knapp 70% der Beweglichkeit einer menschlichen Hand verfügt (also auch nur 1-2 Freiheitsgrade weniger hat), haben wir bei uns in der Uni in einem Labor bereits. Natürlich sind die Bewegungsabläufe
noch wesentlich "ruckeliger" als beim Menschen und der Krafteinsatz weniger präzise, aber zum einen ist das kein Hauptforschungsgebiet bei uns und zum anderen dauert das
definitiv keine 10 Jahre mehr, bis wir da auf einem menschenähnlichem Niveau angekommen sind.
Hinzukommend werden für viele Arbeiten ja auch nicht so präzise Werkzeuge, wie die menschliche Hand eines ist, benötigt. Der Trend, der ja aktuell vorliegt (das einfache, körperliche Arbeiten ersetzt werden) wird eine ganze Zeit so weitergehen, bis tatsächlich irgendwann mal geistige Tätigkeiten von KIs erledigt werden können (im Sinne von komplexen geistigen Fertigkeiten; eine einfache Bürofachkraft beispielsweise - besonders ungelernte - wird sicherlich auch keine 20 Jahre mehr ihren Job haben).