AbstaubBaer schrieb:
Nicht zeitgemäße Grafik kann man nicht unbedingt gelten lassen, denn der Begriff ist mittlerweile dehnbar. Left 4 Dead beispielsweise sieht auch nicht überragend aus, ist aber in sich stimmig.
Ja - du hast natürlich Recht. Aber ich bin selbst schuld - "zeitgemäß" war das falsche Wort. Was ich sagen wollte war dass es einfach nicht gut aussieht.
Ich würde z.B. nicht von "stimmig" bei Left 4 Dead (2) reden - dazu sieht alles viel zu "abgerundet" und "ordentlich" aus, und die Maps sind viel zu kahl - das passt in ein Postapokalypse-Setting nicht wirklich rein. Portal war stimmig .. Portal (selbst Teil 1) gehört imho auch heute zu den hübschesten Spielen überhaupt. Aber auch Trackmania (Canyon) sieht gut aus - und das obwohl das Auto bei genauerem Hinsehen mehr Ähnlichkeit mit einer Kartoffel als einem Fahrzeug hat - aber das Gesamtpaket ist eben überzeugend.
Klar beide diese Spielen kommen mit vielen Tricks weg, weil sie weder Menschen noch realistische Umgebungen darstellen müssen. Aber, wenn man doch weiß dass eine Game-Engine sowas gar nicht ordentlich packt, wieso gibt's nicht mehr dieser Spiele? Wieso dieser übertriebene Realismus-Hang bei Men of War wenn dadurch am Ende alles eine Grau-Braun-Gelb-Grüne Pampe wird? Da sieht doch selbst Alarmstufe Rot 2 im Vergleich besser aus.
Auch wenn es wohl der Kern des Spiel ist, wieso nimmt man bei Red Orchestra 2 unbedingt ein WW2 Setting, wo überall Trümmer rumliegen (sollten), so dass einem die Matsch-Texturen direkt ins Auge fallen? Wieso sind die Maps so riesig wenn man nicht gewillt ist sie mit etwas sinnvollem zu füllen?
Bei Portal haben die kahlen Räume und die "sauber" wirkenden Texturen gut zum Spiel gepasst - es war ja schließlich ein Labor. Selbst die zerstörten Gegenden in Portal 2 sagen überzeugend gut aus, und waren grafisch keine große Hürde, nachdem immer noch alles großteils rechteckige Gerüste waren. Mass Effect (schon in Teil 1) war (objektiv betrachtet) grafisch auch nicht anspruchsvoller als Portal, aber man hat die kahlen Räume einfach mit Menschen, Tischen, Computern, Plakaten oder (in den Nebenmissionen) auch einfach Containern aufgefüllt - und es hat stimmig gewirkt.
CoD schafft es, trotz aller Gameplay- und Monotonie-Kritik, bei MW3 verwüstete Gegenden glaubhaft darzustellen - etwas bei dem unzählige Spiele bisher auf die Nase fallen, und ist dennoch kein Grafikmonster. Wie haben die das gemacht? Wieso können das andere nicht? Klar es sind mikrige Interaktionslose Maps - aber es ist endlich mal eine "zerbombte" Gegend die auch als solche aussieht, und das sogar im Multiplayer - und es ist weder BF3 noch Crysis.
TL;DR
Einfach zu behaupten Gameplay ist wichtiger bzw. genauso wichtig wie Grafik wird schlussendlich niemanden dazu bringen das Teil zu spielen, wenn einem was auf dem Monitor gezeichnet wird einfach nicht gefällt. Wenn die Engine eines Spiels grafisch wenig zu bieten hat ist dies vielleicht keine Ideale Ausgangssituation, aber noch kein Grund dafür dass es nicht trotzdem gut aussieht. Man muss halt das Setting entsprechend wählen und die Mängel möglichst gut durch Erfahrung im Leveldesign und Liebe zum Detail kaschieren.
Mr.Wifi schrieb:
Dass die neben dem eigentlichen Game später noch Content anbieten ala iRacing kann man denen auch nicht wirklich vorwerfen
Doch. Wenn sie keine Lust haben das selbst zu machen sollen sie es halt der Community überlassen. Davon abgesehen spricht iRacing eine völlig andere Zielgruppe an als die bisherigen PC-Rennspiele - merkt man allein schon an der (mageren) Aufmachung des "Spiels".
Mr.Wifi schrieb:
Original Strecken und deren Lizenzen kosten Geld, und dann noch lasergescannt...
Lizenzen sind imho kein Argument - denn ich wage stark zu bezweifeln ob der einzige Unterschied zwischen den Standard-Autos und den "exclusive cars" wirklich nur das Polygon-Gebilde und nicht auch das Fahrverhalten sein wird.
Dito bei den Strecken. Ich wage zu bezweifeln dass die einzigen Unterschiede zw. gratis-Strecken und "exclusive tracks" nur der ist dass die einen Lasergescannt sind und die anderen nicht.
Davon abgesehen das Lasergescannte Strecken bei einem PC-Spiel völliger Unfug sind. Wenn das wirklich millimetergetreue Strecken wären auf denen der Virtuelle Rennwagen (der dann natürlich auch sicher millimetergetreue Reifenprofile hat, die sich pro Runde je nach Fahrverhalten unterschiedlich stark abnutzen - damit das ganze ja überhaupt nen Sinn hat..) rumkurvt, wäre eine Strecke ein paar TB groß. Und dann soll der PC diese Daten auch noch in Echtzeit (also >30 FPS) verarbeiten können?
Aber ok, bei iRacing lass ich es mir vllt. noch irgendwie einreden. Wenn es einem sonst nichts bringt hat man wenigstens den Prestige-Faktor .. weil das Spiel ja explizit darauf abzielt und die wohl sowieso irgend ne Möglichkeit brauchen um all das Geld dass sie einnehmen wieder los zu werden.
Aber bei einem PC Spiel für die breite Masse? Das dann auch noch als Vorbild für Spieleentwicklung durch Crowdfunding herhalten soll? Man spürt doch selbst beim "echten" Autofahren all die kleineren Fahrbahnunebenheiten nicht - und nun sollen Millimeterunterschiede auf einem Monitor oder einem ForceFeedback Lenkrad/Controller erkennbar sein?