Hallo,
wie man an der Diskussion schon erkennt, das Thema ist extrem komplex.
Der größte Unterschied ist wohl, dass die GKV ein umlagefinanziertes System ist (Geld was eingenommen wird, wird direkt ausgegeben. Da die Einnahmen aber bereits seit Jahren nicht mehr ausreichend sind, wird die GKV über Steuern bezuschusst) die PKV aber über Kapitaldeckung arbeitet.
In der PKV führt dass dann dazu, dass man einkommensunabhängige Beiträge zu entrichten hat. Diese beachten nur das Alter, den Gesundheitszustand (bei Vertragsabschluss) und gewählten Tarif.
Bei der GKV wird hingegen nur das Einkommen herangezogen, wodurch der GKV Beitrag nie das Einkommen übersteigen kann - bei der PKV ist das durchaus möglich.
Aus meiner Sicht bedeutet das somit, dass man sich bei einer positiven Entscheidung für die PKV bereits Gedanken über die Finanzierung im Alter machen muss.
Im Gegensatz zur GKV wo die Beiträge mit Renteneintritt normalerweise direkt sinken (Rente --> Einkommen sinkt --> GKV Beitrag sinkt), bleiben die PKV Beiträge unverändert (Anmerkung zu unverändert: Die PKV Beiträge können und werden bei jedem Tarif regelmäßig steigen. Alleine wegen der längeren Lebenserwartung und der medizinischen Inflation. Zum Ausgleich gibt es aber eine gesetzlich vorgeschrieben Altersrückstellung von 10% der Beiträge, welche ab 60 Jahren entfällt und die Beiträge im Alter nicht mehr so stark ansteigen lassen soll. Sowie einen Zuschlag der Rentenversicherung zur PKV)
Da man aber in jungen Jahren üblicherweise weniger in die PKV als den Höchstbeitrag zur GKV zahlt, sollte man die Differenz nutzen, um fürs Alter vorzusorgen. Geld anlegen oder Beitragsentlastungskomponente der PKV wählen.
Ich würde zwar nie davon ausgehen, dass die PKV auf das gesamte Leben günstiger als die GKV ist. Das Risiko im Alter wegen der PKV arm zu werden, kann jedoch reduziert werden. Muss mM nur sehr, sehr ausführlich durchgerechnet werden.
Und noch zum Vorschlag von Robert Habeck:
Kommt für mich nicht überraschend. Denn die GKV kann sich bereits nicht mehr selbst finanzieren.
Es gibt dann div. Optionen:
- Eine komplette Umstellung des Systems, Abschaffung der PKV, eine Versicherung für alle --> da hat aktuell keiner den Mut & Willen, das wirklich durchzusetzen
- Reduktion der GKV Leistungen, um Geld zu sparen (wird wahrscheinlich kommen)
- Erhöhung der Einnahmen, entweder durch noch stärkere Steuerbezuschussung oder durch stärkere direkte Belastung der Versicherten. Hier könnten dann die GKV Versicherungen die Zusatzbeiträge noch weiter erhöhen oder man macht weitere Einnahmequellen auf.
Und die Kapitalerträge heranzuziehen, passiert bereits bei freiwillig GKV versicherten Rentnern (9/10 Regelung nachschauen).
Bedeutet aber nicht, dass dadurch die BBG und der Höchstbeitrag der GKV angepasst wird. Einfach nur, welche Einnahmen für die Ermittlung der Sozialabhaben genutzt werden