Bueller schrieb:
>> Achtung, jetzt kommt die Ironie!
- Die Spieler der Torrentversion mit Crack versuchen verzweifelt in Foren Tipps zu bekommen, wie man IM SPIEL etwas gegen Raubkopierer tun kann (DRM entwickeln, ...)
- Sie beschweren sich lautstark über die Raubkopierer IM SPIEL, weil die ihr Geschäftsmodell IM SPIEL kaputt machen
- Und jetzt noch einmal mit dem Holzhammer: Die Raubkopierer des ECHTEN Spiels beschweren sich darüber, dass ihnen im VIRTUELLEN Spiel durch Raubkopierer das Geschäft kaputt gemacht wird und bemerken dabei nicht einmal, dass sie das im echten Leben auch tun
Du hast wohl nicht verstanden, dass viele eben nicht einfach naiv an diese Story glauben, dass die "Raubkopierer" die Spieleindustrie bzw. die ganze Softwarebranche kaputt machen würden.
Das ist eine plumpe Behauptung, die man so natürlich leicht als "Tatsache" in die Mechanik eines Spiels einbauen kann, aber dadurch lehrt man den Spielern nichts über die Realität. Die sieht nämlich ganz anders aus.
Wenn ich daran denke, was ich im Monat für Musik, Filme und Software ausgebe (meistens knapp dreistellig), dürften mich manche hier als bescheuert bezeichnen.
Aktive Filesharer, Nutzer illegaler Streams usw. geben laut diversen Studien überdurchschnittlich viel für Musik, Filme und Computerspiele aus. Bis zu vier mal mehr als der Durchschnittskunde. Das entspricht auch meiner eigenen Erfahrung, die bis in C64-Zeiten zurück reicht.
Ich behaupte nicht, dass das ein direkter ursächlicher Zusammenhang ist. Vielmehr hat sowohl das Kopieren als auch das Kaufen die selbe Ursache, nämlich überdurchschnittliches Interesse an dem Produkt. Aber ich behaupte sehr wohl, dass eine Kopie eben kein entgangener Kauf ist (und schon gar kein Diebstahl). Die "Raubkopierer" kopieren
und kaufen. Sie sind die besten Kunden von denen, die sie als ärgsten Feinde bekämpfen. Sie könnten in den allermeisten Fällen gar nicht wesentlich mehr Geld für ihre Leidenschaft ausgeben. Woher sollte das auch kommen?
Die wenigsten werden in eine kleinere Wohnung ziehen oder sich auf eine Hungerdiät setzen, um das Budget für Spiele, Musik und Filme entsprechend aufzustocken. Wobei das nicht mal ansatzweise reichen würde, in einer Welt, in der offiziell allein die Musik auf einem MP3-Player oder Smartphone mal eben mehrere zehntausend Euro teuer ist.
Was mir nicht gefällt, kaufe ich schlichtweg nicht. So einfach ist das.
Und mit diesem Verzicht bewirkst du genau was?
Spirituelle Erleuchtung?
Für den Spieleentwickler ist dein moralisch ach so hochwertiger Verzicht genauso schmerzhaft, wie eine "Raubkopie".
Tatsächlich wäre es für ihn sogar etwas besser, wenn du das Spiel in Form einer Kopie wenigstens mal ausprobiert hättest, denn vielleicht hättest du dann ja doch noch Gefallen daran gefunden oder es hätte dich vielleicht zumindest so weit neugierig gemacht, dass du dir das nächste Produkt dieser Softwareschmiede dann doch mal genauer anschaust.
Bill Gates sagte mal sinngemäß: "Wenn die Leute schon kopieren, dann bitte unsere Produkte."
Natürlich wäre es ihm noch lieber gewesen, wenn es statt Kopien mehr zusätzliche Käufe gäbe, aber wie gesagt, woher soll das Geld dafür kommen?
Rechnet man den offiziellen Wert der derzeit allein im Internet als illegale Kopien kursierenden Software, Musik, Filme usw. zusammen, übersteigt das die Summe aller Wertschöpfung auf der Welt schnell um mehrere Größenordnungen.
Ginge die Rechnung von MiFi und Co. auf, müsste ihnen längst der ganze Planet gehören und alle Menschen müssten über Generationen hinweg als Leibeigene für sie schuften, um den vermeintlich durch Kopien entstandenen Schaden wieder abzuarbeiten.
Wenn an den Phantasien dieser Leute etwas dran wäre, dann müssten wir die "Raubkopierer" als unsere Retter feiern.
Der tatsächliche Effekt, wenn es keine Kopien mehr gäbe, wäre zunächstmal zu 99,999%, dass viel weniger Spiele gespielt, Anwendungen genutzt, Musik gehört und Filme geschaut werden. Dass die restlichen 0,001% dann irgendeinen positiven Effekt hätten, der das auch nur ansatzweise wieder kompensieren könnte,ist extrem unwahrscheinlich.
Ich finde es wie gesagt sehr leichtsinnig, mal eben eine grundlegende Veränderung der Umstände einzufordern, unter denen man überhaupt so erfolgreich geworden ist, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, wie die "schöne neue Welt" ohne Kopierer denn dann eigentlich aussehen würde. Es gibt keinerlei Präzedenzfälle, wie das Geschäft laufen würde, wenn nicht kopiert würde, denn wie schon weiter vorn geschrieben, das Biotop, in dem die Softwareindustrie stetig zu einem Multimilliardengeschäft gewachsen ist, war schon immer von oben bis unten mit "Raubkopierern" verseucht.
Dass eine Welt ohne "Raubkpierer" nur mit Mittel durchzusetzen wäre, die sie in einen grauenhaften Polizeistaat mit Totalüberwachung und Zensur verwandeln würden, gar nicht erst zu reden.
Die Kopierer loswerden zu wollen ist, wie sich eine Welt ohne Bakterien zu wünschen. Muss doch toll sein, so eine keimfreie Welt. Nie mehr Infektionskrankheiten.