Der Begriff "Kapital" stammt von karl Marx ... aber der war kein Kommunist (als solcher wird er nur gerne bezeichnet, sobald jemand Marx nutzt, um Kritik am Kapitalismus zu üben).
Er verwendet ihn zur Beschreibung des Handelns in den damaligen Industrie- und Kolonialstaaten.
Die beobachtbare Ordnung in diesem System nannte Marx "Kapitalismus", weil in ihm eben "Kapital" mit dem Ziel seiner Vermehrung eingesetzt wird. Ein Grundmerkmal dieses Systems ist laut Marx die einseitige Kapitalakkumulation (da wo schon viel Kapital vorhanden ist, fällt seine Vermehrung leicht).
Der Kapitalgeber oder -halter wurde von Marx Kapitalist genannt ... und das System Kapitalismus (in Absetzung zu Feudalismus und Merkantilismus ... Begriffe, die wir noch immer zur Beschreibung der (vor-)bürgerlichen Wirtschaftssysteme nutzen).
Marx beschrieb ein bestehendes System (wie A. Smith vor ihm) ... und entwarf (im Gegensatz zu Smith) ein System, in dem eben nicht zwingend Armut entstehen muss, um Wohlstand zu schaffen (das von Marx postuliete System der Mehrwertschöpfung ... insbesondere durch Ausbeutung der Arbeitskraft).
Der Kapitalbegriff wurde seit Marx übrigens weiterentwickelt ... und dient noch immer der Beschreibung gesellschaftlicher Vorgänge (einfach mal "Kapitalbegriff Bourdieu" googeln).
Natürlich verwendet man einen negativ konnotierten Begriff wie "Kapitalist" nicht gern zur Selbstbeschreibung, solange man dafür auch Alternativen hat (Geschäftsmann, Unternehmer, Investor etc.). Was aber nichts daran ändert, dass "Kapitalist" eben der passende Sammelbegriff für jemanden ist, der Kapital bereitstellt, um einige Zeit später "Kapital + X" bereitstelen zu können (u.s.w.).
Ich würde mich selbst auch nie als Sozialisten oder Kommunisten bezeichnen, nur weil ich mich einige Zeit mit den Theorien dahinter beschäftigt habe.
Ich glaube nur, dass man positive Eigenschaften beider Systeme integrieren sollte ... so wie das mMn in der sozialen Marktwirtschaft versucht wurde.
Das befreite Kapital bewirkt genauso wenig Gutes, wie die dem Kommunismus zuschreibbare Gleichmacherei ...
Ein freier Marktkapitalismus bietet dem Individuum aber dennoch mehr Verbesserungschacen ... ob man die nun nutzen kann oder nicht, sie wirken motivierend ... und darin ist der Kapitalismus dem Kommunismus überlegen ... denn im Kommunismus gibt es diese Chancen eben nicht (wenn sich etwas für mich verbessert, dann auch für meine Nachbarn) ... der persönliche Profit, den wir alle anstreben, bleibt im Kommunismus aus ... wozu soll man sich da denn überhaupt bemühen? Den größten Wunsch (besser dazustehen, als die anderen) wird einem der Kommunismus ohnehin nicht erfüllen.
Es sei denn, man baut in ihn Strukturen ein (wie im real existierenden Sozialismus), die auf andere Weise eine Besserstellung erlauben ... das ist dann aber eben nicht mehr im Sinne des Gleichheitsgedankens und motiviert allenfals zu Höchstleistungen auf dem Gebiet der gegenseitigen Bespitzelung und Denunziation. Und es schafft am Ende die selben Ungleichheiten, wie im Kapitalsmus ... nur dass man die im Kap. nicht zu legitimieren oder zu kaschieren braucht, weil es dem Grundgedanken des Systems entspricht.
Niemand fragt im Kapitalismus, warum jemand nach Wohlstand strebt ... das ist sozusagen das oberste Gebot in diesem Gesellschaftssystem ... und da fragt man nach Sinn oder Unsinn genauso wenig, wie ein orthodoxer Christ bei den 10 Geboten der Bibel.
Ähnlich gehts dem Kommuisten mit dem Gleichheitsgrundsatz, der ihn im Grunde zwingt, seinem natürlichen Instinkt nach Selbstbevorteilung zu widerstehen, ihn zu unerdrücken, und im Bedarfsfall seine bloße Existenz .zu negieren.
In Reinform sind beide Systeme unmenschlich, aber zumindest meiner Meinung nach ist keines der Systeme durchgehend schlecht ... sie stellen sich nur aus Persopektive der jeweiligen Gegenseite als Grundschlecht dar, da sie die jeweils wichtigsten Anliegen der eigenen Seite eben für schlecht erklärt ... der Kapitalist will keine Gleichmacherei ... und der Kommunist will keine Kapitalakkumulation um jeden Preis.
Aber die Bewertung ist (wie immer) perspektivabhängig ... für jemanden, der im Kapitalismus nichts erreicht, ist Kommunismus attracktiv ... denn er erhofft sich dadurch eine Verbesserung der persönlichen Lage.
Für jeden, der im Kapitalismus was erreicht hat (oder glaubt, es erreichen zu können) ist Kommunismus nur ein Schreckgespenst, denn für den bedeutet eine Gleichverteilung wahrscheinlich eine eher Verschlechterung.
Jeder ist sich selbst der Nächste, also entscheiden wir uns für das System, welches uns ganz persönliche Besserungen verspricht ... für die meisten in DE ist das der Kapitalismus. Auch in seiner abgeschwächten Form "soziale Marktwirtschaft" ... auch die ist kapitalistisch, da sie nach den Grundmustern des Kapitalismus operiert (Kapitaleinsatz zwecks Kapitalvermehrung und letztlich Kapitalakkumulation ... es wird nur ein Teil abgezwackt, um die negativen Effekte des freien Maktes im Zaum zu halten).
IHEA1234 schrieb:
All das kann jeder, der des Lesens mächtig ist, auch wie im Lehrbuch in China finden, wo sich die einzige zugelassene Partei übrigens "Kommunistische Partei Chinas" nennt.
Eine unserer Regierungsparteien hat auch "christlich" im Namen
IHEA1234 schrieb:
Nicht ich nenne die so, sondern die selbst nennen sich so
... und die nennen sich selbst so ... mir würde dieser Name im Traum nicht einfallen.
Wie die Regierungspartei sich nennt, hat nichts damit zu tun, nach welchem Prinzip die Märkte funktionieren ... Eine Planwirtschaft ist Chna schon eine ganze Weile nicht mehr ... als sozialistische Planwirtschaft hätte dieses Land nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nie eine derartig große Bedeutung im globalen Handel erlangen können ... denn eine solche ist der Theorie nach immer eher auf Subsistenz und Eigenständigkeit ausgerichtet, und nicht auf den Export von Billigware in Länder, wo die Leute die x-fachen Produktionskosten noch für ein Schnäppchen halten.
Was hat das mit Industrie 4.0 zu tun?
Meiner Meinung nach kommt es gerade für eine soziale Marktwirtschaft darauf an, ihre Stärken (z.B. soziale Sicherungssysteme für Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit) auch in eine Zet hinüber zu retten, in der es eben nicht mehr die meschliche Arbeitskraft sein wird, die Mehrwert erwirtschaftet, sondern Maschinen.
Die paar People, wie man dann noch braucht, um den Maschinenpark am laufen zu halten, werden den Konsumenten-Markt nicht aufrecht erhalten können.
Sicherlich ist das ein Problem der entfernteren Zukunft ... und ich gehe davon aus, dass sehr schnell Lösungen gefunden werden, wenn künstliche Intelligenz erst so weit entwickelt ist, dass sie CEO's, Bänker, Politiker und Investoren ersetzen kann.
Aber warum sollte man an ein erkanntes Problem nicht schon jetzt herangehen und zumindest theoretisch nach Möglichkeiten suchen, die Auswirkungen für MEHR Menschen erträglich zu machen?
Es wurde lange mit Alternativen herumexperimentiert (Pariser Comune, spanischer Anarchismus, und realexistierender Sozialismus/Kommunismus), und aus diesen Experimenten sollte man genauso lernen, wie aus dem bisher scheinbar erfolgreichsten ... dem bürgerlichen Marktkapitalismus unterschiedlicher Ausprägungen.
Nur weil etwas zu letzterem augenscheinlich nicht passt, sollte man es nicht einfach ignorieren sondern auch in den Systemen, die man ideologiegeleitet für schlecht hält, nach Lösungsansätzen suchen.
Die Umsetzung im eigenen System stelt einen auch ohne ideologische Grabenkämpfe schon vor genug Probleme ... siehe z.B. den Umbau Chinas in Richtung einer GmbH bzw. AG mit dem ZK der KPC als Vorstand oder das Festhaten am Gymnasium in der BRD. Einem Kommunisten fällt es schwer, kapitalistisch zu denken ... und einem Kapitalisten fällt es schwer, auf die Verstärkung natürlicher Differenzen (wie sie im mehrgliederig-selektiven Schulsystem stattfindet) freiwillig zu verzichten.