jtkrk schrieb:
Nee, geht mir um ausgewogenen Hi-Fi Klang. Einfach ein stimmiger Sound, mit dem man Freude beim Musikhören (Rock) und Spielen hat. Ortung der Gegner sollte möglich sein, muss aber nicht das gesamte Augenmerk drauf liegen.
Um AKG würde ich einen großen Bogen machen, wenn es um Rockmusik geht. Ach, was sag ich, die taugen auch für andere Musikrichtungen nichts. Besonders die 70X-Reihe ist ein typischer Hi-Fi-Effekthascher, wie man ihn auch oft bei teuren Lautsprechern findet, man könnte auch blutleere Hochtonplärre dazu sagen. Die sind für reife "Genießer" gedacht (= alte Herren mit Hochtonschwäche). Denn Bass ist ja nur was für primitive Prolls, die Hip Hop hören. lol.
AKG wird gerne für Klassik empfohlen, was ich für Quatsch halte. Mein Sennheiser HD 650 wischt mit meinem K701 auch bei klassischer Musik den Boden auf. Die vielgerühmte Bühne des AKG ist vor allem eines: sphärisch. Naja, wer es mag... und auch bei Klassik gibt es Trommeln, die man hören möchte. Die Wucht eines Symphonie-Orchesters vermag der AKG einfach nicht darzustellen, der Senni schafft das mit links. Bläser klingen auf dem AKG steril und holzig, auf dem Senni haben sie Farbe und Körper.
Und der AKG K550 war die größte Fehlinvestition, die ich je getätigt habe. Das Teil ist kompletter Kernschrott. Null Abdichtung, ein kratziger Mittelton und das übliche AKG-Gezischel. Die Kunstlederpolster haben sich von selbst zerlegt, ohne dass er überhaupt benutzt wurde, denn er hing die letzten zwei Jahre auf einem Kopfhörerständer. Das Plastik über dem Gelenk hat sich in klebriges Gelee verwandelt, weiß der Teufel, was die da für ein Zeug rein gemixt haben. UVP 300 Euro. Biggest joke ever!
Aber kommen wir mal zu den guten Hörern:
Für Rock und alles was fetzt, empfehle ich gerne den Beyerdynamic DT 1990 Pro. Der ist zwar auch manchmal grenzwertig im Hochtonregister, aber er hat einen verdammt trockenen und tiefen Bass, dazu glasklare Mitten. Die Gesamtabstimmung kommt dieser Musikrichtung jedenfalls sehr entgegen. Und er gibt souverän Pegel ab, davon kann AKG nur träumen. Eine Runde Porcupine Tree mit dem Ding, und ihr werdet Freunde fürs Leben. Er hat allerdings seinen Preis...
Eine günstigere Alternative wäre noch der DT 990, aber der ist schon eine derbe Badewanne. Bass und Höhen sind mir eindeutig zu übertrieben, bei vielen basslastigeren Stücken dröhnt der wie die Sau, er kann aber bei der richtigen Aufnahme verdammt geil rocken. Bei Beyer gilt tatsächlich: Teurer = Besser. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, siehe unten. Den DT770 kannste zum Beispiel ganz vergessen, der klingt in meinen Ohren grauenvoll, die Höhen sind eine Qual. DT 880 ist langweilig, sehr ähnlich wie der AKG K701. Holzig und trocken. Der DT 990 hat viele Fans, und nicht ganz zu unrecht.
Ein weiterer Oldie, der immer noch gut taugt, ist der Audio Technica ATH-M50. Klingt etwas dunkler als der Beyer, macht aber echt Spaß, da er einfach einen fetten Bass hat. Für rein akustische Musik würde ich jedoch zu einem anderen Hörer greifen, denn er verfärbt in den Mitten schon was. Für 150 Euro aber ein guter Deal.
Der Philips Fidelio wurde ja bereits erwähnt. Den mag ich auch. Das meiste, das von Philips kommt, kann man vergessen, aber der Fidelio X2 ist richtig gut abgestimmt. Von der Tendenz her geht er in Richtung Sennheiser HD 650, also ziemlich ausgewogener Sound, mit leicht betontem Bass, im Hochton etwas heller, jedoch weit von übertrieben entfernt. Allerdings ist er ein ziemlicher Brocken. Vom Tragekomfort würde ich den Sennheiser vorziehen. Vom Sound her ziehen die fast gleich.
Die kleineren Sennheiser sind übrigens auch nicht schlecht für Rock. Wenn ich Deathmetal oder Progressive Rock höre, greife ich gern zum 650er. Die Sennis der 6XX-Reihe haben mit die beste Mitteltonwiedergabe, die ich kenne, und sind erstklassige Allrounder. Obendrein auch nach Stunden des Hörgenusses absolut ermüdungsfrei. Der HD 600 klingt noch etwas neutraler als der 650er, der eine leichte Bassanhebung hat. Lediglich beim Tiefstbass mangelt es beiden etwas, und ich höre ab und zu eine leichte Resonanz heraus, die aber nicht weiter stört. Mittelton und Hochton sind einfach dermaßen stressfrei und klar, ich würde den HD 650 jederzeit einem HD 800 vorziehen, denn der schlägt in die selbe Kerbe wie AKG: Zischelnder Hochton, untenrum irgendwie kastriert, klingt wie eine Nadel im Ohr. Man kann das High-End nennen, wenn man will. Ich tu's nicht.
Von meinen 6 Kopfhörern hat der Senni bestimmt mit Abstand die höchste Spielzeit.
Dann gibt es noch den PSB M4U2. Der ist eher für den mobilen Einsatz gedacht, da er einen eingebauten Kopfhörerverstärker hat. Ich wollte ihn dennoch erwähnen, denn er ist ebenfalls absolut rocktauglich. Inzwischen gibt es den auch als passive Variante (U1), diese hab ich aber noch nicht getestet. Preislich liegt der allerdings über dem Budget.
Wenn du zuguterletzt noch einen heißen Spartipp willst: Koss Porta Pro. Der ist quasi für Rock und Pop gemacht. Klingt zwar alles andere als neutral, aber auf die positive Weise, denn er haucht der Musik eine Dynamik ein, die bei vielen teureren oder größeren Hörern völlig abgeht, und das ohne extreme Verfärbungen. Im Bereich Räumlichkeit steckt der Koss manch teureren Hörer gnadenlos in die Tasche. Mir ist bis heute ein Rätsel, wie die mit einer 3cm-Membran, die in den 80ern entwickelt wurde, und einem klapprig dünnen Plastikgestell drumherum so einen Sound hinkriegen. Der Porta Pro hat zwar ganz klar seine Schwächen (kaum Tiefbass, etwas verwaschene Höhen), aber mehr Spaßfaktor für 35 Euro bekommst du nirgends! Achte aber beim Kauf auf ein Original, es sind Fälschungen im Umlauf.
Ich hoffe, das hilft dir was.