Twitter ist Tummelplatz von zumeist stets zur Empörung bereiten Moralisten, denen es am Ende doch nur um Deutungshoheit geht.
Wahrheit oder das, was dafür von wem auch immer gehalten wird, ist ein viel zu großes Wort, als das irgendeine Moderation ihr auch nur den kleinsten Schritt entgegenkäme. Moderation ist eine Voraussetzung für das Entstehen von Meinungsblasen. Wahrheit, der Weg dahin bzw. die Erkenntnis ist oft ein schmerzhafter Prozess der Debatte und Selbstreflexion. Letzteres wird den Menschen z.B. durch Moderation umfänglich abgenommen. So bleibt man ewig im selbstgewählten Meinungskorridor gefangen und ist der Wahrheit keinen Millimeter nähergekommen. Ganz im Gegenteil. Und man verliert mit der Zeit die Fähigkeit sich mit völlig abseitigen und gegenteiligen Meinungen auseinanderzusetzen und ganz am Ende verblödet man und/oder wird irgendwann mit der Realität konfrontiert.
Ich plädiere seit jeher für völlig unmoderierte Netzwerke, weil blasenbasierte Netzwerke dem Erkenntnisgewinn völlig entgegenstehen, weil es an Debatte und Austausch mangelt. Jede Gruppe bzw. jedes Individuum begreift sich in solchen Netzwerken als der intellektuelle Nukleus des Universums, dabei treibt sich dort, bis auf wenige Ausnahmen, doch nur der selbstverliebte omnipräsente Bodensatz rum.
Musks Engagement ist nur zu begrüßen. Mir persönlich ist es völlig egal ob z.B. Trump seinen Account wiederbekommt. Jeder macht sich eben selbst zum Affen. Meinung, so dämlich, unwahr und/oder zu kurz gesprungen sie auch daherkommen mag, muss immer geäußert werden können, ohne Abstriche. Es kommt auch nicht darauf an, was geäußert wird, sondern das es überhaupt getan werden darf und öffentlich einsehbar ist. Das ist echte Freiheit. Alles andere ist gar nichts. Erst recht nicht, wenn ein profitorientiertes Unternehmen darüber entscheidet, was wahr ist und was nicht. Das ist grotesk und überdies Bestandteil der gesellschaftlich immer mehr um sich greifenden Wohlstandsverblödung/verwahrlosung.
Ausnahmen sind und bleiben natürlich strafbare Handlungen in Wort und Schrift. Wer sich dort in seinen Rechten verletzt sieht, soll zur Polizei gehen bzw. muss die Polizei in diesem Bereich deutlich kompetenter werden, um die in diesem Raum begangenen Straftaten auch so effektiv zu verfolgen wie es im "echten" Leben passiert. Auch proaktiv.