Sherman789 schrieb:
Finde, das ist eine gute Sache. Wir brauchen in der Verwaltung ausgereifte, skalierbare Verfahren.
-> die auch vernünftig angewendet werden können.
Datenschutz und Synergieeffekte sollten aber auch eine große Rolle für den Staat spielen. Kritische Infrastruktur in fremde Hände zu geben
und deutsche Steuergelder in großen Sackkarren nach Übersee zu verschiffen, kann nicht die favorisierte Lösung sein.
duskstalker schrieb:
ich verstehe auch nicht, was an so einem läppischen Office und Chatprogramm so besonders sein soll, dass es unbedingt das Zeug von Microsoft sein muss.
Das stellst du zu vereinfacht und pauschal dar. Erstmal geht es ja nicht nur um Office- und Chatprogramme, es geht um kollaborative (live) Tools, die den gesamten Büroalltag abdecken und das zentriert, geräteunabhängig und mit Integrationen zu jedweder wichtigen Schnittstelle, weil es das MS Zeug halt überall gibt.
Davon abgesehen geht es bei so was auch um Support, um unterbrechungsfreien Betrieb, um Sicherheit, ... und all diese Dinge kriegst du halt nicht von typischen TV-L Informatikern. Die sind, genauso wie die Beamten im Büro, ja nicht auf solchen Stellen geparkt, weil die attraktiver wären als richtige Industriestellen. Die sind dort, weil die in der Industrie niemals etwas Besseres oder häufig sogar nur ansatzweise vergleichbares bekommen würden.
Wir füttern beim Staat mit Steuergeldern eben ein Gros an unterdurchschnittlichen Mitarbeitern durch.
Sherman789 schrieb:
Und da hagelte es ja bei LiMux z.B. erhebliche Kritik.
Die laut Wikipedia 25% Kostenersparnis stehen teils deutlichen Produktivitätsverlusten und Kompatibilitätsproblemen entgegen. Niemand kann das ernsthaft wollen.
In der Tat. Und ohne ordentliches Personal würde das auch nie anders aussehen. Man kann sowas natürlich selbst aufbauen, aber dann müsste man eben die Millionenbeträge, die zu Microsoft fließen, auch mal in hiesige Softwareschmieden stecken und ebenso
ordentliches IT-Personal beim Bund beschäftigen.
karamba schrieb:
Auf der anderen Seite tut man so rein gar nichts, um in der wichtigsten Infrastruktur dieses Jahrhunderts (IT Infrastruktur) unabhängig zu sein.
So düster würde ich es auch nicht darstellen. Die Unfähigkeit des eigenen IT-Personals im Hinterkopf, bedient man sich der nächstbesten Lösung: "On-Premise-Cloud" bei einem deutschen Anbieter auf deutschen Servern, mit Industriepersonal, was Dinge besser hinbekommt. Das dann die Software immer noch von MS kommt, ist nicht verhandelbar...es sei denn man nimmt eben noch deutsche Softwarehersteller hinzu und schaufelt da auch nochmal Millionenbeträge rein.
MasterWinne schrieb:
Das verschlimmert nun auch nichts mehr, Datenschutz ist auch Wumpe da oben, man spioniert und hört die Handys doch eh längst offiziell ab in der Politik, der "Chef" will ja seine Lakeien unter Kontrolle Wissen.
Wobei man hier aber auch auf dem Teppich bleiben muss. Natürlich ist es für z.B. NSA einfacher, Daten abzugreifen, wenn die direkt oder indirekt Zugriff auf ein System haben...aber wer glaubt denn ernsthaft, ein eigenes Serversystem würde die NSA effektiv aussperren? Wo die hereinwollen, da kommen die auch rein...
karamba schrieb:
Komplett rückwärts gewandt. Hauptsache, wir können hier Stahl machen, Bleche pressen und Teile zusammenschrauben. Das hat Zukunft.
+1
Deutschland hat sich Ewigkeiten (und teilweise immer noch) auf Ingenieursleistungen aus dem 20. Jahrhundert ausgeruht und alles andere verschlafen. Liegt aber auch einfach an dem Alter sämtlicher Entscheider und dieser dämlichen Attitüde, zuerst immer nach Kosten zu fragen, alles mit 123 Leuten diskutieren zu müssen und vor allem immer möglichst viel zu kritisieren, anstatt einfach mal zu machen. Einer von vielen Gründen, warum man hier generell nicht viele Softwareunternehmen hat und insbesondere die Startup-Szene einfach schlechter aufgestellt ist.
Holodan schrieb:
Unglaublich. Es gibt (deutsche) Open Source Software mitsamt Linux als OS. Damit könnte man eine super Infrastruktur aufbauen, mit Groupware, Mails, Text-, Tabellen- und Präsentationsdokumenten, Digital signing, etc.
Wieso tut man immer so, als wäre Microsoft in der Hinsicht alternativlos?
Weil es das leider ist. Erst letztens habe ich einen 500 Seiten Projektbericht (Bundesförderung) bearbeitet, der wegen einer Uni unbedingt in ihrer Nextcloud gespeichert werden sollte. Du öffnest das Dokument online (mit mehreren Sekunden Wartezeit) und kannst nicht mal ordentlich scrollen, alles ruckelt nur. Machst du Änderungen, schmiert alle paar Minuten der Dienst ab und deine Änderungen sind erstmal weg, bis sich nach Minuten Wartezeit irgendein Prozess von Nextcloud irgendwas synchronisiert hat und X% (X ist random irgendwas zwischen 0-100%) deiner Änderungen dann doch gespeichert wurden.
Gleiches Dokument in einem Google Business Workspace: Dokument ist ohne Wartezeit sofort offen, scrollen ist flüssig. Bearbeitung unterscheidet sich in keinster Weise von einem leeren Dokument. Alles ist schnell, jede Änderungen wird korrekt gespeichert und versioniert. Mehrere Leute können gleichzeitig ohne Problem arbeiten.
Das ist jetzt natürlich nur eine Erfahrung von vielen, aber derartiges ist mir immer und immer wieder passiert. Bei BigBlueButton gab es Rundmails, bitte bei mehr als X Teilnehmern keine Webcam zu benutzen, weil die Serverlast einfach zu hoch ist. Bei Thunderbird kommen jeden Tag unverschlüsselte E-Mails, weil die typischen DAUs einfach die 5 Seiten Anleitung für PGP nicht verstehen. Die online Groupware der Uni erkennt in der Webmail aus Gründen das S-MIME Zertifikat von Behörden nicht an. Ich könnte ewig so weitermachen.
Selbstverständlich
kann man das ändern, wenn man FOSS breitflächiger einsetzen würde und dort entsprechend Geld investiert, aber das passiert eben nicht und mit dem IT-Personal vom Bund und TV-L wird das auch nie passieren.
Xiaolong schrieb:
Es besteht ein Bedarf, es einmal richtig und vernünftig umzusetzen und nicht wieder in irgendeine amerikanische Cloud zu schieben.
Siehe ^
Lemiiker schrieb:
Hab Einblick in eine Behörde, die MS Team benutzt. Funktioniert alles super. Und eine andere, die wollte unabhängig sein. Verwendet eine eigene Nextcloud, Bundesmessenger etc. In der Praxis führt das zu genervten MA, weil immer irgendwas nicht richtig funktioniert oder implementiert ist. Mit E9c bekommt man halt keine Softwareexperten, die nötig wäre, damit eine OpenSource-Strategie gleichwertig wäre.
Absolut. 100% Zustimmung.
shookon3 schrieb:
Warum auch foss…
Wie kann die Angst der Beschaffung nur so groß sein. Unfassbar was da in dem Moment, wo Microsoft mit der Qualität seiner Produkte am beschissensten dasteht, entschieden wird.
Die meisten Leute haben einfach keine Ahnung und lassen sich von Lobby-Gesülze einfangen. Es ist schlichtweg einfach, sich auf großen Produkten auszuruhen - da "kann man nichts falsch machen" und wenn man die Haftung abgeben kann + Support einkauft, ist das ein Traum für solche. Die wenigen Fachleute, die es dann tatsächlich gibt, werden da auch keinen großen Aufschrei machen, weil die schlichtweg Miseren wie LiMux & Co. zu gut kennen und auch genau wissen, was für Tröten das Gros an IT-Personal beim Bund ist.