Also ich halte die Empfehlung von Herrn Beck für in dieser Situation angebracht, auch wenn ich nicht so positiv wie er denke, dass es bei der Person, an die diese Äußerung gerichtet war, lediglich am (un)gepflegten Äußeren liegt.
Nichtsdestotrotz hat er natürlich recht damit, wenn er der Meinung ist, dass man mit einem entsprechend gepflegten Äußeren erheblich bessere Chancen auf einen Job hat.
Außerdem finde ich es generell gut, wenn Politiker auch mal was sagen, was politisch nicht ganz korrekt ist, solange es ehrlich und der Sache dienlich ist. Zumal ich nicht erkennen kann, was an dieser Äußerung ehrverletzend sein soll. Denn eigentlich hat er bloß eine Tatsache angesprochen, derer man sich eigentlich eh bewusst sein sollte.
Okay, wenn man unbedingt will, kann man sagen, dass er das Aussehen seines gegenübers indirekt abgewertet hat, indem er gesagt hat, dass er in dem Aufzug keinen Job finden wird. Aber wenn das seine Intention gewesen wäre, hätte er das noch viel schärfer und direkter formulieren können.
Und was bringt es bitte, Tatsachen totzuschweigen, weil sie anzusprechen politisch nich korrekt ist. Okay, jeder Mensch kann gern rumlaufen wie er will. Aber es ist nunmal auch so, dass viele Chefs nur bzw. lieber Leute einstellen, die aussehen wie sie (die chefs) wollen. Und da fällt 'so jemand' nunmal bei vielen nicht rein.
Insofern denke ich nicht, dass Herr Beck seinem Gegenüber sagen wollte, dass er shice ausschaut, sondern ihm eher vor Augen führen wollte, dass man sich zwar selber seinen Stil aussuchen kann, dann aber auch gefälligst mit den Konsequenzen zu leben hat, die daraus resultieren und wenn man diese nicht will, seine Entscheidung bzgl. des Stils nochmal überdenken sollte.
Und zu dem Argument, dass es Leute gibt, die täglich Bewerbungen schreiben und trotzdem keinen Job finden:
Auf der einen Seite gibt es halt das Problem, dass manche Leute einfach die in ihrer momentanen Situation falsche Qualifikation haben. Auf der anderen Seite sehe ich aber genug Leute, wie den Freund meiner Schwester, die zwar Bewerbungen schreiben, aber keine Arbeit investieren wollen und dann halt einen 5zeiler in Word hinklatschen, den sie ob der genutzten Formatierungsmöglichkeiten etc. genausogut mit Notepad hätten schreiben können, den dann einmal quer und einmal längs falten, ein Foto (wenn überhaupt beigelegt) mit Büroklammer dran befestigen und das ganze in einen von Format und Qualität her völlig unpassenden Briefumschlag stecken, auf dem sie neben das Fenster die Adresse schreiben. Und solche Leute brauchen sich dann imho auch nicht zu wundern, wenn sie trotz täglich zig Bewerbungen nicht eine Antwort bekommen.
Ich neige auch zu der Formulierung "Wer sich drum bemüht, findet auch einen Job". Damit ist dann aber nicht gemeint, dass man eine langfristige, gut bezahlte Anstellung in seinem Wunschjob bekommt. Manchmal muss man halt in den sauren Apfel beißen und etwas unangenehmes tun, wenn man nicht zu denen gehören will, die dem Staat auf der Tasche liegen.
Außerdem kann ich mich der Forderung nicht anschließen, dass die Politiker Arbeitsplätze schaffen sollen. Politik schafft mMn nur Rahmenbedingungen. Für die Arbeitsplätze ist die Wirtschaft zuständig.
Und ehrlich gesagt wüsste ich grade keine Firma, die jemanden nicht einstellen würde, von dem sie überzeugt ist, dass er gewinnbringend (wörtlich) für das Unternehmen sein wird.
Es müssten also eigentlich genug (theoretische) Arbeitsplätze existieren, wenn jeder Arbeitssuchende plausibel machen kann, dass er eine gewinnbringende Investition ist.
Okay, da das ganze ein wenig arg theoretisch war und bestimmt einigen aufgestoßen ist, noch ein gar nicht theoretisches Argument:
Es gibt tatsächlich eine vielzahl unbesetzter Arbeitsplätze, die einfach nicht besetzt werden können, weil es keine qualifizierten Bewerber gibt. Aber das Thema hatten wir an anderer Stelle schonmal durchgekaut, deswegen hier nur ein Verweis auf die bekannten Suchmaschinen und -funktionen, um sich schlauer zu machen.
Und wo wir grad beim Thema "unbedachte Äußerungen" sind, halte ich auch Wowereits Aussage, er würde seine Kinder nicht auf Neuköllner Schulen schicken für richtig, da er einfach dazu steht, dass dort unhaltbare Zustände herrschen, die man eigentlich keinem zumuten kann und sich unbedingt etwas ändern muss.
Was man ihm vorhalten kann ist aber, wenn sich jetzt in absehbarer Zeit nichts tut. Schließlich hat er ja eindrucksvoll bewiesen, dass er sich eines Problems bewusst ist, das zu lösen in seinen Verantwortungsbereich fällt.