Axxid schrieb:
Kann doch nicht sein, dass man nicht mehr eine ganze 'Zeitung' verkauft, nur weil man Titten auf der Frontpage hat. Jetzt muss man plötzlich bei jedem Artikel mit anderen Verlagen konkurrieren.
Also alles hinter BildPlus und extra abzocken: Abo+Werbung+Daten+Datenhoheit.
Ansich ist das ja gar nicht so verkehrt, diese Abo Wege sind jetzt genau das, was eigentlich vor fast 20 Jahren nötig gewesen wäre, als das Internet langsam massentauglich wurde. Jedoch haben die Verlage eben diese Situation verschlafen, verschätzt, waren mMn dem gegenüber ignorant und überheblich eingestellt.
Man hat die Infos im Netz quasi gratis, gegen Werbung angeboten, die in Zeitungen und Zeitschriften täglich und monatlich verfügbar waren, und das fast zwei Jahrzehnte lang. Weil man davon ausging, dass Menschen immer eher zur Zeitung/Zeitschrift greifen werden (in meiner Schulzeit Anfang bis Mitte der 2000er wurde dieses Mantra noch gepredigt) als sich wirklich dauerhaft online ihre Nachrichten zu holen.
Statt auf den schleichenden Verlust an Lesern zu reagieren hat man stattdessen das Medium immer weiter verwässert, das beste Beispiel dafür ist die Gaming Zeitschriften Branche. Gab es am Anfang bei der Gamestar Online noch News aus den Händen der gestandenen Zeitschriften Redakteure, so kamen mit der Zeit immer mehr Neulinge dazu, die dementsprechend auch schrieben: salopp, mit Fehlern versehen, Inhaltlich manchmal echt... seltsam.
Dazu kam immer mehr Werbung, um die fehlenden Einkünfte aus dem Zeitschriftenhandel mit der wachsenden Onlineleserschaft auszugleichen, die dann aber vermehrt auf Add-Block zurückgriffen. Ein Teufelskreis ist da einfach entstanden.
Das gilt auch für andere Zeitschriften/Zeitungen/Medien und nun will man seit ein paar Jahren das Geld per Abos reinholen, so gesehen ist die Idee ja okay, weil das Online-Abo quasi vergleichbar wäre mit einem ehemaligen Zeitschriften-Abo. Nur: wenn wir eben vor 20 Jahren an dieser Stelle wären, dann würde das sicher auch gut funktionieren. So hat sich die Branche aber auf der einen Seite eine Kundschaft herangezüchtet, die zwei Jahrzehnte lang die ganzen Infos "quasi" gratis bekam, auf der anderen Seite hat die Qualität stark gelitten, wodurch wohl zu wenig Menschen zur Zahlung bereit sind.
Dazu gesellt sich noch die Konkurrenz durch freischaffende Autoren und die Youtube/Influencer-Szene, die Dank der Internet-Reichweite viele Menschen mit Informationen versorgen (mal mehr mal weniger "sponsored by...", aber da gibs mMn Qualitativ wenig Unterschiede zu den üblichen verdächtigen wie Bild und Co.).
Wie gesagt: die Idee für Abos ist okay, aber sie kam zu spät und zum falschen Zeitpunkt und nun versucht diese "Bande" es auf anderen Wegen um an Geld zu kommen.
Das Ganze wäre weitaus weniger tragisch, wenn sie scheitern gegenüber Google, wenn 1. nicht so viel Geld von den Verlagen/Verwertungsgesellschaften für diesen Unsinn rausgehauen worden wäre und 2. um den Verlust an Geld auszugleichen nicht die Verantwortlichen darunter leiden sondern die Mitarbeiter, die entweder entlassen oder mit Lohnkürzungen zu rechnen haben.
Was mich persönlich noch stört ist: von Seiten des Verlagswesens schreibt man sich in Deutschland gerne eine gewissen Neutralität gegenüber allen möglichen Industriezweigen und der Politik auf die Krone. Jedoch zeigen sie bei dem Sachverhalt seit Jahren genau das Gegenteil, dass sie nicht weniger "gierig" sind als alle anderen, von ihnen oftmals kritisierten Industriezweige. Das ganze hat da einen sehr heuchlerischen Beigeschmack.