Eine grundsätzliche Thematik an alle, die ein "Linux wie Windows" suchen:
So etwas gibt es leider nicht. Um Linux zu "verstehen", sollte man primär das Konzept der Distribution als solches verstehen. Anders als bei Windows besteht unter 99% der Linux-Distris alles aus Modulen (Paketen). Wenn ich da Software X oder Tool Y haben möchte, schaue ich nicht hauptsächlich auf Webseiten der Hersteller von X/Y sondern im Pool der Distribution. Denn jede Distribution liefert mehrere (zehn-)tausend Programmpakete ideal zugeschnitten für die eigene Umgebung mit. Bereit zur Installation bei Bedarf.
Der Vorteil davon ist die reibungslose Zusammenarbeit und die zentrale Verteilung von (Sicherheits-)Updates für alle diese vielen Pakete. Und das in der Regel ohne nötige Nacharbeit. Die haben die Paketmaintainer schon vorab gemacht. Zumindest, solange reine Software aus den Paketarchiven genutzt wird. Weil...
Distributionsfremde Software gibt es zwar auch, die hat es aber oft ziemlich schwer. Immerhin muss sie hunderte Variationen von Kernel, sonstigen Treibern, Libraries (Windows: DLLs), sowie Distri-spezifischen Eigenheiten abdecken. Daher gehen viele User dazu über, Distri-übergreifende Tools zu benutzen. Steam ist so ein "Ding". Lutris wäre ein anderer Name. Beide helfen nicht nur Anfängern zu einfachen "1-Klick"-Installationen. Beide sind i.d.R. auch in den Repositories (Archiven) der Distributionen zu finden und nicht selten direkt bei der Installation auswählbar. Das größere Problem mit regulärer Nicht-Distro-Software ist aber, dass sie das abgestimmte Konzept (siehe oben) durcheinander bringt. Im besten Falle passiert nix, im schlimmsten Fall zerstört die Installation oder die nächsten regulären Updates Teile des Systems.
Gerade Steam löst das heute schon, indem es die zu installierende Software (Spiele/...) vom System abkoppelt. Alles läuft in Steams "Runtimes". So einer Art Container, der alle wichtigen System-Schnittstellen zur Verfügung stellt. Gleiches (unbedenkliches) kann man zu Programmen sagen, die über Container ausgeliefert werden. AppImage sei hier als ältester Vertreter genauso genannt, wie die jüngeren Lösungen wie "snap" oder "Flatpak".
Gleiches gilt auch für Hardware(-Treiber). Dinge, die der Kernel mitbringt, laufen i.d.R. ohne zu murren. Will man exotische Sachen anschließen, hat man entweder Glück, weil Entwickler Z da schonmal Zeit zu hatte (und es ggf. selber nutzt), oder man hat Pech, weil es u.U. schlicht nichts gibt. Die Debatte um die Treiberqualität AMD vs. nV hatten wir ja hier im Thread schon. Du willst die chinesische Grafikkarte unter Linux laufen lassen? Eher nicht! Andererseits könnten aber z.B. die Treiber von Intels dGPU besser als unter Windows funktionieren. Immerhin hat Intel hier durch den OpenSource-Ansatz mehr Einfluss-Möglichkeiten bei strukturellen Vorgaben. Bei Microsoft müsste Intel um solche Ecken herumprogrammieren. Bei Linux kann man ggf. die Ecken wegpolieren.
Last but not least: Es gibt zwar GUIs, die aussehen, wie Windows, aber eine der großen Stärken ist, dass die Oberfläche nicht wie Windows sein MUSS. Meine sieht ganz anders aus und optimiert mir so meinen Arbeitsfluss. ABER damit geht wieder einher: Jede GUI ist anders zu konfigurieren. Das reicht von Gnome (im Prinzip "gar nicht" - die Hater werden kommen... ich weiß es. ^^ ) über XFCE (ausgewogene Config-Möglichkeiten direkt via GUI) bis zu den Konfigurations-Extremen KDE (98% direkt über GUI, aber im schlimmsten Fall konfiguriert man sich die GUI damit komplett kaputt) oder Dinge wie Sway oder andere kleinere Lösungen, die dann sogar rein per Kommandozeile/Textdateien konfiguriert werden.
Im Fazit: Bei wem "Windows 10 das letzte Windows" werden soll, der sollte sich jetzt schon einmal mit der ein oder anderen Distribution auseinandersetzen. Denn seinen Liebling zu finden und seine Arbeitsabläufe anzupassen, dauert. Bei mir geschlagene 10 Jahre. (Fünf davon hauptsächlich wegen der Spiele, die erst durch aktuelle Steam-Anstrengungen abgeschlossen werden konnten.) Ein "Ich wechsel jetzt mal eben schnell" wird lediglich zu Frust (und Wechsel zurück zu Win) führen. Gebt euch Zeit, lernt die Stolpersteine kennen und ihr werdet zukünftig über Microsofts Gebahren, die zahlende Herde zu bevormunden, deutlich entspannter lachen können als heute.
TLDR: Nutzt die Zeit, um die (Un-)Tiefen rund um Linux wie "Distribution", "Hardware"/"Treiberkonzept", GUI und eurer gewünschten Software auszutesten, bevor ihr euch beim Kopfsprung blutige Nasen oder Orientierungslosigkeit in der Dunkelheit holt. Dann kann fast nix mehr schiefgehen.
Regards, Bigfoot29