flaphoschi schrieb:
Ich erinnere mich, dass selbst ein günstiger 0815 PC aus dem Elektronimark jedes aktuelle Spiel einwandfrei ausführen konnte. Heute ist man mit dem Mid-End Grafikkarten der letzten Generation womöglich schon raus.
Ich glaube das siehst du etwas zu pessimistisch. Im Prinzip ist ja folgendes grob (ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und vollständige Richtigkeit) geschehen: Vor vielen Jahren waren PCs DIE Spieleplattform. Technologische Fortschritte in kurzen Abständen, keine Konsole konnte damit mithalten. Aber der Konsolenmarkt wuchs trotzdem und zwar stetig.
Irgendwann über die Jahre wurde er so groß, dass sie dem PC den Rang abliefen, so zur xbox360 und ps3 Zeiten. Die Einstiegshürde für neue Spieler ist einfach niedriger, die Hardware im Vergleich auch (weil vom Hersteller subventioniert, also mit Verlust verkauft) billig, regelmäßiges Aufrüsten nicht nötig, und Einarbeitung in die Materie schon gar nicht. Videospiele an sich wurden Mainstream, gefühlt ungefähr ab der PS1 eher 2.
In der Zeit schwenkte der Focus der Spielehersteller auf Konsolen um. Was dazu führte, dass das Dargestellte in Spielen aufgrund der festgelegten Hardwaremöglichkeiten der Konsolen eben nicht besonders aufwändig war, und sich das über die Jahre auch nicht wirklich sehr steigerte. Das war die Zeit, in der jeder Supermarkt-PC eine relativ starke Spielemaschine war.
Aber der damals schon mehrfach totgesagte Spiele-PC starb nicht. Zum einen, weil es Genres gab, die nur auf PC so richtig sinnvoll waren und einige in dieser Zeit auch einen regelrechten Hype hatten, der in fast absurder Weise quer durch die Gesellschaft ging (WoW), und zum anderen, weil die stärken des PCs sich ja auch nicht wegdiskutieren lassen. Modding, stärkere Hardware, vielfältigere Genres, offene Plattform, Emulatoren usw., und nicht zuletzt auch die stärkere Verankerung im E-Sport Bereich durch entsprechende Titel. Die dortige Spielerlobby starb also nicht aus.
Auch schwenkte der Markt um auf digitalen Vertrieb, die einst verhassten Steam&Co. wurden sehr populär, PC-Releases also entsprechend billig zu bewerkstelligen. Das Feedback in Richtung der Hersteller klopfte diesen immer mehr auf die Finger, doch bitte wieder entsprechende Regler in ihre Einstellungsmenüs zu bauen und doch auch bitte allgemein nicht mehr solche Schrott-Ports zu veröffentlichen. Außerdem wurden ja auch Mobilspiele immer verbreiteter und so kam es bei den großen Publishern nicht mehr zwingend finanziell auf die AAA-Titel an, solange nur man genug Schafe mit bunten Blinkies in Blinkie-Schubs-Spielen schröpfen konnte.
Und heute hat man quasi beides. Ein Spiel sieht auf den heutigen Konsolen prima aus und ist gut spielbar, auf einem Mittelklasse-PC hat man dann meist schon die gleiche wenn nicht bessere Optik und auf High End kann man dann völlig freidrehen mit Optionen, die die Konsole ggf. gar nicht hat. Und Techniken wie DLSS und FSR usw. stärken ja sogar die Möglichkeiten der Mittelklasse. Häufig ist der Unterschied zwischen High und Ultra in Spielen auch nur mit der Lupe auszumachen, stresst die Hardware aber abartig mehr. Ein Weg, den man vernünftigerweise nicht gehen muss.
Allgemein sind die Möglichkeiten zu justieren viel feingranularer geworden (bzw. wieder). Die Engines der Spiele sind auch einfach viel besser und arbeiten effizienter. Wenn man nicht gerade eine 10 Jahre alte Kiste mit Krüppel-GPU hat, kommt man eigentlich relativ weit. Schau dir das SteamDeck an, das ist keine High-End Hardware.
Also insofern ist die Situation heute doch eigentlich relativ komfortabel. Jetzt mal unabhängig von der Qualität, die so rausgehauen wird, das ist eine andere Diskussion. Aktuelles spielen kann man heute auf so ziemlich allem, ohne es mit handgroßen Pixeln zu tun zu bekommen. Und, wenn man mag, sogar ganz ohne Windows und sogar Apple will jetzt ... höhö... mitspielen. (Wortspiel of Death). Also, kein Grund für Pessimismus.