BTICronox schrieb:
mich wäre ein Hybrid perfekt, 90% der Fahrten wären im Ort und daher mit Batterien befahrbar, es entsteht kein "Rucksack" durch den Akku und der Verbrauch wäre dann unter'm Strich in etwa 1 Liter / 100km.
Das ist ein Trugschluss. Der Rucksack bei Plug-Ins ist auf die erforderliche Fahrleistung gesehen oft ebenbürtig. Da soviel meist nicht elektrisch gefahren wird, im Endeffekt oft noch viel schlimmer.
Denn die ganze Geschichte steht und fällt mit der Effizienz des Fahrzeugs, und gerade da Elektromotoren so effizient sind, kann es hier schon schnell zu großen Unterschieden kommen. Selbst reine Elektroautos können zwischen 11-12 kWh/100km benötigen (Hyundai Ioniq) und 28 kWh/100km (Posche Taycan) benötigen.
Kleines Rechenbeispiel, mit den erstbesten Zahlen die man so findet:
Im deutschen Strommix verursachte 2018 die Produktion von 1 kWh etwa 450g CO2 (
Quelle Bundesumweltamt).
Das heißt, wenn ich mit meinem E-Auto 16 kWh/100km verbrauche (für "Volks E-autos" wie ID.3, Kona, Zoe und auch bei mir mit dem E-Corsa ein normaler Wert) produziere ich etwa 7.2 kg CO2 /100km.
Der Durchschnittsverbrauch eines Benziners lag 2019 bei 7.8l/100 km (
Quelle Statista), bei 2.37kg CO2/l (
Quelle Helmholz/KIT) macht das 18.464 kg CO2/100km.
D. h. ein normales E-Auto spart gegenüber dem Durchschnittsbenziner beim deutschen Strommix schonmal 11.286kg CO2 ein (bei Ökostrom wäres es natürlich die vollen ~18kg).
Wenn ich jetzt mal einen 50kWh Akku nehme, wie im Corsa/208 (andere Beispiele: Ioniq 28kWh, Zoe 52 kWh, ID.3 58 kWh), lande ich, wenn ich die worst-case China Zahl von 175kg CO2/kWh Akku nehme (
Quelle: Wiss. Dienst Bundestag), bei 8.75t CO2 für die Produktion. D. h. wenn man das mit dem gesparten CO2 gegenüber dem Benziner in Relation setzt, lande ich am Ende bei 77.530km, die gefahren werden müssen, ab dem ich elektrisch ökologisch günstiger unterwegs wäre (mit Ökostrom nach 47.333km).
Wenn man das jetzt allerdings auf die Hybride überträgt, bleiben die Verhältnisse ähnlich, da die einen viel höheren Verbrauch und oft auch gar nicht mal einen so kleinen Akku haben.
BMW X5 xdrive45e (24 kWh Akku = 4.2t CO2, Verbrauch von 23 kWh/100km, Parität erst nach 50.000km)
Mercedes GLE 350 (31kWh Akku= 5.4t CO2, Verbrauch von 27 kWh/100km, Parität erst nach 85.000km)
Seat Cupra Leon e-Hybrid
(13kWh Akku= 2.3t CO2, Verbrauch von 15 kWh/100km, Parität nach 19.400km)
Beim E-Auto hat man keine andere Wahl, da erreicht man die rein elektrische Kilometerzahl irgendwann. Bei den PlugIns hingegen darf man schon annehmen, dass wirklich nur ein sehr kleiner Prozentsatz wirklich auf einen so hohen Anteil an rein elektrischen Kilometern kommt (mit Ausnahme vielleicht bei Verhältnissen wie dem Cupra). Und wie bei E-Autos auch, kann man in eine Grenze laufen, wo größere Akkus ökologisch keinen Sinn mehr machen, aktuell zumindest.
Man darf hier nicht vergessen, JEDE Form der Fortbewegung verbraucht Ressourcen und Energie, daher kann man das immer nur in Relation betrachten und die kann man natürlich auch vorteilhaft auswählen. Wenn ich im obigen Beispiel ein Auto nehme, das 5l/100km Benzin benötigt, ein E-Auto mit höherem Verbrauch wähle und dann wieder den veralteten deutschen Strommix nehme, kommt man auch auf Zahlen von 300.000+ km. Und Fahrzeuge wie der Mercedes GLE Plug-In oder ein Porsche Taycan produzieren dann sogar mehr CO2 als ein sparsamer Benziner. Das macht dann ökologisch nur Sinn, wenn man Ökostrom laden kann oder sich der Strommix verbessert (wer hier aktuelle Zahlen hat, gerne her damit).
Das soll jetzt mal als Fallbeispiel betrachtet sein, bevor hier Diskussionen um die exakten Zahlen ausbrechen. Da Produktion/Transport von Benzin nicht berücksicht sind, die schlechtest möglichste Zahl für die Akkuproduktion genommen habe, die Angaben über den deutschen Strommix veraltet und mittlerweile deutlich besser sind, sowie auch keinerlei Ökostrom berücksichtigt wurde, sieht das Verhältnis für den elektrischen Antrieb eigentlich noch besser aus. Aber das Verhalten und den Einfluss von Akkugröße und Verbrauch wird hier zumindest gut verdeutlicht.
Und um den großen Bogen zurück zum EQS zu spannen: Da ist es dann wirklich fragwürdig, wenn man soviel Ressourcen in einen cw-Wert von 0.2 steckt (wobei eigentlich cw*A relevant ist) und dann eine 100+ kWh Batterie reinklatscht. Bei exakt 100kWh Akku (soll laut Mercedes aber mehr als 100 sein) und 15kWh/100km Verbrauch (was eine sehr optimistische Annahme ist) bräuchte man mit den Zahlen oben um die 150.000km. Auch wenn es real besser sein wird und sich gerade hier auch noch viel tut, ist das zwar schön, dass man sowas entwickelt und baut, aber dass das ökologisch jetzt gar nicht mal die beste Idee ist, sollte einem schon bewusst sein, wenn man die klassische "Ein E-Auto muss mind. 600km weit kommen" Meinung unterstützt. Von der Perversion, da einen PC mit mehr Displays als Schaltknöpfe reinzubauen, mal ganz abgesehen.