Old Knitterhemd schrieb:
Meine Linuxsysteme habe ich schon Jahre nicht neu aufgesetzt, und wenn bräuchte ich keine Lizenz dafür.
Dafür kann ich meine Dotfiles importieren (alle Einstellungen wiederherstellen) und mit wenigen Befehlen ALLE Programme installieren lassen, die ich haben will.
Nicht nur das, man kann sein Home-Verzeichnis auf eine eigene, Festplatte/Partition auslagern und wenn man dann mal eine andere Distribution nutzen will oder wegen herumspielen sein System in einen schlechten Zustand gebracht hat und alles wieder neu haben möchte, macht man einfach seine Linux Installation platt, installiert das neue, mountet das Home-Verzeichnis, rebootet, installiert seine 10-100 Anwendungen übers Terminal und es ist alles so, wie wenn du nie neuinstalliert hättest.
Ich sags euch, es ist ein Traum!
Und der Prozess dauert noch nicht mal lang.
Wenn ihr nen USB3-Stick mit passendem Port am MB habt, ist das ne Sache von ca. 40 Minuten.
Wenn man geübt ist und schon weiß was man will und die Installationsgeschwindigkeit vom Linux selber entsprechend schnell von statten geht, geht das sogar in ca. 20.
Je nach Toleranz für kleinere Glitches kann man so sogar mehrere verschiedene Distributionen nebenher mit demselben Home-Verzeichnis betreiben. (Glitches = Hintergrundbilder könnten sich vermixen, Einstellungen der Oberfläche werden u.U. etwas anders interpretiert, aber mir ist bisher nichts Gröberes untergekommen, das die Betriebssysteme an sich beeinflussen würde.)
Boandlgramer schrieb:
Es gibt ein paar Punkte, die einen zu Windows immer wieder zurückzwingen:
- Spezielle Hardware mit entsprechender Treiberunterstützung
- Der ganze Bereich Video ist unter Linux total unterentwickelt - Editing, Hardware Acceleration...
- Browser-Tec: Unter Windows ist Hardwarebeschleunigung kein Thema - unter Linux ist es bei aktueller Hardware immer noch Bastelarbeit: Unterschiedliche Treiber (free/nonfree), VA-APIs
- Mittlerweile geht's besser, aber HiDPI ist immer noch ein großes Thema.
- Skype ist - sogar seit es MS kaputt macht - nach wie vor konkurrenzlos in puncto Einfachheit und Vollständigkeit: Chat, Voice, Screen- und File-Sharing. Und unter Linux läuft nur noch die Browser-Variante und da kommen wir wieder zum suboptimalen Browsersupport.
Wenn ich mir noch ein wenig Zeit lasse, fällt mir sicher noch ein bisschen was ein. Und man kommt da mit virtualisiertem Windows oder Workflow-Anpassungen auch nur bedingt vorbei.
Ich versuch' das auch immer wieder mit Linux und bin immer angetan von den viele positiven Aspekten, aber für einen Umstieg reicht's einfach nicht...
Es gibt da noch diverse Detailprobleme, die einen Umstieg auf Linux auf meinen Produktionsrechnern verhindern, die auch primär im Bereich Grafik-/Video-Support liegen.
Mein größtes Problem und ich glaube das geht jedem am Anfang so, waren die Programme und die Alternativen, die es dazu auf Linux gibt.
Allem voran waren es bei mir die Spiele mit Multiplayer-Anti-Cheat, die alles außer Windows automatisch ausschließen. (PUBG war da mein Problemkind.)
Was mir am Ende aber geholfen hat, war im Vorfeld schon mit Windows auf Alternativen umzusteigen, die auf beiden Plattformen verfügbar sind und am Anfang der Übergangszeit eine VM mit PCI-Passthrough der Grafikkarte zu betreiben, um PUBG noch ein wenig spielen zu können. (Würde ich aber nicht empfehlen, außer ihr habt wirklich Spaß am Tüfteln, da die Recherche und Trail&Error für PCI-Passthrough schon sehr intensiv sein kann!)
Die nächste Notwendigkeit ist die Gewöhnung ans Linux Ökosystem.
Dinge laufen mit Linux etwas anders und man ist am Anfang so vernarrt auf die verkrusteten Eigenheiten von Windows.
Man kennt es, samt seiner Schwächen und hat über die Jahre nach und nach gelernt, damit umzugehen und darüber hinweg zu sehen oder hat für sich Workarounds/Alternativen gefunden.
Das Gleiche muss in dem Schritt auch mit Linux gemacht werden.
Nur kommt es einem natürlich so viel umständlicher und unverständlicher vor, weil man erwartet, innerhalb kürzester Zeit, seine jahrelange Erfahrung in Windows gegen äquivalentes Wissen in Linux übersetzen zu können.
Das geht natürlich nicht und ist zu viel erwartet.
Mit Windows z.B. Googles du nach der Software und lädst dir dann die Software von der Seite des Betreibers runter. Nach Updates musst du entweder regelmäßig Ausschau halten oder das Programm prüft bei Programmstart selbst.
Mit Linux (zumindest mit Arch/Manjaro) Googles du nach einer Lösung, merkst dir den Namen und holst dir das Programm über den Packet-Manager, der dann auch für dich selbstständig auf Updates prüft und diese auch durchführt, wenn man das denn will. (Automationsgrad lässt sich einstellen, ähnlich wie für Windows-Updates früher.)
Mittlerweile will ich die Linux-Variante nicht mehr missen, das ist so viel schneller und angenehmer.
Vor allem wenn es darum geht neu zu installieren oder einen neuen Rechner aufzusetzen.
Da muss man nicht vorher Installationsdateien sammeln und horten, um schnell wieder einsatzbereit zu sein.
Fakt ist aber, man muss sich drauf einlassen.
Und ich kann nicht genug hervorheben, wie wichtig dieser Schritt für eine langfristige Zufriedenheit mit Linux ist:
Nach der Übergangszeit muss man sich unbedingt damit beschäftigen, sich von den u.U. Funktional qualitativ oder/und quantitativ unterlegenen Alternativprogrammen zu trennen und sich für Linux neue Prozesse samt neuer Programme für die Aufgaben, die man so umsetzen will, zu suchen.
Die Linux-Welt funktioniert ein klein wenig anders und die Leute die damit Arbeiten und damit Entwickeln denken folglich entsprechend etwas anders.
Die Use-Cases, die in Windows existieren, in Linux aber nicht, sind, wenn überhaupt vorhanden, in extrem kleiner Zahl.
Die Lösungen der einzelnen Use-Cases können in ihrer Gestaltung jedoch von "identisch/sehr ähnlich" bis "komplett anders" ausfallen.
Darunter sind dann auch Fälle, bei denen ihr in Windows keinen Cent ausgeben musstet, in Linux aber schon, oder aber anders herum.
Oft läuft es (bei mir zumindest) auch darauf hinaus, dass es in Linux für die Lösung eines Problems mehrere, teils identische und austauschbare Wege gibt, wobei aber der eine kostenfrei ist und mehr Verwaltungsarbeit und u.U. Gefrickel bedeutet und der andere geringe Kosten aufruft, dann aber deutlich komfortabler oder mit entsprechendem Support von statten geht.
Ich will Linux nicht mehr missen.
Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich den Schnitt nur im privaten gegangen bin.
Im Professionellen fehlt mir ein bisschen die Zeit und Motivation.
Nicht unbedingt wegen der Suche nach Alternativen, sondern zum einen Lizenztechnisch und zum andern wegen "Relevanz".
Ich arbeite so eigentlich schon nur noch mit VMs und per Terminalserver, also wäre die darunter liegende Basis wurscht und das ist sie auch.
Die Zeit, die ich mit meinem Host-System verbringe, begrenzt sich auf die Zeit, die ich mit Recherche im Browser unterwegs bin... mehr nicht. Alles andere läuft über Windows-VM und Windows-Terminal Sever. (Windows lässt sich da leider nicht vermeiden.)
Mein Lizenzproblem dreht sich um meine von Win7 geupgradeten Win10-Lizenzen in meinen VMs, bei denen ich nicht weiß, was aus denen wird, wenn ich sie statt über die Windows-Version von VMware mit der Linux-Version starte.
Mein "Gefühl" sagt mir, dass das auf beiden Plattformen doch derselbe Hypervisor sein müsste und die Windows-Lizenzen davon unberührt sein sollte, genau weiß ich aber nicht.
Und die Motivation mich bei dem anhaltend hohen Berg an Arbeit damit zu beschäftigen ist aktuell eher klein und vernachlässigbar.
So lange es immer noch einen Weg gibt, ein Offline-Konto zu betreiben, bin ich zufrieden.
Auch wenn das in Zukunft über umständliche Umwege geschehen muss. (Z.B. alte Win10-Version mit der Offline-Option installieren. Ein paar Registry-Einträge setzen, Server blocken o.ä. und dann erst Updates ausführen. Was auch immer notwendig sein wird...)