Daaron schrieb:
In Nordkorea haben wir aber tatsächlich eine der seltenen Situationen, wo eine Verbesserung der Lage durch ein westlich-demokratisches System möglich ist. Mit Südkorea existiert hier der perfekte Mittler. NK bräuchte einen Marshallplan zum Wiederaufbau, wobei aber die "fremden" Kräfte wie die USA eben nur als mittelbare Geldgeber im Hintergrund auftreten. Die eigentlichen Handlungen werden vom eigenen Volk (aber eben dem südlichen Teil) durchgeführt.
Wie "mittelbar" die USA in Korea involviert waren und sind, haben nicht nur die Nordkoreaner am eigenen Leib erfahren. Der Koreakrieg wurde auch von den USA
extrem brutal geführt. Schlimmer als der 2. Weltkrieg und schlimmer als der Vietnamkrieg. Zumindest in Nordkorea hat man, im Gegensatz zum Rest der Welt, alles getan, damit das nicht in Vergessenheit gerät. Und die Nordkoreaner sind sich auch durchaus bewusst, dass Südkorea immer noch quasi unter amerikanischer Kontrolle steht. (Es ist sogar so, dass das gesamte südkoreanische Militär im Kriegsfall automatisch direkt amerikanischem Kommando unterstellt wird.)
Da gibt es einen extrem starken Hass und tiefes Misstrauen zwischen den beiden Koreas. Nicht nur zwischen den Regierungen, sondern auch zwischen den Menschen. Nicht zu vergleichen z.B. mit BRD und DDR.
Schon im Koreakrieg gingen die Koreaner extrem brutal und fanatisch gegeneinander vor, obwohl sie damals nur ein paar Jahre unter unterschiedlichen Regimen und Schutzmächten trennten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieser Hass nach über 60 Jahren Trennung stark nachgelassen hat. Jedenfalls nicht auf nordkoreanischer Seite.
Außerdem sehe ich auch nicht, wie eine Wiedervereinigung überhaupt wirtschaftlich und politisch funktionieren könnte. Südkorea könnte es bei aller Mühe niemals stemmen, die verarmten Norden auch nur ansatzweise auf ihr Niveau zu hiefen. Es bleibe eine extreme Schieflage, die letztlich dazu führen würde, dass jeder Nordkoreaner, der laufen kann, versuchen wird in den Süden zu gelangen.
Und auch die Aufgabe NK von Grund auf ein neues, funktionierendes Staatssystem zu geben, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Das ist ebenfalls kein Vergleich zur deutschen Einheit (die wrtischaftlich schon schwer genug war) oder auch der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Zumindest gab es in Deutschland vor Hitler eine gewisse demokratische Tradition, an die angeknüpft werden konnte. In Nordkorea gab es nichts dergleichen.
Ich sehe ausgesprochen schwarz, was die Zukunft von Nordkorea angeht. Selbst dann, wenn es nicht zum Krieg kommt. Das Land befindet sich in der schlimmsten vorstellbaren Situation. Der einzige meiner Meinung nach denkbare Ausweg wäre eine langsame Reform, die von innen kommt. Wenn sich das Land von innen her behutsam öffnet. Das müsste von der Spitze des nordkoreansichen Regimes ausgehen und ich bin alles andere als sicher, dass Kim Jong-un der richtige Mann dafür wäre.
Von Außen kann man nur sehr wenig tun, um dazu beizutragen. Zumindest nicht vom Westen/Süden her. Vielleicht eher aus China. Das genießt, im Gegensatz zum Süden und den USA, in Nordkorea ein gewisses Vertrauen.
Im Augenblick geht es aber erstmal darum, es nicht zum Krieg kommen zu lassen und darauf zu hoffen, dass sich in der Zukunft eine Chance ergiebt.