Morgen zusammen,
dachte mir, ich schreibe mal etwas dazu, wie es um Ghosting auf 3D-Vision-1/2-Monitoren steht und die technischen Hintergründe, soweit es mein Laien-Wissen in dem Bereich zulässt.
Zunächst muss man zwischen Top-Bottom-Ghosting und Ghosting allgemein unterscheiden, da beidem eine andere technische Problematik zugrunde liegt.
Ghosting allgemein
Die Pixel eines Monitores benötigen für einen Farbwechsel wenige Millisekunden. Bei GreyToGrey meist bei 2 ms, bei höherem Kontrast liegt diese Latenz jedoch weit darüber. Folglich tritt bei erhöhtem Kontrast das Phänomen auf, dass nicht alle Pixel gleichzeitig ihre Farbe ändern, sondern sich manche „verspäten“. Da bei S3D mit jedem neuen Bild zwischen den beiden Augen gewechselt wird, ragt das alte Bild durch Nachleuchten in das neue hinein: Doppelbilder, gemeinhin als Crosstalk oder Ghosting bekannt, treten auf.
Top-Bottom-Ghosting
Wie dem folgenden Zitat zu entnehmen ist, kommt es aufgrund technisch bedingter unterschiedlicher Latenzzeiten der Pixel in Abhängigkeit zu ihrer vertikalen Position zum sogenannten Top-Bottom-Ghosting. Um überhaupt geeignet geringe Latenzzeiten der Pixel zu erreichen, kommt sogenanntes Overdriver zum Einsatz. Erst so sieht man in S3D überhaupt zwei unterschiedliche Bilder je Auge. Ihr könnt es mal mit einem „2D-Monitor“ testen, wenn ihr diesen für S3D nutzt bekommt ihr Augenkrebs von den 60Hz und ihr werdet trotz Brille auf beiden Augen beide Bilder sehen. Die Latenzzeiten sind einfach zu hoch. Aus dem Zitat geht hervor, dass der Overdrive-Wert an der Monitor-Mitte orientiert ist. Wegen der technischen Bauweise ist dieser Wert mit zunehmender Entfernung zur Monitormitte jedoch immer weiter vom lokalen Optimum entfernt – es kommt zu mit der Entfernung zunehmendem Ghosting.
Planar ging damals als erstes Unternehmen den Weg, den Overdrive-Wert für verschiedene Monitor-Regionen anzupassen, wodurch das Top-Bottom-Ghosting deutlich gesenkt werden konnte.
http://3dvision-blog.com/4501-more-about-the-strange-white-banding-within-recent-3d-lcd-monitors/
“The older panels used one overdrive value for the entire display. This resulted in low stereo crosstalk in the middle of the display, but noticeable ghosting at the top and bottom of the screen. The new SA2311W monitor has low stereo crosstalk across the entire screen.”
Ghosting - 3D-Vision-1 vs. 2
Momentan sind mir nur der Planar und Acer 27” bekannt, diese abgestuften Overdrive-Werte zu nutzen. Diese Technik kam einige Monate vor 3D-V-2 auf. Ob diese Abstufung auch bei 3D-V-2 genutzt wird, kann ich nicht sagen und habe ich nicht recherchiert (werde es beizeiten nachholen). Durch „Lightboost“ konnte bei 3D-V-2 das allgemeine Ghosting drastisch gesenkt werden, sodass mit sehr hoher Helligkeit trotz Ghosting-anfälliger Szenen immernoch problemlos gespielt werden kann. Dies wird durch Lichtimpulse der Hintergrundbeleuchtung bewerkstelligt, sodass das Bild zum Zeitpunkt des Bildaufbaus dunkler ist. Allerdings kann ich bspw. auf dem XL2420T nach wie vor Top-Bottom-Ghosting feststellen. Der obere Monitorteil ist davon eher weniger betroffen, leichte Doppelbilder fallen nur bei explizitem Hinsehen mit suchendem Blick auf. Dafür ist jedoch das untere Viertel stark betroffen. Diese Phänomen wird meist dadurch kaschiert, dass sich dort der Boden befindet. Meist sieht man hier nicht richtig hin oder der Kontrast ist einfach zu gering. Dennoch ist hier klar zu sagen, dass Ghosting mit 3D-V-2 immer noch nicht der Vergangenheit angehört. Die wenigen übergebliebenen Relikte fallen nur kaum noch auf bzw. nur in „Extremsituationen“. Bspw. sind auch mit 3D-V-2 die weißen Fahrbahnstreifen bei JC2 als Doppelbilder klar erkennbar.
Zukunft
OLEDs wird meines Wissens eine extrem geringe Reaktionszeit von einem Bruchteil einer Millisekunde nachgesagt. Wenn es eine Paneltechnologie gibt, mit der Ghosting-freies 3D möglich sein könnte, evtl. mit 240Hz oder mehr, dann ist es OLED.
Wer Tests zu Ghosting/Crosstalk sucht, kann auf 3dvision-blog.com zahlreiche finden. Bevor man sich mit dem Thema auseinandersetzt, sollte man jedoch für sich entscheiden, ob man der Wahrheit ins Auge sehen will. Bei diesem Thema gilt: Unwissenheit ist ein Segen. Ähnlich wie bei Fehlpixeln wird man es nicht mehr ignorieren können, wenn man erst einmal davon weiß. Meine Empfehlung: Seid zufrieden mit euren Monitoren und seht euch die Bilder nicht an.
mfg r00t~