Olympische Spiele 2008 in China boykottieren?

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Odium schrieb:
ich bilde mir keine Meinung über diesen Konflikt, bis da einige Zeit vergangen ist
Was genau erhoffst du dir davon? Die Problematik liegt doch klar auf dem Tisch, da ändern die jüngsten Ereignisse auch nichts daran. Es ist und bleibt eine völkerrechtswidrige Okkupation, und dass die Tibeter in ihrer aufkeimenden Verzweiflung – weil die friedvolle "Politik des Lächelns" vom Dalai Lama offenbar auf keinen fruchtbaren Boden fällt – nun zum Knüppel greifen ist wenig verwunderlich (eine sehr ähnliche Situation sieht man ja auch im Nahostkonflikt).
 
Es braucht immer seine Zeit, bis man geschichtliche Prozesse in einen richtigen Kontext einordnen kann. Wenn du das nicht verstehst, lies dir in Unterforum die Threads ab 11.09.2001 durch und vergleiche sie mit der aktuellen Meinung gegenüber dem Irak und den Moslems - eventuell wirst du dann verstehen, warum es manchmal schwierig ist bei einer "eindeutigen Lage", in der schon alles auf dem Tisch liegt, sich eine Meinung zu bilden.
Vielleicht kommt in drei Jahren raus, dass es eine tibetische Untergrundbewegung gibt, die mit Gewalt vorgegangen ist? Oder ein inoffizielles chinesisches Papier, in dem klar steht, dass die Rädelsführer das Ziel von Attentäten des chinesischen Geheimdienstes sind.
Aus dem gleichen Grund unterrichtet man in Schulen Geschichte auch unter anderem daher rückwärts, also fängt von Null an und arbeitet sich in die Gegenwart. Denn je näher du der aktuellen Zeitgeschichte kommst, desto subjektiver ist der Eindruck und desto schwieriger kann man sich ein klares Urteil bilden. Der aktuelle Konflikt ist viel vielschichtiger, als das es die fünf Minuten im Fernsehen mit seinen herrlichen Bildern von Straßenschlachten und Kommentaren je zeigen können.
 
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Odium, unter dem Aspekt braucht man sich dann ja gar nicht mehr mit irgendwelchen Konflikten auseinandersetzen, schließlich kann in 50 Jahren ja immer noch irgendwo ein Dokument auftauchen, das ein gänzlich anderes Licht auf die Situation wirft. Also sorry, aber das Argument kann mich nicht überzeugen.
Der Konflikt ist ja wirklich nicht neu, es liegen genügend mehrfach bestätigte Tatsachen auf dem Tisch, beispielsweise die Ermordung von zigtausenden Tibetern und die Zerstörung von ebenfalls mehreren tausend tibetischen Klöstern.
 
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Ja, das steht wohl außer Frage, ich meinte natürlich den momentanen Konflikt, der wohl die Hauptursache für den Ruf eines Boykotts der Spiele ist. Schaut euch doch nur die Schlammschlacht auf Youtube zwischen Chinesen, Zensoren, Tibetern, Ex-Tibetern und selbsternannten Redakteuren an. Das ist Propaganda pur, da steigt man nicht mal eben so in ein paar Stunden durch.
 
Was die Politik nicht hinbekommt, sollen die Sportler ausbaden?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (ein ? pro Satzende langt)
Sind Sportler keine Menschen, haben Sportler deshalb auch keine moralische Verantwortung anderen Menschen gegenüber?
Wenn es die Politik nicht "hinbekommt" kann man automatisch alles als abgehakt betrachten? Fabelhaft, dann können wir uns ja ab sofort alle gemütlich in den Fernsehsessel fallen lassen und vom warmen Zuhause aus alle möglichen Spektakel in der Welt in Ruhe und völlig ungeniert genießen. Auf in eine bessere Zukunft!
 
RaiseHell schrieb:
Sind Sportler keine Menschen, haben Sportler deshalb auch keine moralische Verantwortung anderen Menschen gegenüber?
Wenn es die Politik nicht "hinbekommt" kann man automatisch alles als abgehakt betrachten? Fabelhaft, dann können wir uns ja ab sofort alle gemütlich in den Fernsehsessel fallen lassen und vom warmen Zuhause aus alle möglichen Spektakel in der Welt in Ruhe und völlig ungeniert genießen. Auf in eine bessere Zukunft!

Natürlich haben Sportler auch eine Verpflichtung, aber zuerst sind Politiker und Industrie am Zug. Und solange Milliarden an Subventionen an China gezahlt werden, solange auch deutsche Firmen in China produzieren lassen, solange sollten Sportler in Ruhe gelassen werden. Erst wenn Politik und Industrie ihren "Beitrag geleistet" haben, kann man über einen Boykott nachdenken.

BTW: Wer hat denn die Olympischen Spiele an China vergeben???
 
Aber genau hier liegt doch der Hund begraben, nämlich dass die Politik und die Wirtschaft kein Interesse an einem Boykott hat. Einerseits aus Furcht, andererseits aus Geldgier. Aber was würde China gegen boykottierende Sportler machen wollen? Deren Regierungen dafür verantwortlich machen? Das wäre lächerlich, und das weiß China ganz genau. Aber ich geb mich natürlich nicht der Illusion hin, dass die Sportler dazu bereit wären – denen geht's ja im Endeffekt auch nur um ihren Egotrip.
 
Bullayer schrieb:
Wer hat denn die Olympischen Spiele an China vergeben???

wikipedia schrieb:
Vergabe der Spiele

Peking setzte sich am 13. Juli 2001 auf der 112. IOC-Session in Moskau gegen Toronto, Paris, Istanbul und Ōsaka durch. Die Entscheidung fiel deutlich und viel rascher als erwartet. Vor der Abstimmung stellte sich jeder Bewerber mit einer 45-minütigen Präsentation vor und warb um Stimmen. Nach den vier Wahlgängen zur Wahl des Austragungsortes der Sommerspiele 2000 und den fünf für die Sommerspiele 2004 blieb es bei nur zwei Wahlgängen, in denen sich der Favorit durchsetzen konnte. Nachdem die Spiele an Beijing vergeben wurden, erklärte am 17.7.2001 der stellvertretende Ministerpräsident Li Lanqing: “Der Gewinn der olympischen Bewerbung für 2008 ist ein Beispiel für die internationale Anerkennung der sozialen Stabilität Chinas, des wirtschaftlichen Fortschritts und des gesunden Lebens des Chinesischen Volkes.”

[...]

Ergebnis der Wahl des Austragungsortes 2008
Ort Land Runde 1 Runde 2
Peking China China 44 56
Toronto Kanada Kanada 20 22
Paris Frankreich Frankreich 15 18
Istanbul Türkei Türkei 17 9
Ōsaka Japan Japan 6 –

Was für ein Hohn das von mir dick gedruckte Zitat des stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten ist.


Meine Meinung zu einem Boykott ist, dass der wenn es einzelne Länder machen würden nicht viel bringen würde. Wenn dann sollten es so gut wie alle machen, aber das ist natürlich utopisch, da dies nie geschehen könnte da ja bekanntlich bei Olympia zu viel Geld im Spiel ist.

Was auch gegen einen boykott spricht ist, dass die vielen Medienvertreter, die während der Olympiade in China sind nicht "nur" die Olympischen Wettkämpfe zeigen werden.
Ich hoffe China wird es dann nicht schaffen eine Zensur wie in Tibet zu erreichen.
 
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Allein die Einschränkungen der Sportler und Medienvertreter wären schon einen Boykott wert gewesen. Tibet setzt dem ganzen noch die Krone auf.

Wie üblich kneift aber unser land mal wieder den Schwanz ein.
Wirtschaftliche Interessen verlangen halt das man über alle Menschenrechtsverletzungen uns sonstigen Probleme Chinas hinwegsieht.
Mich kotzt es absolut an das wir unsere moralischen Ansichten völlig vergessen wenns ums Geld geht.
Traurig wenn man sowas auch noch von der Politik vorgelebt bekommt.

Ich bin auf jeden Fall für einen Boykott.
Darüberhinaus sollte man den Chinesen auch nicht weiter in dern Allwertesten kriechen und sich jede Unverschämtheit bieten lassen.
China WEISS das JEDER auf ihren Markt will, das nutzen sie aus um sich, gelinde gesagt, "wie die Axt im Wald zu benehmen".

Ich erinnere nur an die Sauerei gegenüber unserer Bundeskanzlerin als diese den Dalai Kama empfing.
Merkel hätte gut daran getan dem chinesischen Botschafter mal Manieren beizubringen, aber im Interesse der wirtschaftlichen Interessen schleimt man lieber fröhlich weiter.

Würden andere europäische Länder sich zu einem Boykott entschliessen würde Deutschland vielleicht "mitlaufen" , allein den Anfang zu machen, dafür fehlt es den Leuten hier an Rückrat und Anstand.
 
Wenn die Staaten ihre Sportler nach Peking schicken – und ganz danach sieht es derzeit aus –, dann habe ich dennoch ein mulmiges Gefühl, wenn ich lese, dass die chinesische Führung ein Live-Sendeverbot vom Platz des Himmlischen Friedens erwägt. Aus Angst vor Demonstrationen soll es Reportern verboten werden, von dort aus ihre Live-Schaltungen zu machen.

Neben diesem Eingriff der staatlichen Zensur befürchte ich, dass weitere symbolträchtige Schauplätze betroffen sein könnten, wenn die Demonstranten sich dazu entschließend, woanders aufmarschieren. Genehmigte Demos wird es während der Spiele wahrscheinlich ohnehin nicht geben. Aber man würde doch gerne sehen, wie die chinesische Polizei gegen nicht genehmigte Demonstrationen vorgeht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,542938,00.html
http://www.welt.de/politik/article1806648/China_zeigt_in_Tibet_sein_wahres_Gesicht.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,543259,00.html
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/547742

Wenn es zu Einschränkungen für die Presse kommen sollte, dann erwarte ich zumindest eine schonungslose Berichterstattung darüber. Da muss der Finger in die Wunde gelegt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn weder Politik noch Sport und Industrie die Olympischen Spiele respektive China boykottieren, kann das jeder selbst zu Hause tun, indem er KEINE Übertragung dieser Spiele einschaltet.
 
Die Frage ist wirklich, ob das auch was bringt. Bei allem Leid dort unten, es erinnert mich etwas an die Zeit des Kalten Krieges in Europa und ganz konkret zw. der damaligen BRD+DDR. Mit einem totalem Abschotten gegen die DDR, wären wir nicht heute da, wo wir jetzt sind. Selbst der alter Strauß aus Bayern hatte seine Hände mit im Spiel, wenn es darum ging mit der DDR Geschäfte zu machen. Wurde nun die Zeit der DDR damit verlängert, oder ging es da nicht auch um Annäherung und das durchaus gegen den Willen der SED-Führung. Gleiches könnte doch auch jetzt für China richtig sein und evnt. auch so wirken?:o
 
Gelöscht durch den Autor aufgrund persönlicher Diffamierung und öffentlichen Anprangerung durch HappyMutant.
 
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Bringt ein Boykott denn wirklich was ?

Ein paar Schlagzeilen in den Medien und dann wird wieder zur Tagesordnung übergegangen.


Tibet und die Pressefreiheit interessieren nicht wirklich. Was interessiert, ist der Handel der mit China betrieben wird.
Jeder wird nur darauf achten, dass die Handelsbeziehungen mit China keinen Schaden nehmen.
 
Korrekt, und deshalb müsste der Druck eigentlich von der Weltbevölkerung ausgehen, indem man den Kauf von in China hergestellten Waren boykottiert. Viele westliche Unternehmen lassen in China Produkte fertigen und auch China hat natürlich großes Interesse am Warenexport.

Aber auch hier wieder: theoretisch möglich, praktisch jedoch völlig utopisch. Warum? Weil die Menschen wegen ein paar misshandelten und toten Tibetern sicher nicht auf ihre Annehmlichkeiten verzichten wollen.
 
Gegenbeispiel: Die chinesische Bevölkerung und Regierung findet, dass es eine Verschwendung von Ressourcen darstellt, wenn in unseren Parlamenten nur gestritten und gefeilscht wird - zu oft kämen faule Kompromisse dabei heraus. Uneinigkeit verwirrt das Volk. Man ist der Meinung, dass eine starke Führungspersönlichkeit wie in Russland oder Pakistan viel effizienter und besser für die Bevölkerung sei. Oder das es schlecht für das Volk sei, wenn Demonstrationen öffentlich gezeigt werden.

Ab da liefert China keine Produkte mehr nach Deutschland / Europa, bzw. besteht bei seinen größten Handelspartnern darauf, keine chinesischen Produkte mehr in diese Länder weiter zu verkaufen. Man kann sich nur schwer vorstellen, was das für ein SuperGAU für unsere Wirtschaft darstellen würde.
Natürlich ist ein Boykott der westlichen Mächte von China genauso unwahrscheinlich wie ein Boykott Chinas an uns.
 
Aber ich glaube, dein Gegenbeispiel würde schon allein an der Tatsache scheitern, dass die chinesischen Wirtschaftstreibenden genauso geldgierige Säcke sind wie sonst auch im Rest der Welt. Ich bezweifel mal, dass die freiwillig auf riesige Märkte wie Europa und die USA verzichten würden.
 
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