Die Erkenntnisse werfen Fragen auf: Gab es durch die kontinuierliche Überwachung vielleicht sogar ein Vorwissen über den geplanten Bombenanschlag? Hätte er verhindert werden können oder brauchte die US-Regierung einen Vorwand für die Angriffe auf die Städte Bengasi und Tripolis eine Woche später?
Auch hier, bevor es einen Aufschrei hier im Forum gibt:
Es wirft Fragen auf, keine Frage, aber man muss sich auch selbst welche stellen, bevor man anprangert. Das können einige Reporter nicht so richtig.
Frage eins: Wie lange dauert die Entschlüsselung der manipulierten Kryptomaschinen? Muss ja längst nicht Echtzeit sein, gerade wenn da 130 Nationen die Maschinen einsetzten und dabei sicher schnell mehr als eine Kommunikationsleitung mit verschlüsseln, kann ich mir auch vorstellen, das diverse verschlüsselte Nachrichten auf Entschlüsselung und Bearbeitung warten und dabei unterschiedlich Priorisiert werden. So könnten auch erst nach dem Anschlag entsprechende Nachrichten entschlüsselt worden sein.
Das bildet direkt Frage zwei: Hatte man auch wirklich schon konkrete Informationen vor dem Anschlag? Oder ging das sogar erst auf den Kommunikationsverkehr nach dem Anschlag hervor?
Frage Drei: Wieviel Vorlauf hatte man um überhaupt zu reagieren, wenn man konkrete Informationen vorher gehabt hat. Behörden sind sowieso schon nicht die Schnellsten, bei Informationen aus geheimen Quellen wird's noch komplizierter. Ist ja nicht so, dass der Mensch, der die Nachrichten entschlüsselt und gelesen hat, direkt zum Hörer greift und die Polizei alarmiert.
Da kommen wir auch zur Frage vier: Waren die abgefangenen Nachrichten klar und zusammenhängend oder musste man erst ein klares Bild aus mehreren Nachrichten zusammenpuzzeln. Wo wir wieder dabei sind, ob das Puzzeln überhaupt vor dem Anschlag stattgefunden hat.
Natürlich bleibt auch hier noch die letzte dreckige Möglichkeit, dass es zugelassen wurde, der Strategie wegen. Ob zur Geheimhaltung der Spionage a la Enigma-Entschlüsselung oder als Instrument für politische und militärische Machenschaften. Wobei man dazu gleich fragen muss, wer hatte dann wirklich davon gewusst? Immerhin kann ich mir nicht vorstellen, dass BND und CIA jeder das selbe entschlüsselt und bewertet, quasi doppelte Arbeit. Immerhin sind auch die Interessen und damit auch die Prioritäten der Nationen unterschiedlich. So kann es durchaus sein, dass der BND erst im Nachgang die entsprechenden Informationen von ihren Amtskollegen von Übersee bekommen hat.
Viele Möglichkeiten, wenig konkrete Informationen. Also Leute: Immer nachdenken, bevor man Fackeln und Mistgabeln rausholt. Im Nachgang zu besprechen, was möglicherweise unter Zeitdruck passiert ist, ist immer einfacher. Hätte, könnte, wäre und sollte sind später ohne Zeitdruck leicht zu bedenken.