Da diese Diskussion länger geht als erwartet, versuche ich mal mitzuhelfen, dass wir nichts vergessen und halte hier auf Seite 3 (oder 4, falls ich auf der nächsten lande) zunächst mal die Whataboutism-Liste zur zukünftigen Referenz fest. Wir hatten bisher:
- Pay2Win-MMOs
- Casinos
- Unzuverlässige Elektrogeräte
- Battlefield
- Ü-Eier
- schöne Felgen
Eigentlich ist es sinnlos, auf diese Ablenkungen einzugehen, ich mache es trotzdem, aber am Ende dieses Posts, weil es nicht der Hauptpunkt ist.
Der Hauptpunkt ist: Blizzard verkauft also diese Verschönerungen. Erstmal die kleinere Frage vorangstellt: warum ist dafür nochmal extra zu zahlen? Wenn ich nach Schätzungen für Entwicklungskosten gucke und anhang der Spielerzahlen und des Verkaufspreis mal die Einnahmen abschätze, wohlwissend, dass es noch weitere Kosten gibt, dann scheinen mir die Verkaufseinnahmen des Spiels trotzdem schon mehr als ausreichend um Entwicklung + guten Gewinn, warum also Spieler nochmal und nochmal für kleinere weitere Spielinhalte zur Kasse bitten?
Aber daran will ich mich nicht aufhängen, viel wichtiger ist die Frage: Warum auf Art und Weise und warum die künstliche Verknappung? Und ich hoffe, diese Frage wurde nicht falsch verstanden. Die Frage war nicht: "Warum gibt es in Battlefield dies Praxis oder schlimmeres?" oder "Warum gibt es in Heartstone diese Praxis oder schlimmeres?" oder "Warum gibt es in MMORPG/TCG/F2P-P2W-Shooter XYZ diese Praxis oder schlimmeres?" Das können alles legitime Fragen sein und ich bin sofort dabei jeden anderen, der diese Schiene fährt, ebenfalls zu kritisieren, aber das alles beantwortet nicht die Frage, die ich in diesem Thread zum Artikel über Overwatch stelle: "
Warum verkauft Blizzard die Verschönerungen auf diese Art und Weise und schafft die künstliche Verknappung?".
Früher war es doch normal, dass man bei einem Computerspiel oder ein AddOn oder DLC vorher erfahren konnte, was man kauft, warum also heute anders? Jemand hier im Thread, hat doch ausgerechnet, dass man sich für 50€ quasi einen limitierten Legandary-Skin aussuchen kann und noch ein bisschen Zeug nebenbei kriegt. Warum wird der limitierte, legendäre Skin dann nicht im Shop verkauft für 50€, gebündelt mit einem Haufen Extraskins, so dass jeder Kunde weiß, woran er ist? Dann sind sie die ganze Kritik, die immer zu Recht mit intransparenten Mikrotransaktionen und Lotterie-Elementen einhergeht, los.
Und wenn es so fair für die Spieler ist, müssten sie ja damit die gleichen Einnahmen machen, denn der Spieler, der vorher rational entschieden hat, sollte ja bei den gleichen erwarteten Kosten nur ohne Unsicherheit genauso viel kaufen, weil ihm die Verschönerungen ja das Geld wert sind. Vielleicht sogar mehr, denn auf der Uni haben wir über die Theorie der rationalen Verbraucherentscheidungen gelernt, dass Verbraucher zur Risikoaversion neigen, also lieber 50€ sicher als 100€ mit 50%-Chance nehmen.
Warum keine Transparenz über die genauen Lootmechanismen (nur nochmal zur Klarstellung, ich frage hier, warum Blizzard mit Overwatch nicht transparent ist, nicht wie es bei Ü-Eiern aussieht), verbunden mit einer kurzen Erläuterung darüber, in welchem durchschnittlichen Preis das resultiert, oder was der 90%-Chance oder 100%-Chance-Preis ist?
Weil es eben
kein faires System ist. Es neigen mehr Spieler dazu, es wieder und wieder mit gekauften Kosten zu versuchen als dass sie wirklich direkt 50€ für den limitierten Skin + einen haufen anderer Skins und Credits ausgeben würden. Oder als dass sie 40€ draufzahlen würden, wenn sie sich mit ihren Siegen bis dahin Kisten im Wert von 10€ erspielt hätten.
Die kombinierte Wirkung von Mikrotransaktionen, zeitlicher Limitierung und Lotterie ist erforscht und wird ausgenutzt. Diese Wirkung war schon vorher bekannt und Blizzard hat es gewählt, damit Spieler mehr Geld ausgeben, als sie es bei Klarheit der erhaltenen Gegenleistung tun würden. Wieviel Geld mit "Whales" gemacht wird, die unverhältnissmäßig viel Geld ausgeben, ist ebenfalls bekannt. Und die Leute verteidigen das hier? Inwiefern ist es gut oder moralisch von Blizzard das anstatt eines normalen, transparenten Verkaufs ihrer Waren zu tun? Bitte ohne weitere Ablenkungsversuche beantworten.
Nun zu den zwei Whataboutism-Beispielen, die seit meiner Antwort dazukamen:
Was Ü-Eier betrifft, diese sind sicherlich Quenelware und nicht besonders preisgünstig. Trotzdem scheinen sie nicht die Wirkung auf Menschen zu haben, wie Mikrotransaktionen in modernen Spielen. Wenn ich auf eBay nach Überraschungseierfiguren suche, dann sehe ich sehr niedrige Preise, wenn es nicht praktisch um Antiquitäten geht. Würde ich davon lesen, dass ein Haufen Menschen süchtig sind und hunderte Euro pro Monat in neue Ü-Eier stecken, dann wäre das etwas anderes.
Baladur schrieb:
Was? Schönere Felgen am Auto kosten Geld, haben aber keinen Mehrwert außer die Optik? Irgend eine Verzierung im Garten kostet Geld, ....
Jegliches Gejammer zu kostenpflichtigen Verhübscherungen kommt wie immer von irgendwelchen Neidern.
Aber natürlich. Ich, als Nicht-Overwatch-Spieler, der hier für Transparenz und faire Geschäftsmodelle für die Zielgruppe von Overwatch (ab 16) plädiert, bin neidisch auf die tollen Overwatch-Skins, die ich noch nie gesehen habe. Es ist ohnehin ein Argumentum Ad Hominem, aber ich antworte trotzdem mal. Und natürlich bin ich ein Verächter, der schönen Dinge. Nur weil du das Thema gerade aufgebracht hast und ich ein Gegenbeispiel parat habe: ich glaube mein letztes Paar Schuhe hat ~250€ gekostet und wurde von mir (neben Qualität) nach Optik ausgesucht, der Unterschied ist jedoch:
- ich wusste vorher, was ich dafür kriege
- die Dinger existieren in der realen Welt, der Hersteller muss mehr als 0€ ausgeben um eine weitere Kopie davon anzufertigen und sie halten voraussichtlich 10+ Jahre
- ich wusste von Anfang an genau, wieviel Geld ich ausgeben würde, den Preis habe ich nicht in Form von Mikrotransaktienen abgestottert, welche die reale Investition verschleiern.
Da wir also schon geklärt haben, dass ich kein Neider bin, will ich noch kurz anmerken, dass ich auch kein Hater bin, da dass sicher noch aufkommt. Aber Fakt ist, mein Lieblingsspiel aus der Kindheit war Strarcraft Broodwar.