TempeltonPeck schrieb:
Weil ich vor meinem geistigen Auge sehe wie alle Straßen vor den Blöcken aufgerissen wird und dazu dann Links und rechts zu den Verteilern. Dazu die Verlegung in jede Wohneinheit. Das mag alles machbar und bezahlbar sein aber es kommt einen doch sehr aufwendig vor. Ganz zu schweigen der Stress für die Anwohner.
Also in unserem 800 Seelen Dorf, also vielleicht 400 Haushalte, meist EFH sah das folgendermaßen aus: Vor jedem Haus wurde mindestens an einer Stelle im Gehweg oder den Parkbuchten Pflaster aufgehoben und ein vielleicht 50cm tiefes, 1m langes und 50cm breites Loch aufgemacht. Gelegentlich auch mehr als das eine Loch je Haus.
Diese Löcher waren dann lang genug um eine Erdrakete ("pressluftangetriebener Erdverdängungshammer") eiuzusetzen, die sich dann zum nächsten Loch durchtickert. Danach wird die Erdrakete wieder an dem Preßluftkabel rausgezogen und das Leerrohr ins verbliebene Loch geschoben. Hausanschlüsse, dort wo die Kunden gebucht haben, gehen ähnlich mit Loch an die Hauswand - wenn man geschickt war kann man das Loch auf der Straße nochmal nutzen.
Nur an wenigen Stellen ist bei uns ein Bürgersteig mal von Hand komplett aufgegraben war - dann wenn da schon viele andere Leitungen drunter lagen. Die "verdrängt" der Hammer nämlich auch gern mal - ohne Rücksicht auf Verluste. Gab's in unserem Dorf auch - da hat DG ne Telekomleitung erwischt und zerlegt. Das war ein Loch das für die Reparatur ein wenig länger als die 1 Woche auf war ..
Die ganze Tiefbaumaßnahme war mit etwa 5 Teams a 4 Leute in 1 Woche durch. Danach waren alle Löcher wieder zu, Pflaster/Steine wieder fachmännisch verlegt. Die Leerrohre für die Hausanschlüsse aufgerollt an die Hauswand getaped. Die Hausbohrungen und internen Anschlüsse kamen deutlich später.
Auch die 5km Ortsleitung kam bei uns deutlich später, ein Feldhamster hatte Einspruch eingelegt. Mit Spülbohrung. Da fährt ein LKW & eine Ditchwitch an den Straßenrand und von dort wird in Abschnitten von 50..100m in einem Rutsch von Loch zu Loch gebohrt. 2 Mann Team, einer sitzt in der Ditchwitch, einer rennt mit dem Zielgerät in der Pampa rum. Beide passen auf das sie vom auf der Landstraße weiterlaufenden Verkehr nicht überfahren werden und ignorieren das gelegnetlich Gemaule. Und beim Rausziehen des Bohrgestänges gleich das Leerrohr mit eingezogen. Nach dem Schließen des Loches gucken die Leerrohrenden dann aus der Erde.
Verkehrsbehinderungen gab's bei uns nicht - was morgens aufgemacht wurde was abends wieder zu. Hat auch fast überall geklappt. Auch Unterquerungen der Straße wurden mit der Erdrakete gemacht - ohne den Straßenbelag anzufassen.
Denke mal das muß in der Stadt nicht zwingend anders aussehen. Und man braucht je MFH halt nur einen Anschluß. Telekom scheint allerdings lieber den Straßenbelag oder die Bordsteinkante zu fräsen - vielleicht ja inzwischen mit ihrer neuen Verlegemethode ohne Leerrohr dann auch den Gehweg/Vorgarten zum Haus ? Dürfte dann wohl auch bedeuten morgens Platten aufheben, abends wieder zu. Die gefrästen Schlitze werden wohl kaum sonderlich stören und vielleicht oft auch schnell wieder zu sein.
Also alles in allem durchaus ne Menge Arbeit - aber eine die sich "minimalinvasiv" erledigen läßt. Hören tut man das auch - ca. 1 Woche haben bei uns diese Erdraketen kontinuierlich vor sich hin getickert - und die Kompressoren waren natürlich auch zu hören.
Übrigens: An unserer Straße gibt's 24 Häuser, also wurde in der Straße ein Leerrohrbündel von 25 Rohren verlegt. Bei Anschluß des Hauses wird dieses Hauptkabel aufgeschnitten, das Leerrohr mit der richtigen Farbe rausgesucht, durchgeschnitten und mit einem Leerrohr zum Haus mit einer Muffe verlängert. So das man hinterher ein Glasfaserkabel bis zum Haus schieben kann. Das andere Ende des 25er Bündels, aus dem dann die bis zu 24 Glasfaserkabel (je z.B. 4 Fasern) ankommen landet dann in einem Kästle am Straßenrand, wo es auf ein anders Glasfaserkabel umgespleißt wird: je eine Faser von den 24 Häusern auf ein gemeinsames Kabel mit z.B. 96 Adern. Viele dieser 96er Kabel landen dann in der Technikgarage (POP) der DG und die Fasern werden dort einzeln auf Glasfasersteckverbinder gelegt - für jeden Haushalt ein eigener. Bei Telekom dürften diese Kästchen am Straßenrand dann ggf. einen (passiven) optischen Splitter enthalten und statt 24 Fasern zum POP gibt's dann nur eine zum CO. Da mit der Menge der Fasern auch der Raum für die Technik kleiner wird - werden das aber vermutlich weniger oder kleinere "Garagen" sein. Bei uns steht ein so ein Teil je Dorf. Mal ne ganze "Garage", mal ne Halbe.