Einige von euch sind reichlich naiv was das Thema "Betriebssystem" angeht. Wir sprechen hier über den Automotive-Bereich und Steuergeräte-Software. Da ist es nicht mit "ich installier mal Windows" oder "Arch-Linux - sonst nix" getan. Auch "Android Auto" oder "Apple CarPlay" sind keine Betriebssysteme sondern höchstens Interfaces. "Moderne" Betriebssysteme findet man höchstens beim Infotainment - und das koppelt sich an die klassische Architektur an.
Es gibt im Automotive-Bereich eine OS-Standardarchitektur namens AUTOSAR. Mittlerweile unterscheidet man zwischen AUTOSAR Classic und Adaptive. Bei Classic hat man eine Basissoftware (das OS quasi), das RTE und die Anwendungen. Die zugehörigen Betriebssysteme kommen von Herstellern wie "Vector", inklusive Toolchains dafür, das ist etabliert. Kein Hersteller kocht da sein eigenes Süppchen, Tools funktionieren herstellerübergreifend. Seit einigen Jahren kommt Adaptive langsam in die Gänge, Betonung auf langsam. Weil es vorne und hinten an den Tools dafür fehlt. Um solche Funktionalitäten wie Car-2-X oder Autonomes Fahren mit GPU-Processing tatsächlich sinnvoll zu verwenden braucht es aber genau diese Adaptive-Umgebung. Das was VW mit der MEB-Plattform einführt sind Domänen-Steuergeräte - keine zentrale Steuereinheit wie Tesla. Das Steuergerät bei dem es "brennt" kommt von Continental - eigentlich inklusive Software. In der Branche weiß man das seit Jahren, dass Conti da großspurige Angebote gemacht hat ("alles aus einer Hand"), um die Konkurrenz zu verdrängen und hatte zum Projektstart noch nicht mal Leute eingestellt, die sich damit ansatzweise ausgekannt hätten.
Damit kann man die aktuellen Bestrebungen nach mehr Selbstständigkeit durch eigene Tools und Basissoftware im VW-Konzern besser einordnen - vor ein paar Jahren ist AUDI mit dem "zFAS" ebenfalls das Vertrauen auf Zulieferer um die Ohren geflogen. Ich hab keine Ahnung wie viele Milliarden das Audi am Ende gekostet hat. Man munkelt, dass für wesentliche Teile Unternehmen ehemaliger AUDI-Führungskräfte beauftragt wurden ohne jede Qualifikation im entsprechenden Bereich, dafür mit Connections.
An einer Stelle muss man noch einhaken: Der ID.3 teilt sich das Infotainment mit dem Golf 8. Was beim einen nicht läuft, tut auch nicht beim anderen.
Edit: Ich wunder mich etwas über die Motivation des "Insiders". Die grundsätzlichen Probleme sind schon längst bekannt. Das was VW gerade mit der Vorproduktion macht ist durch andere Insider-Infos im Goingelectric-Forum vor einem halben Jahr bei der IAA als Zeitplan genannt worden. Wintererprobung mit Vorserien-Fahrzeugen, und Mitarbeitererprobung mit Nullserienautos bis ins Frühjahr. Um April rum Start der eigentlichen Serienproduktion. Insofern: Keine Ahnung was VW da gerade auf Halde baut.
SavageSkull schrieb:
Das Handling für den Kunden!
Auto fahren, an die Tankstelle und 10 Minuten später weiterfahren.
Abgesehen vom Preis ist das lange Aufladen Akku für viele Kunden der Grund warum sie kein Elektro Auto möchten.
Das ist genau das, was dir die Mineralöl....äh wasserstofflobby erzählen will. So einfach ist das aber nicht. Es gibt jede Menge Probleme die spezifisch für Drucktank-Technik sind. Wenn die Tankstelle nicht genügend Druck liefert, dauert es lange und/oder der Tank wird gar nicht erst voll. Wenn du an eine 350bar-Tankstelle kommst statt an eine 700bar-Tankstelle, dann bekommst du bestenfalls die Hälfte in den Tank. Das ist ein reales Problem.
Wenn du der zweite oder dritte bist, wartest du erstmal eine halbe Stunde bis die Tankstelle wieder genügend Druck für dich übrig hat. Das ist kein Problem, solange in Deutschland auf eine Wasserstoff-Tankstelle vier Autos kommen. Und ob du morgens überhaupt auf die Autobahn kommst oder gleich mit Leistungsverlust liegenbleibst hat was damit zu tun, ob dein Traktionakku genug Energie gespeichert hat um die BZ auf Temperatur zu bringen.
Wir hatten eine Zeit lang ein BZ-Fahrzeug in der Firma und eine Wasserstoff-Tankstelle in wenigen Kilometern Entfernung. Das sind die Themen, mit denen wir konfrontiert waren und weswegen irgendwann mal niemand mehr mit dem Auto fahren wollte.