Sozialrassismus in Deutschland

@andiac

Das ist gar nicht produktiv, etwas als Blödsinn zu bezeichnen und gerade die Erklärung desselben (da steht ein Komma, da/weil ... und das nennt man Erklärung!) nicht anzusprechen.

Ich weiß nicht wo du stehst, offensichtlich siehst du so etwas wie "das Gros der Menschen immer nur auf den "Befehl" von außen wartet". Ich sehe was anderes: diese Menschen stimmen diesem Programm - inclusive diesen "systematischen Diskriminierungsmechanismen" - zu, und zwar ganz praktisch. Deswegen braucht man in einer vollendeten Demokratie keine Diktaturinstrumente, das ist durch die ökonomische Abhängigkeit vorhanden und führt trotz Meinungsfreiheit zu einer bornierten Position: ein System, das einem systematisch nichts gutes beschert, zu verbessern, d.h. seine systematischen Wirkungen als Versagen oder Vergessen zu verstehen und diese Wirkungen seiner demokratisch gewählten Herrschaft vorzulegen, die eben damit beworben hat, nicht zu versagen und nichts zu vergessen.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Das ist gar nicht produktiv, etwas als Blödsinn zu bezeichnen"

Nuja. Ich komme gebürtig aus dem Rheinland. Da redet man i.d.R. wie einem der Schnabel gewachsen ist. Und es macht einem auch keiner zum Vorwurf. Durch eine gewisse Selbstironie kann man mit sowas umgehen und versteht sich. Wenn du das allerdings nicht verstehst, tut es mir leid.

"und gerade die Erklärung desselben nicht anzusprechen"

Versteh ich nicht. Ich habe es doch deutlich genug erklärt.

"Ich weiß nicht wo du stehst.. ich sehe etwas anderes"

So ist das im Leben..
Ich hab mir in meinem bisher fast 37-jährigen Leben sehr oft die Mühe gemacht, mein Umfeld zu verstehen und hab oftmals die Beweggründe deren Verhaltens erforscht und erfragt.
Dabei ist für mich das rausgekommen, was ich eben beschrieben hab. Die meisten trauen sich einfach nicht, etwas zu tun, da sie Angst haben, ihren fragwürdigen Status zu verlieren.

Die Leute, die das System sogar bejahen, habe ich auch kennengelernt. Aber das sind meiner Erfahrung nach meistens "Menschen" in Machtpositionen. Und die sind glücklicherweise deutlich in der Minderheit.
Wir müssen es also nur schaffen, uns zusammen zu raufen und gemeinsam stark zu werden. D.h. auch, dass wir uns durch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel eine nicht-wirklich-böse-gemeinte Bezeichnung als "Blödsinn", nicht spalten lassen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du etwas falsch verstanden. Das besagte Wörtchen störte mich nicht im Geringsten. Aber die Argumente bleiben bei dir systematisch links liegen. Ich kann mir auch vorstellen, warum. Du bist einer von den von mir benannten zwei Kategorien. (Jetzt muss du zurück zu dem Beitrag gehen und noch mal lesen ... Hier ist es: "Aber dem Programm in die Hand arbeiten, sollen ruhig die machen, die entweder das alles so toll finden oder meinen, die Politiker hätten beim Zusammenstricken ihrer schönen Programme für unsere Nation etwas 'vergessen'." Jetzt bin ich hier aber weg)
 
Warum haust du denn jetzt ab?
Gerade da, wo es spannend werden könnte..

Ich hab deine Argumente nicht links liegen gelassen. Ich fand sie sogar gut. Deswegen habe ich sie kommentarlos zur Kenntnis genommen.

Ich finde nur, du machst einen Fehler. Du gibst auf. Zumindest sieht es so aus.
 
andiac schrieb:
Diskriminierung bedeutet ja: Unterscheidung, Herabwürdigung
Und die zweite Bedeutung sehe ich bei der Maßnahme eben nicht.
Warum muss der andere mit Bildungsgutscheinen bezahlen? Er kann damit bezahlen. Das ist ein großer Unterschied. Ihm werden somit mehr Optionen geboten, als er vorher hatte.
Ich habe fünf Jahre mit meiner "Ausbildungsermäßigungskarte" (besser bekannt als Studentenausweis) auch um Ermäßigungen gebettelt (weil ich in dieser Zeit, wie jeder Student, nicht gerade gut bei Kasse war), während bereits arbeitende Freunde ohne mit der Wimper zu zucken, den vollen Preis gezahlt haben. Scham habe ich dabei aber nie gefühlt. Ganz im Gegensatz. Ich würde es begrüßen, wenn ich nach wie vor meine Ermäßigungen erhalten würde...
 
"Warum muss der andere mit Bildungsgutscheinen bezahlen? Er kann damit bezahlen."

Das meinst du aber doch nicht wirklich ernst, oder?
Es geht dabei um Sozialhilfeempfänger, nicht um eher reiche Leute.
Hast du schonmal versucht, von 350€ (die die meisten noch nichtmal vollständig erhalten, weil sie einen Teil ihrer Strom/Gasrechnung selbst übernehmen müssen) deinen kompletten Lebensunterhalt zu bestreiten?
Wenn du weißt, was das bedeutet (und das verinnerlicht hast), kommst du nicht zu solch einer Aussage, wie ich sie von dir zitiert habe.

"Scham habe ich dabei aber nie gefühlt. Ganz im Gegensatz"

Das zeigt doch das Problem, dass du bei dem Thema hast.
Du versetzt dich nicht in genau die Lage, um die es geht. Stattdessen vergleichst du mit dir in deiner Studentenzeit.
Mir ist schon klar, dass du dich nicht geschämt hast, weil du Student warst.
Es geht um die ganzen Vorurteile, mit denen du behaftet bist, wenn du Sozialhilfeempfänger o.ä. bist.
 
Während meines ganzen Studiums bin ich mit weniger als 600€ abzüglich Miete im Monat ausgekommen. Auch während des praktischen Jahres habe ich kaum mehr verdient (da war aber auch die Miete auf Grund der Stadt teurer, so dass von dem Mehrverdienst kaum etwas übrig blieb...). Ja, ich weiß sehr wohl, was das bedeutet, mit so viel/wenig Geld auszukommen.
Als Student hast du sehr wohl mit Vorurteilen zu kämpfen. Gerade in einem eher konservativ eingestellten Ort in Bayern. Also was soll mir nicht bewusst sein?
 
andiac schrieb:
Ich finde nur, du machst einen Fehler. Du gibst auf. Zumindest sieht es so aus.

ich habe deine und baristats kommunikation ein wenig im stillen verfolgt und frage mich wo genau du diesen "fehler" bei ihm verortest. wo "sieht" es denn so aus als würde er aufgeben?
das einzige was ich sehe ist, dass er versucht die verhältnisse zu benennen und kritik zu üben am versuch sie 'besser' zu machen, eben mit dem argument, dass sie leider schon viel zu 'gut' funktionieren -> leistungsorientiertes denken, arbeitslosigkeit, freiheit mit dem privateigentum zu wuchern und die freiheit sich damit andere menschen, die nicht über kapital verfügen, bzw. aufgrund ihrer gesellschaftlichen stellung gezwungen sind sich als lohnabhängige zu verdingen, dienstbar zu machen usw.) was willst du an diesen verhältnissen 'besser' machen?
mir scheint, dass das, was du barista vorwirfst, aus dem umstand heraus resultiert, dass du bei ihm eine sache vermisst, nämlich seine bereitschaft innerhalb bestehender rahmenbedingungen, die verhältnisse zu ändern -> wenn es das ist, dann vermisst du das zurecht, denn das hat er tatsächlich nicht vor soweit ich ihn verstehe.
 
@ th3o

"dass du bei ihm eine sache vermisst, nämlich seine bereitschaft innerhalb bestehender rahmenbedingungen, die verhältnisse zu ändern "

So kann man es ausdrücken.
Ich kam darauf, weil er bei dem Versuch nach Lösungen zu suchen einen Rückzieher machte.
Man kann doch nicht ewig darauf warten, bis das gesamte System verschwunden und durch ein anderes ersetzt wurde. Es ist auch sehr schwierig, gleich ein völlig neues System zu installieren.
Fortschritte dauern meistens ihre Zeit und sie sollten möglichst Schritt für Schritt erfolgen, damit die Umstellung nicht zu schwierig wird.
Wir hätten schon längst etwas ändern können. Wenn denn mehr Leute ihren Mund aufgemacht und sich gewehrt hätten.
 
Zuletzt bearbeitet:
andiac schrieb:
Wir hätten schon längst etwas ändern können. Wenn denn mehr Leute ihren Mund aufgemacht und sich gewehrt hätten.

naja, die leute machen doch den mund auf? siehe stuttgart21, siehe castor-proteste, siehe bildungsproteste usw.
sie machen den mund insofern auf, als dass sie die politische ordnung lediglich dazu auffordern, dass diese sie (also die menschen) eben besser verwalten und beherrschen soll -> das nennt man ganz richtig "demokratischen protest artikulieren" :)
das ist aber nicht "sich wehren", sondern dumm rumheulen.

im klartext: die menschen nehmen sich nicht selbst der probleme an indem sie einfach mal gegen etwas sind weil sie die schnauze voll davon haben, sondern fordern andere (die parteien) dazu auf, dies und jenes doch bitte in ihrem sinne zu ändern -> kann man machen, aber dann muss man sich nicht beschweren wenn sich im grunde nicht viel ändert außer hier und da mal eine nouance.

wenn demonstrationen tatsächlich mal was ändern würden, wären sie verboten, davon kannst du ausgehen.
sie sind aber gerade deswegen nicht verboten, weil sie nichts anderes sind als die bekundung der menschen, dass sie von ihrer obrigkeit durchaus beherrscht werden wollen.
du kannst sogar sagen, dass eine demo die größte liebesbekundung an dieses herrschaftssystem darstellt, eben dadurch, dass man etwas an es adressiert, also dadurch die politische rige, durch die demokratische bank weg, als für fähig erachtet und legitimiert.
 
Also...

Ich rede nicht von einem Zeitraum von zwei Monaten. Wenn ich "längst" meine, dann meine ich in dem Zusammenhang mindestens die letzten 25 Jahre.
Wenn Menschen erst aktuell aufwachen, empfinde ich das als Armutszeugnis derselbigen.

Ich meinte sowieso nicht unbedingt Demonstrationen damit. Mit "wehren" etc. meinte ich zuallererst die persönliche innere Einstellung.
Ich stimme dir zu, wenn du meinst, dass viele sich sogar gerne bevormunden und beherrschen lassen. Denn sie haben scheinbar soviel Angst, dass sie sich selber nicht über den Weg trauen. Außerdem ist es doch einfacher, wenn man sich selbst nicht anstrengen muss und anderen das Denken und Handeln überlässt. Vielleicht liegt das aber auch irgendwo in der Natur dieser Art Menschen. Denn man redet ja auch nicht ganz umsonst von den sogenannten "Alpha-Tieren". Nicht jeder ist ein solches. Und vielleicht braucht dieser (Groß-)Teil der Menschen andere, die sie (an-)führen.
 
Hi

hab da auch noch mal ein Aspekt.

Wenn ein Arbeitgeber ein Versorgungsunternehmen ausgliedert,
mit den Hintergrund bestehende Beschäftigungsverhältnisse
aus dem zur Anwendung kommenden Tarifvertrag zu drücken,
ist das offensichtlich auch schon eine Form von Sozialrassimus,
zumindest nach der Begriffsbestimmung.

Der Begriff definiert ja nicht nur das "Große Ganze". ;)

Cu
 
@andiac
ich denke, wenn ich etwas spekulieren darf, nicht, dass die willigkeit sich beherrschen zu lassen, daran liegt, dass einer eher "das alphatier" ist während ein anderer sich gerne unterordnet und ich warne davor diese soziale einteilung biologistisch begründen zu wollen, es sei denn du hast lust dir rassistisches denken vorwerfen zu lassen.

ich bin eher der ansicht, dass die willigkeit sich beherrschen zu lassen in erster line daher rührt, weil die menschen die vorherrschenden verhältnisse in ihrem sinne sich umlügen, also dass sie etwas sich in diese hineinfantasieren, was de facto nicht darin liegt.
ein beispiel wäre, dass die menschen der ansicht sind, dass die regierung eines landes für sie da sei und in ihrem dienst steht -> totaler nonsense, denn: die regierung eines landes ist in erster linie genau das, nämlich regierung des landes, also in erster linie darauf bedacht, dass das land nach innen um jeden preis funktionieren soll um nach außen in der konkurrenz der verschiedenen nationen zu bestehen -> daher kannst du die politiker auch gerne berufsnationalisten nennen, denn durch ihr treiben setzen sie sich für die interessen des landes ein und sind, beispiel fußballweltmeisterschaft, ganz dolle darum bemüht viel respekt von anderen ländern einzuheimsen -> es ist also eine permanente konkurrenzsituation, nicht nur im inland sondern auch auf erweiterter stufe zwischen einzelnen nationen.
die menschen in inland hingegen haben ein derartig gesundes nationales bewusstsein, dass sie sich über ihre liebeserklärung an diese herrschaftsform (gang zu den wahlen, artig demokratische proteste abhalten, streiks und tarifverhandlungen etc.) sich, ob sie wollen oder nicht, für eben die interessen mit stark machen, die die politiker verwalten und antreiben.
 
"ich warne davor diese soziale einteilung biologistisch begründen zu wollen, es sei denn du hast lust dir rassistisches denken vorwerfen zu lassen."

Was soll die Drohung?
..eine typische moderne Methode ungeliebte Meinungen (und ggf. Wahrheiten) unterdrücken zu wollen..

Ich weiß nicht, ob die Eigenschaft ein Alpha-Tier zu sein, oder eben nicht, biologische Gründe hat oder nur in den Lebenserfahrungen begründet ist. Wahrscheinlich ist eher ersteres zutreffend. Die Verknüpfung hast aber du aufgestellt, nicht ich. Deswegen musst du dir wohl (auch?) rassistisches Denken unterstellen lassen.

"ich bin eher der ansicht, dass die willigkeit sich beherrschen zu lassen in erster line daher rührt, weil die menschen die vorherrschenden verhältnisse in ihrem sinne sich umlügen"

Wenn sie das tun, WARUM tun sie das dann?
Sind sie vielleicht zu feige, sich der Wahrheit zu stellen?
Wenn ja, warum sind sie so feige?

Ich weiß auch hier nicht genau, wo die Antworten genau liegen. Hat es mit ihren Lebenserfahrungen zu tun. Oder liegt es vorranging in ihrer Natur, dass sie eher weniger Mut haben?
Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es diese Unterschiede bei Menschen gibt. Und ich will das auch aussprechen können. Ohne dass gleich einer ankommt (wie du), mir Rassismus unterstellt, und mir durch die Blume androht, dass ich dann mit Diskriminierung zu rechnen habe.
 
andiac schrieb:
btw: Ich hätte auch eine Idee. Man könnte z.B. auch einfach Geldmittel verteilen und von den Empfängern dann Quittungen verlangen. Das ginge auch und wäre vermutlich auch besser. Es würde jedenfalls deutlich weniger Raum zu Diskriminierungen geben.

Dann muss ein Kind in der Schulkantine also immer eine Quittung anfordern, ein anderes nicht. Wieder hast du einen Grund für Diskriminierung. Aber wie gesagt, lieber einen Grund (muss ja dann noch lange nicht so ausgelegt werden) für Diskriminierung, als das gar nichts bei den Kindern ankommt, wie es im Moment teilweise der Fall ist. Denn das kann dann auch wieder ein Grund für Diskriminierung sein, wenn sich ein Kind z. B. gar nichts in der Schulkantine kaufen kann.
Dann lieber so eine Karte bzw. Gutschein. Zumindest für offensichtliche Härtefälle.
 
Na gut.
Dann kann man es so machen, dass ALLE in den Schulen mit einer bestimmten Karte bezahlen müssen.
Die, deren Eltern genug Geld haben, bekommen die Karte von ihren Eltern bezahlt. Alle anderen bekommen sie vom Sozialamt gestellt.

Du siehst: Es gibt Lösungen. Unsere Politiker wollen solche Lösungen allerdings nicht.
 
Vielleicht müssen wir nur stärker dran glauben.
Ich bin allerdings nach fast 37 Lebensjahren und, seit ich denken kann, der Beschäftigung mit Politik und Politikern der Ansicht, dass diese solche Lösungen garnicht wollen. Denen (den meisten) geht es vorrangig um Macht, nicht um Lösungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie gesagt, in Stuttgart gibts den Ansatz schon, den ich für sehr vielversprechend halte. Müsste jetzt nur noch bundesweit eingeführt werden. Dann sollte es kein Problem sein die Einsatzgebiete noch zu erweitern.
 
Dann kann man es so machen, dass ALLE in den Schulen mit einer bestimmten Karte bezahlen müssen.
Die, deren Eltern genug Geld haben, bekommen die Karte von ihren Eltern bezahlt. Alle anderen bekommen sie vom Sozialamt gestellt.

Gute Idee...So ähnlich hab ich das auch schon im Bekanntenkreis vorgeschlagen, die meinten zB. auch, wo denn das Problem der Stigmatisierung sei?
Wenn es ein H4 Kind ist hat es halt Pech gehabt, sozusagen.
 
Zurück
Oben