BitFox schrieb:
Genau das versuche ich.
Blocktextweise Naivität, Unwissen und mangelnden Respekt vorgeworfen zu bekommen ist für mich allerdings keine inhaltliche Widerlegung und führte zu Frage nach der Sachlichkeit/Gemütslage.
Ich habe deine Grundannahme als naiv bezeichnet. Qualitativ sehe ich darin keinen Unterschied zu deiner Einleitung, in der du meine Aussagen als unkritisch und "pro-SC" bezeichnest, möglicherweise in der Annahme, dass ich als Unterstützer des Projekts nicht gewillt bin, kritisch über das Projekt zu urteilen. Aber wie gesagt, ich habe das nicht persönlich genommen, und du solltest es auch nicht persönlich nehmen. Wir hatten beide einen ersten Eindruck voneinander, und das hat den Ton unserer Kommentare bestimmt.
BitFox schrieb:
Meine ursprüngliche Kritik bezog sich auf die bedenkenlose Übernahme von 470Mio als Unternehmenswert. Es wurden 10% von CIG für 47Mio gekauft. Aus der Kaufsumme haben irgendwelche Forenteilnehmer knappe 500Mio extrapoliert. Analysten oder Kapitalgesellschaften sind unseres Wissens nicht involviert.
Die Bewertung wurde von den genannten Investoren vorgenommen. Alle Seiten mussten sich natürlich im Klaren darüber sein, was "10% vom Unternehmenswert" bedeutet. Inwiefern weitere Analysten an diesem Vorgang beteiligt waren, ist nach meinem Wissen nicht bekannt. Aber die Calder-Familie scheinen zu wissen, was sie tun. Immerhin sind es sehr erfolgreiche Unternehmer in der Medien-Industrie. Und die Köpfe bei CIG sind auch keine Neulinge in dem Geschäft. Ich sehe keinen Grund, dieser Darstellung nicht zu glauben.
An der Stelle muss vielleicht mal etwas ganz Grundsätzliches festgestellt werden: Man kann gerne skeptisch sein was diese Vorgänge und das gesamte Projekt angeht, aber wenn man einen Sachverhalt wie Bewertung des Unternehmens in Frage stellen möchte, dann sollte man auch wissen, wovon man redet. Du bist sicherlich nicht in der Position um zu dem Schluss zu kommen, das ein geschätzter Unternehmenswert von knapp 500 Million Dollar "absolut verwunderlich" ist und womöglich gar nicht statt gefunden hat. Besonders Letzteres grenzt schon an einer dreisten Unterstellung, die du durch nichts unterstützen kannst.
Bis wir nicht über notwendiges Wissen verfügen oder sich jemand zu Wort meldet, der nachweislich in der Lage ist, diese konkreten Vorgänge beurteilen, müssen wir davon ausgehen, dass die geschilderte Darstellung dieser Vorgänge den Tatsachen entspricht. Deswegen muß man nicht plötzlich großes Vertrauen in das Projekt und das Unternehmen haben, aber zumindest Schlußfolgerungen wie die oben genannten sollte man sich sparen.
Und das gilt auch für alle anderen Aspekte dieses Unternehmens. Fakt ist: CIG war über die letzten sechs Jahre verdamm erfolgreich, und es gibt keine Anzeichen, dass dieser Erfolg einbrechen könnte. Wer behaupten möchte, dass das Unternehmen an einem seidenen Faden hängt, der muss seine Schlußfolgerung gut und vor allem fundiert begründen.
BitFox schrieb:
Die Geldgeber sind (vorerst) keine offensichtlichen Branchenkenner oder bekannte Investoren sondern ein stinkreicher Musikproduzent und sein Sohn. Natürlich haben diese ihre Investition irgendwie geprüft. Welche konkreten Absichten sie hegen oder ob vielleicht nur enthusiastische Spielefans mit zu viel Kies am Werk sind weiß bis dato trotzdem keiner.
Spielt das eine Rolle? Glaubst du, dass die Investoren, mit denen anderen Publisher und Entwickler zusammen arbeiten, allesamt Branchen-Insider sind? Und was genau müssen Calder&Sohn über die Gaming-Industrie wissen, was sich nicht schon aus der Musikindustrie wissen? Clive Calder ist vor allem ein Publisher. Damit hat er sein Geld gemacht. Und sein Interesse an dem Projekt gilt in erster Linie der Art und Weise, wie CIG dieses Projekt vermarktet und publiziert. Das ist ja auch der Kern dieses Investments. Ich sehe keinen Grund anzunehmen, dass einer der erfolgreichsten Publisher der Musik-Industrie nicht in der Lage sein soll, ein Geschäfts- und Publishing-Modell in der Games-Industrie zu bewerten und ein Interesse an diesem Geschäftsmodell zu formulieren.
BitFox schrieb:
Ehrlich gesagt finde ich den in Aussicht gestellten "Billionenumsatz" ganz schön "aus dem Fenster gelehnt" wie du zu sagen pflegtest.
Milliardenumsatz. Das Denglish hat mich erwischt. Und eigentlich ist das nicht weit aus dem Fenster gelehnt. Ausgehend von der Annahme, dass Geschäftsmodell nicht auseinander fällt, wird die Reise dahin gehen. Die Frage ist nur, wie lange es dauern wird. Üblicherweise gehen die Einnahmen weiter nach oben je kompletter das Produkt wird bzw. explodieren geradezu bei einem Retail-Release (Squadron 42). Das kann man aus der Beobachtung des Marktes erkennen, aber ich habe da auch ein paar Erfahrungswerte. Natürlich hängt alles davon ab, dass Squadron 42 auch wirklich ein gutes Spiel wird, und das Star Citizen in absehbarer Zeit die Qualitäten eines echten Computerspiels entwickelt.
Um dir ander Stelle schon mal vorzugreifen: Natürlich kann das Projekt an diesem Meilenstein scheitern, aber das wäre nur ein Scheitern an den kreativen Zielsetzungen. Das Geschäftsmodell wird auch dann sehr erfolgreich gewesen sein und noch immer gute Aussichten, in irgendeiner Form weiter zu existieren.
BitFox schrieb:
Sobald es auch nur 2 Silben eines Interviews, einer Absichtserklärung oder eines Statement von Herrn Calder gibt, dass er oder sein Analyst harte Zahlen und Fakten geprüft hat und überzeugt ist können wir gern über die Höhe des Unternehmenswertes streiten.
Du drehst die Beweislast um. Nicht Calder muss dir nachweisen, dass er sein Handwerk versteht und seine Hausaufgaben gemacht hat. Du musst nachweisen, dass irgendwas mit diesem Vorgang nicht stimmt.
BitFox schrieb:
Aber bitte nicht auf Basis einer von 10% auf 100% extrapolieren Einzelinvestition.
Das tut ja niemand.
BitFox schrieb:
Naja, es ist im Rest der Welt schon so, dass Geschäftsmodelle auf fertigen Produkten basieren oder wertige Dienstleistungen nach sich ziehen. Die Absichtserklärung ein fertiges Produkt entwickeln zu wollen und Einblicke in den Entstehungsprozess zu geben ist in der Wirtschaft kein Umsatzgarant. ... Heißt dies nun automatisch, dass wir die Finanzierung zum Selbstläufer erklären können?
Über zwei Millionen Kunden sehen die Dienstleistung als wertig an. Deshalb kaufen sie diese Dienstleistung. Der Umsatz ist schon da, und die Finanzierung war bisher ein Selbstläufer. Über 200 Millionen Dollar in sechs Jahren. Worüber reden wir hier? Das Geschäft mit dieser Dienstleistung - was auch immer du über diese Dienstleistung denken magst - ist sehr erfolgreich, und nur das ist für die Bewertung des Geschäftsmodells relevant.
Du lässt dich noch immer von der Annahme leiten, dass ein Crowdfunding-Projekt nur ein Produkt in der Entwicklung und daher keine Dienstleistung sein kann. Das ist aber falsch und eben auch naiv, gelenkt durch die allgemeine Wahrnehmung von Crowdfunding. Tatsächlich ist jedes Crowdfunding-Projekt nichts anderes als der Austausch einer Dienstleistung gegen Geld. Und CIG tut dies mit sehr großem Erfolg.
BitFox schrieb:
Ob man den Unterstützern bereits einen rechtlichen Kundenstatus zugesteht will ich gar nicht diskutieren.
Nicht will sondern muß. Crowdfunding ist wie gesagt nur eine Beschreibung für eine Art von Dienstleistung. Auf rechtlicher und geschäftlicher Ebene ist es einfach nur ein Geschäft mit einer Dienstleistung, und die vermeintlichen "Risikokapitalgeber" sind einfach nur Kunden.
Ich selbst betrachte Star Citizen übrigens schon lange nicht mehr als Crowdfunding-Projekt, zumindest nicht in vollem Maße. Ein Crowdfunder soll die Produktion eines Produkts ermöglichen. Diesen Punkt haben wir schon lange hinter uns gelassen, vielleicht schon seit Star Citizen nur noch als Dienstleistung ohne echten Release-Termin existiert (seit Ende 2015). Mittlerweile hat Star Citizen viel mehr gemein mit einem üblichen buy-to-play Produkt, das mit Microtransactions gestützt wird, als mit einem Kickstarter-Projekt, das nach Geldgebern sucht, um überhaupt starten zu können.
BitFox schrieb:
Wie sieht denn das erfolgreiche Geschäftsmodell (wenn wir es denn so nennen wollen) im Detail bisher aus?
Nochmal: Der Verkauf von Spielpaketen, Raumschiffen, Items, Ingame-Währung, Merchandise und Community-Features ist das Geschäftsmodell! Daran wird sich nichts mehr ändern. Weder wird der Shop verschwinden, noch wird es ein Abonnement-Programm geben. Allenfalls werden Spielepakete etwas prominenter werden, und Schiffe werden vielleicht eher als "Role Starter Packs" vermarktet werden, aber ansonsten wird sich nichts mehr an diesem Geschäftsmodell vändern. Was lässt dich glauben, dass es nach dem Release eines Retail-Produkts weniger erfolgreich sein könnte?
BitFox schrieb:
Uneingeschränktes Vertrauen, dass diese Geldquelle unversiegbar ist habe ich nicht weil:
Microtransactions sind sehr viel mächtiger als du denkst. Die altgedienten Abonnement-Modelle werden immer weiter marginalisiert. Ich wäre nicht überrascht, wenn selbst Blizzard mittlerweile ihre Kohle hauptsächlich mit Microtransactions machen.
BitFox schrieb:
In ihren Wünschen/Vorstellungen und der Investitionsbereitschaft ist die Menge der Unterstützer auf jeden Fall höchst inhomogen (siehe fortlaufende Äußerungen hier im Forum). ....
Durch Verfolgen des Sammelthread würde ich behaupten, dass viele der "Großspender" mittlerweile eher Austauschen (umbaken) als Neuinvestitionen zu tätigen.
Ein viel zu kleiner Querschnitt der Community. Ein paar Dutzend Leute in einem Forum können nicht stellvertretend für eine Gruppe von über zwei Millionen Menschen stehen. Abgesehen davon werden es vor allem die Enthusiasten sein, die sich tagein, tagaus in den Foren austauschen. Deine Sample Size ist nicht nur viel zu klein, sondern auch noch unausgewogen. So wirst du nicht zu einer fundierten Einschätzung der Dinge gelangen.
BitFox schrieb:
Diese sind mMn aber überproportional an der Höhe der bisherigen Unterstützung beteiligt. Der Großteil wird die "Minimalbeteiligung" gewählt haben um vorerst in SQ42 Fuß zu fassen und dann weiter zu sehen.
Und das ist relevant weil? Fakt ist, dass Projekt bisher über 210 Millionen Dollar von über zwei Millionen Unterstützern/Kunden eingesammelt, und es deutet absolut nichts darauf hin, dass der Geldstrom abreißen könnte. Was glaubst du zu wissen, das die Planer bei CIG oder die Investoren und Berater der Calder-Gruppe möglicherweise nicht wissen?
Fußt dein ganzes Argument wirklich auf die Beobachtung einiger Sammelthreads und der Annahme, dass das Projekt nur von einigen "Whales" getragen wird, die mittlerweile eher ihre Schiffe umtauschauen anstatt neue zu kaufen? Dazu drei Dinge:
- Das müssten ganz schön viele und ganz schön große Wale sein, wenn diese im Alleingang das Projekt stemmen. Es gibt einige wenige Wale, die bis zu 50000 USD investiert haben. Die meisten Wale bewegen sich im niedrigen vierstelligen Bereich oder darunter. Es bräuchte einhundert- bis zweihundertausend Wale, um das Projekt zu tragen. Hattest du bei deinen Beobachtung der Foren und Sammelthreads, dass du mit einhunderttausend Großunterstützer gesprochen hast, und dass sie allesamt müde werden, weiter Geld zu investieren?
- Bislang zeigt sich in den Zahlen nicht, dass sich das Kaufverhalten der Kunden verändert. Entweder hauen die Wale noch immer das große Geld raus, oder das Projekt zieht kontinuierlich neue Unterstützer an. Letzteres wird übrigens auch durch die Zahlen gestützt (die Zahl der Unterstützer wird ja auch erfasst).
- Deine Daten und sicherlich auch deine Fachkenntnisse sind nicht annährend ausreichend, um solchen Schlußfolgerungen zu gelangen. Manchmal sollte man eben doch ein Experte sein, oder zumindest die Grenzen des eigenen Erkenntnishorizonts erkennen können.
BitFox schrieb:
Um wirklich auf die Erfolgsstraße zu kommen muss CR meiner Meinung nach in spätestens 3 Jahren ein solides SQ42 abliefern um SC weiterfinanzieren zu können oder strukturelle Investoren an Land ziehen (durchaus möglich).
Was ist an dem Projekt aus wirtschaftlicher Sicht nicht erfolgreich? Davon mal ab scheint CIG den gleichen Gedanken zu haben, wenn SQ42 für 2020 angekündigt ist und ein Investment für eine Marketingkampagne aufgenommen wird. Wobei CIG wohl nicht damit rechnet, dass der Geldstrom abreißt, sondern auch weil sie ihre Ausgaben offenkundig so planen, dass sie bei gleichbleibenden Einnahmen noch drei Jahre in der Pluszone verbleiben.
BitFox schrieb:
Vor allem weil die eine oder andere Präsentation Fragen nach dem Fokus der Entwickler aufgeworfen hat (Stichwort: öffentlicher Nahverkehr
)
Was wenn ich dir sage, dass das Projekt gerade wegen dieser Detailverliebtheit und wegen des Anspruchs, echte Physiksysteme für diese und andere Details zu entwickeln, einen solchen Zuspruch erlebt? Das Nahverkehrsystem, über dass du dich so beömmelst (starkes Niveau!), gibt es dank des Physiksystems, dass Spieler nahtlos zwischen Bezugssystemen bewegen kann, ohne großen Aufwand (und war ein Wunsch der Community).
BitFox schrieb:
Der Sichtweise eines "narrensicheren Investments" kann ich mich daher nicht anschließen.
Über welche Investoren reden wir hier? Calder? Was sollte es uns eigentlich kümmern, ob er aus seinem Investment das heraus bekommt, was er sich erhofft? Davon mal ab unterstreicht dieses Investment - 46 Millionen Dollar für eine läppische Beteiligung an dem Unternehmen - in erster Linie die wirtschaftliche Stabilität und die Zukunftsprognosen des Unternehmens und des Projekts. Aber gut, du weißt sicherlich mehr als Calder.
Falls du über das "Investment" der Kunden sprichst, dazu habe ich bereits alles gesagt. Natürlich besteht das Risiko, dass die Kunden am Ende nicht das kriegen, was sie erwarten. Mit diesem Risiko muss man einverstanden sein, aber dieses Risiko gibt es überall.[/QUOTE]