crackett schrieb:
[...] Das wird für viele zutreffen, die sich mit Standardanwendungen befassen - alle anderen werden auf Probleme stoßen, die sie mit Windows nie hatten. [...]
Jein, alle anderen können auch mit Windows gar nicht so unähnliche Probleme haben. Ich z.B. werde auch 2023 noch meine Creative Labs Soundblaster Audigy 2ZS noch nutzen, weil ich in Zoom-Sitzungen ein analoges Mikrofon benutze - das habe ich halt schon - und jeder Mainboard-Mikrofon-ADC seit 10 Jahren ziemlicher Schrott im Vergleich zur richtigen Soundkarte ist. Seit ich glaube ungefähr 2017 verhindert Windows 10 die Installation des WIndows-7-Audigy2ZS-Treibers, weil - und jetzt kommt ein "typisches Linuxproblem" - die Treiberschnittstelle zu stark verändert wurde, als dass Microsoft noch annehmen würde, dass das stabil laufen könne. Was ich mache, um die zum laufen zu bringen, ist:
1. Überhaupt mal wissen, dass die noch heute neu verkaufte Audigy Rx den genau gleichen Soundchip verwendet und deshalb deren Treiber mit der Hardware an sich kompatibel sein muss
2. Das Treiberpaket der Audigy Rx mit einem Drittpartei-Packwerkzeug entpacken.
3. In der nun entstandenen Ordnerstruktur die richtige .ini-Datei suchen, deren Namen ich nur kenne, weil sich schonmal am anderen Ende der Internetwelt jemand damit befasst hat, und
4. Über den Gerätemanager die Soundkarte konfigurieren und gegen die Empfehlung des Betriebssystems die von mir herausgesuchte .ini-Datei direkt auswählen.
Ich habe vor 20 Jahren, als das für Hardware-3D-Grafik auf Linux noch nötig war, auf Mandrake-Linux mit Shell-Commands fglrx von Hand in meinen Kernel gebacken und ja, das war unglaublich mühsam im Vergleich dazu, einfach nur eine .exe vom Hersteller zu laden, aber meine heutige Installation der Audigy 2ZS, die ich sehr wohl für Zoom-Sessions für Arbeit brauche, ist eben gar nicht einfacher als das Gefrickel damals mit fglrx.
Du hast aber natürlich in sofern Recht, dass Linux auch seine Fallstricke hat. Wer für seine Arbeit die Adobe-Creative-Suite und davon nicht nur Photoshop nutzt, der sollte unter dieser Software so, wie es dessen Anbieter voraussetzt, entweder Mac oder Windows nutzen. Die Erwartungshaltung, dass ich das OS einfach entgegen der Voraussetzungen meiner Software tauschen kann, ist Murks und, da geb ich dir völlig Recht, die sollten wir nicht - auch nicht versehentlich - wecken.
Und wenn ein Steam-Gamer darüber stolpert, dass Valve doof ist und bis heute keine 64b inodes im Dateisystem unterstützt, weil es ja noch ein Dateisystem für Linux gibt, das nur 32b inodes nutzt (ext4), dann mag das auf den ersten Blick so wirken, als sei das ein Problem
, das man mit Windows nie hatte, aber mir ist vor ein paar Jahren auf Windows sehr wohl mal passiert, dass ich eine Datei namens
[9780351197110 - Volume 1] 74. The Ancient-Nordic linguistic system from a typological point of view Phonology graphemics morphology syntax and word order Braumüller 2002.pdf herunterlud. Der Dateiname ist so vom Anbieter erstellt worden (
bei deGruyter - UniZugang oder Paywall) und hat schon 96 Zeichen.
C:\Users\MountWalker\Downloads\[9780351197110 - Volume 1] 74. The Ancient-Nordic linguistic system from a typological point of view Phonology graphemics morphology syntax and word order Braumüller 2002.pdf hat noch nur 206 Zeichen, aber weil ich bin wie ich bin, habe ich die Datei direkt von dort nach
C:\Users\MountWalker\Documents\MeineUni\Anglistik\WiSeXXYY\SE12345 Norse in Middle English\ verschoben. Beim Verschieben gabs keine Fehlermeldung, aber sobald ich die Datei öffnen wollte gab Adobe aus "Auf die Datei kann nicht zugegriffen werden, Address violation in #kryptischenummer". Das war mal ein Problem, das ich auf Linux nie hatte. Jetzt komm mal in der Situation darauf, dass
C:\Users\MountWalker\Documents\MeineUni\Anglistik\WiSeXXYY\SE12345 Norse in Middle English\[9780351197110 - Volume 1] 74. The Ancient-Nordic linguistic system from a typological point of view Phonology graphemics morphology syntax and word order Braumüller 2002.pdf 266 Zeichen hat und Windows aus Kompatibilitätsgründen mit WinDOS auch heute noch eine Pfadlängenbegrenzung im Virtuellen Dateisystem (
!nicht in NTFS
!) von 255 Zeichen voreinstellt und dann find mal raus, wie du die Pfadlängenbegrenzung ausschaltest (ja, das geht!) und danke Python-Installer, dass ich dich zufällig am gleichen Tag noch benutzte und nicht herausfinden musste, wie ich die Pfadlängenbegrenzung von Hand ausschalte, weil du mir das automatisiert anbotest.
Windows hat auch Fallstricke und die können auch genauso nervig sein, wie Dinge, von denen die Leute erzählen, wenn sie sich über Linux aufregen. Mac hat einen ganz ähnlichen Fallstrick für Web-Programmierer mit seinem Hirnriss von "Case-Insensitivity" im Dateisystem - man baut seine Website auf Mac bevorzugt auf einem HFSX (case-sensitive) Volume, damit Tippfehler nicht erst auffallen, wenn die Website online ist und dort nicht läuft. Aber auf HFSX (case-sensitive) Volumes kann man Adobe Programme nicht starten, weil Adobe es bei Dateiaufrufen mit Groß-Kleinschreibung bei den Mac-Programmen nicht genau nimmt - dafür müsten ja die Adobe-Programmierer genau wie die Web-Programmierer HFSX-Volumes (case-sensitive) verwenden.