Auch VATM-Präsident David Zimmer setzt eher auf den privatwirtschaftlichen Ausbau, das sei schneller als geförderte Projekte, die zwei bis drei Jahre länger benötigen würden. Die Förderkulisse müsse daher vollständig überarbeitet werden, so Zimmer.
Ich bin dagegen.
Frage: wenn ein Provider die Wahl hat eigenwirtschaftlich ausbaubare Gebiete oder Gebiete bei denen "nur" die Wirtschaftlichkeitslücke durch die Förderung voll ersetzt wird, aber quasi den normalen eigenwirtschaftlichen Anteil je Anschluß dort auch aufbringen muß - wo wird er ausbauen wollen ?
Antwort: da die Geldsumme die er je Anschluß (gefördert oder nicht) aufbringen muß die gleiche ist (der Rest kommt ja als Förderung) und die Tiefbaukapazität begrenzt ist, kann man mit der gleichen Menge Tiefbau natürlich in je Zeiteinheit die vielfache Menge an Anschlüssen in eigenwirtschaftlichen Gebiet in ausbauen. x10 ist da vielleicht gar nicht mal selten (10000€ Förderung je Anschluß statt der normalen gut 1000€ eigenwirtschaftlichen Ausbaukosten kommt vor). Und dann laufen eben auch vielfache Monatsgebühren ab Fertigstellungsdatum ein.
Also Strategie des Providers - zum Wohle des Investors:
1) Den widerwillig gewonnenen Ausschreibungen möglichst viele Knüppel zwischen die Beine werfen und nur dort irgendwas anfassen wenn man gerade der eigenwirtschaftliche Tiefbau irgendwo hängt und Kapazitäten Leerlauf haben. Dabei natürlich laut über das komplexe Förderungsverfahren jammern - damit man nicht etwa selbst die Schuld an dem schleppenden Ablauf der geförderten Projekte kriegt.
2) Kräftig für ein Zurückfahren dieser "unnötigen" Förderverfahren plädieren ("Zimmer'n") - denn der Ausbau, wenn man die Zahl der erstellten Anschüsse und nicht die ausgebauten Netz-km zugrundelegt, geht ja wirklich schneller wenn man die weißen Flecken "erstmal" weiter auf's Abstellgleis schiebt. Und es gibt ja jede Menge Investorengelder mit denen man viel schneller eigenwirtschaftlich ausbauen kann. Eigenwirtschaftlicher Ausbau ist halt lukrativ - weil sich die Monatsgebühren im Vergleich zu den Ausbaukosten gewaschen haben. (anfängliche 12*50€/1100€*40%= 21% brutto für Zins und Tilgung über eine 50J Nutzungszeit - man vergleiche mit einem Hauskredit über 30..35J)
3) Dafür Sorge tragen das man nicht zuviele Fördergebiete abkriegt. Denn die machen auch nach der Fertigstellung mehr Serviceaufwand - die Leitungen sind halt alle viel länger.
4) Nach dem kompletten Ausbau der eigenwirtschaftlichen Gebiete ziehen sich dann Investoren und Provider aus dem Ausbau zurück - nicht wirtschaftlich. Weiße Flecken bleiben auf ewig weiße Flecken.
5) Laut nach alternativen Lösungen rufen und Nebel verbreiten: Satellit, Mobile, zigGHz Funk als letzte Meile. Auch wenn die Zahl der Haushalte in weißen Flecken locker einige 10x größer ist als man damit technisch versorgen könnte oder die Verfahren erwiesenermaßen nicht praktikabel sind.
Also wenn man über eine Universaldienstverpflichtung ab sofort redet kann man auch die Förderung "grundsätzlich" revidieren. Ansonsten sollte man sie lassen wie sie ist: Die Finanzierungslücke, im Vergleich zu den Erfahrungen mit den eigenwirtschaftlichen Ausbauten, wird ersetzt - ausschließlich FTTH Ausbau wird gefördert. Sprich einerseits können die Kommunen den Providern bei Ausbauwilligkeit das Messer auf die Brust setzen auch Angebote für die weißen Punkte im Gemeindegebiet abzugeben wenn sie ihren Vertrag mit der Kommune haben wollen - und das Gleiche auf Landesebene um auch die weißen Flecken der Länder parallel erledigt zu kriegen.
Das die Investoren sich nur die Rosinen (eigenwirtschaftlicher Ausbau) picken um eine gute und schnelle Rendite zu kriegen und sich dann mit weiteren Investitionen aus den risikoreicheren Flecken zurückziehen können bevor der flächendeckende Ausbau erledigt ist sollte man einfach nicht zulassen.