"Verräter" Lafontaine, oder doch eher die SPD Führung ?

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@Alphamenpower61

Zu Punkt 1, Spitzenverdiener:
„Enorme Zuwächse gab es dagegen an der Spitze der Einkommenspyramide. Das reichste Zehntel konnte sein Markteinkommen von 1992 bis 2001 von einem Anteil von 38,8 auf 41,6 Porzent steigern.“

Diese Einkommen setzen sich aus verschiedenen Einkommensarten zusammen. Neben Gehältern kommen z. B. Dividenden zum Tragen. Wer viel verdient, kann ja nicht den ganzen Tag lang Schokolade essen, sondern wird sein Geld auch anlegen. Der DAX stand am 31. Dezember 1987 bei 1.000 Punkten, er hatte seinen Tiefstand im Jahr 2003 und liegt heute bei über 7.500 Punkten. Da ist also viel Musik drin (sowohl Chancen als auch Risiken), welche die Einkommensentwicklung beeinflusst.

„Der Anteil der unteren Hälfte sank von 5,4 auf 3,0 Prozent.“

Auch hier muss man genau hinsehen! Wenn es eine Steigerung des BIP gab, wer hat sie dann erwirtschaftet? Hat der Lagerarbeiter im Jahr 1992 langsamer gearbeitet als 2001? Oder hat der Unternehmer Geld in das Unternehmen gesteckt, das Lager teilautomatisiert und damit die Abläufe verbessert? Es gibt viele Tätigkeiten, die eben nicht von Jahr zu Jahr effizienter von der Hand gehen (Friseur, Gärtner, Fleischfachverkäufer). Aber wenn auf diesen Arbeitsplätzen nicht mehr erwirtschaftet wird, wodurch rechtfertigt man dann höhere Lohnforderungen?

„Der Aufschwung geht an vielen vorbei – Immer mehr arme Beschäftigte 40 Prozent der zusätzlichen Arbeitsplätze sind Teilzeit- und Mini-Jobs.“

Auch das ist mir zu pauschal. Gerade viele Frauen sind froh, wenn sie einem Teilzeitjob nachgehen können, weil sie vielleicht gar nicht Vollzeit zur Verfügung stehen oder zur Verfügung stehen wollen. Auch ein Student kann mehr mit einem Minijob anfangen als mit einem Vollzeitjob, sofern er sein Studium noch ernst nimmt. Es gab auch Umwandlungen von Vollzeitstellen in mehrere Teilzeitstellen, ja. Aber das gilt nicht pauschal. Und ein Arbeitgeber, der zusätzliche Beschäftigung bieten kann, hat zunächst vielleicht nur 20 Stunden Arbeit anzubieten. Er wartet, wie sich die Lage entwickelt und kann dann immer noch reagieren, indem er die Halbzeitstelle in eine Vollzeitstelle umwandelt. Das ist ein ganz normaler Anpassungsprozess.

Zur Steuerreform: Das Dilemma der Politik besteht doch gerade darin, dass sie nur landesweit greift. Was grenzüberschreitend passiert, entzieht sich ihrem Einflussbereich. Daher geht man dazu über, die Bedingungen für Unternehmen einigermaßen angenehm zu gestalten. Die Überlegung dahinter ist: Wir haben mehr davon, wenn ein Unternehmen ist Deutschland produziert und hier überhaupt Steuern zahlt als dass es komplett abwandert und gar keine Steuern fließen.

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Hier noch ein Lesetipp aus "berufenem Munde" (World Socialist Web Site). Es geht um Lafontaines Buch, das er im Jahr seines Austritts aus der SPD (2005), veröffentlicht hat: "Politik für Alle - Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft". Zitat aus dem Artikel:

Lafontaines Behauptung, es sei möglich dieser Entwicklung entgegenzutreten, ohne die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse in Frage zu stellen und deren Überwindung anzustreben, ist schlichtweg absurd.

http://www.wsws.org/de/2005/jun2005/lafo-j10.shtml

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th3o schrieb:
1) Ein Modell, dass sich mit den Maßstäben eines anderen Wissenschaftsverständnisses messen lassen muss ist zu nichts zu gebrauchen, folglich kann man sich so ein Modell gleich sparen.
2) Ein Modell muss sich aus der Praxis ergeben und nicht umgekehrt schon existieren bevor der Nährboden der Verwirklichung existiert. Momentan existiert dieser Boden für einen Sozialismus in meinem Sinne nicht, folglich ist aus Nichts auch kein Modell entwickelbar.

Müssen wir uns jetzt auch noch darüber einig werden, was wissenschaftlich ist und was nicht? Das sollte doch klar sein! Zur Auffrischung: http://www.uni-koblenz.de/~beckert/Lehre/Seminar-LogikaufAbwegen/steinmetz_folien.pdf

th3o schrieb:
Das einzige was ich dir liefern kann ist die Kritik am bestehenden westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Wie es anders geht muss sich zeigen, wenn das jetzige System sich selbst zugrunde richtet.

Ein Revolutionär, der vor den Massen spricht, aber ihnen nicht vermitteln kann, was seine Vision ist und wie eine Zukunft nach seinem Zuschnitt aussieht, ist kein Revolutionär. Möglicherweise bringt er es bis zum Meckerer, aber nicht weiter. In diesem Sinne war Marx ja noch ein Prophet (wenn auch ein falscher).

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extasy schrieb:
Eine Humanistisch gerechte Gesellschaft und Kapitalismus schließen sich nunmal aus. Dem steht die Habgier derer die schon alles haben entgegen, sie wollen dem Arbeiter nichts abgeben.

Besonders schlimm trifft es bekanntlich die Angestellten der Stromkonzerne, wie auch die Berliner Zeitung am 28.03.2006 berichtete. Siehe dazu hier: http://www.gemeinsamlernen.de/vile-...kte/koalition/wirtschaft/archiv/stromkonzerne

Ich kenne übrigens ein Ehepaar, das auf diese Weise von einem Konzern ausgebeutet wird. Der Ehemann hat bei der VEW als Vermessungstechniker gearbeitet, ist seit einigen Jahren im Vorruhestand und bekommt monatlich 3.000 Euro überwiesen. Von der noch fälligen Abfindung will ich gar nicht reden.
 
Zuletzt bearbeitet:
th3o schrieb:
1) Ein Modell, dass sich mit den Maßstäben eines anderen Wissenschaftsverständnisses messen lassen muss ist zu nichts zu gebrauchen, folglich kann man sich so ein Modell gleich sparen.

Es muss sich nicht an den Maßstäben eines anderen Wissenschaftsverständnisses messen lassen ...

Es muss sich an den Maßstäben der Mathematik messen lassen. Diese ist nun einmal unbestechlich und universell.

2) Ein Modell muss sich aus der Praxis ergeben und nicht umgekehrt schon existieren bevor der Nährboden der Verwirklichung existiert. Momentan existiert dieser Boden für einen Sozialismus in meinem Sinne nicht, folglich ist aus Nichts auch kein Modell entwickelbar.

Wenn du also selber sagst, dass ein Modell nach deinen ideologischen Vorstellungen, egal wie es nun aussieht, heute gar nicht realisierbar sei, wie kannst du dann die SPD anprangern, weil sie gar nicht erst versucht ein solches Modell zu installieren?

Du weist selbst nicht, wie es besser funktionieren soll, erwartest aber von der SPD, dass sie es besser macht?!
 
Ich erwarte von der SPD gar nichts, vielleicht meinst du eher den Benutzer extasy. Falls ich mal auf die SPD in diesem Thread eingegangen bin dann um zu sagen, dass, egal ob SPD, Lafontaine, CDU, FDP, sich alles unter "Macht", "Herrschaft" und "Manipulation" subsumieren läßt.
Interessiert mich primär auch gar nicht was die wieder im Einzelnen für kleine Reförmchen zuwege bringen wollen um das gesellschaftliche Jammerbild bloß nur ein wenig hübscher und erträglicher zu gestalten für die entmündigten Bürger.
Mir gehts primär darum, dass in unserer Gesellscht Normen und Werte installiert sind, die ein Verwalten und Organisieren des Individuums ermöglichen in einem Maße, dass mir persönlich als inhuman erscheint, dass ihr alle aber als Fortschritt, Freiheit etc auslegt.
Dass es in anderen Teilen der Erde schlimmer aussieht kann nicht als Entschuldigung herhalten und auch nicht als Argument, denn dann brauchen wir erst gar nicht mehr reden wenn sich sowieso alles relativieren ließe. Wenn wir über westliche demokratische Systeme reden, dann ist das der Gegenstand der Diskussion und nicht die Diktatur in Nordkorea und auch nicht die Versäumnisse und Fehltritte des Kommunismus unter Stalin und Mao.

Edit:
Noch kurz zur Mathematik. Reine Mathematik ist ohnehin nicht vergleichbar mit Wirtschaftsmathematik. Wirtschaftsmathematik geht mit den Regeln der höheren Mathematik viel großzügiger um, das wird jeder seriöse Wirtschaftler eingestehen. Das hat nämlich sehr viel mit den Modellen zu tun, die von der Wirtschaftswissenschaft benutzt werden, die in erster Linie auf erkenntnistheoretischen Überlegungen fundieren und im Laufe der Zeit erst mathematisch unterfüttert wurden...soviel dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Daedalus schrieb:
Es muss sich an den Maßstäben der Mathematik messen lassen. Diese ist nun einmal unbestechlich und universell.

:eek:
Naja, aus den Maßen eines holländischen Damenfahrrades kann ich die Schwerkraft eines Schwarzen Loches jeglicher Masse herausrechnen. Sogar die Entfernung Erde - Andromedanebel kann man aus den Abmaßen des Fahrrades errechnen.
Deadalus, mit Mathematik kann ich alles machen und beweisen, ich muß bloß die richtigen Zahlen an die richtige Stelle setzen.
Ist auch nichts anderes als Statistik. Kommt immer darauf an was ich dort hineinpacke und was ich (absichtlich) weglasse. ;)
siehe Arbeitslosenstatistik!
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Daedalus schrieb:
Wenn du also selber sagst, dass ein Modell nach deinen ideologischen Vorstellungen, egal wie es nun aussieht, heute gar nicht realisierbar sei, wie kannst du dann die SPD anprangern, weil sie gar nicht erst versucht ein solches Modell zu installieren?
Du weist selbst nicht, wie es besser funktionieren soll, erwartest aber von der SPD, dass sie es besser macht?!


Der Vorwurf an die SPD geht genau anders herum. Mit den eingeleiteten neoliberalen Reformen der Regierung Schröder hat sie gewachsenen Strukturen zerschlagen. Sie hat den Sozialstaat zur Disposition gestellt und damit ihrem Klientel die Planungssicherheit und Lebensperspektiven genommen. Und ich behaupte, sie hat diese Reformen eingeleitet, ohne selbst genau zu wissen, wohin die Reise geht.
Bislang stand die SPD für Solidarität und das Eintreten für Schwächere. Unter Schröder ist sie der egoistischen Philosophie der Neoliberalen verfallen. Oder will hier jemand ernsthaft bestreiten, dass der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft immer weiter verloren geht.

Zynischerweise kam der Vorwurf des Verrats seitens der SPD. Die Parteibonzen haben nur vergessen, dass, wenn man mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, drei Finger auf einen selbst gerichtet sind. Und diese drei Finger haben Recht.
 
@MacII (# 85)
Von Dir und von anderen Schreibern wird das Wort Neoliberismus stets so verwendet, als handele es sich dabei um die Pest. Dabei bin ich mir längst nicht mehr sicher, ob wir alle dasselbe darunter verstehen. Der gleichnamige Artikel bei Wikipedia beschreibt den Begriff übrigens schon recht gut. Als Beispiele neoliberaler Politik werden u. a. genannt:

Stabiliätspolitik (Preisstabilität, ausgeglichener Staatshaushalt)
Wettbewerb (Sicherstellung funktionierender Märkte)
Deregulierung (Gesetze und Verordnungen reduzieren, die übertrieben bürokratisch sind)
Förderung des Freihandels (Abbau von Schutzzöllen und Handelshemmnissen)
Niedrige Steuersätze (für alle)
Vermachtung (gegen Machtkonzentration, z. B. Kartelle, gegen gruppenegoistische Machtentfaltung von Lobbyisten)
Tarifrecht (Bevorzugung von Betriebsvereinbarungen gegenüber Flächentarifverträgen)
Konjunkturpolitik (Verzicht auf antizyklische Maßnahmen wegen des Strohfeuereffekts; Verzicht auf Subventionen, die Innovation und Strukturwandel bremsen)

Dies alles sind typische neoliberale Positionen, die in sich durchaus geschlossen sind. Ich würde nicht so weit gehen und diejenigen verteufeln, die sich dieser Position anschließen. Denn die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik nach Keynes hat auch kein Ansteigen der Arbeitslosenzahlen verhindert, sondern zu einer enormen Staatsverschuldung geführt.

Interessant ist zudem, dass es erfolgreiche Vorbilder aus der Praxis gibt:

Wikipedia schrieb:
Neuseeland hat einen radikalen Wechsel von einer der am stärksten regulierten zu einer sehr liberalen Volkswirtschaft vollzogen und gilt deshalb als Beispiel für neoliberale Politik. Subventionen wurden radikal gestrichen, die Sozialsysteme stark zurückgebaut. Staatsbetriebe wurden privatisiert, Agrarsubventionen abgebaut, Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft, die Zentralbank erlangte Unabhängigkeit, und der Spitzensteuersatz wurde halbiert. Neuseeland hat heute eine der am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Die Arbeitslosigkeit lag 2004 bei 3,6 Prozent und das Wirtschaftswachstum bei 4,4 Prozent; Neuseeland nahm damit in der OECD eine Spitzenposition ein.
 
@keshkau
du hast dich in dem Thread https://www.computerbase.de/forum/threads/die-linke-im-landtag-bremen-als-alternative.285455/page-4#post-2806818 darüber beklagt, daß dir hier niemand auf deine Aufzählung der Vorteile des Neoliberalismus geantwortet hat. Nun, dann bin ich so frei.
Die von vielen so glorifizierte Margaret Thatcher, der man nachsagt, sie hätte als erste die Theorien des Neoliberalismus in die praktizierte Politik umgesetzt, hat neben den anderen von dir aufgezählten Wohltaten die britischen Gewerkschaften entmachtet und das britische Sozialsystem zerschlagen. Das kann man ihr nicht einmal übelnehmen, denn sie hat nie von sich behauptet, daß ihr Herz links schlagen würde.

Bei der Beurteilung der SPD-Politik verhält es sich jedoch ein wenig anders. Eine Partei, die von sich behauptet, sozialdemokratische Politik betreiben zu wollen und unter dieser Voraussetzung von vielen Bürgern gewählt wurde, muß sich nach ihrem Schwenk zum Neoliberalismus die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit schon gefallen lassen.

Darum geht es hier in diesem Thread - nicht um die von dir dargestellten Vorzüge des Neoliberalismus und seine Wohltaten für die unselbständigen Beschäftigten in unserem Land.
 
Zuletzt bearbeitet: (Schreibfehler berichtigt)
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich selbst darüber gestöhnt habe, als Frau Thatcher in England ihre Reformen durchpeitschte. Viele Menschen hielten das für zutiefst usozial und die Bevölkerung wurde tatsächlich hart rangenommen.

Doch wie viele andere Staaten, die den Umbau ihrer Sozialsysteme vorangetrieben haben, steht England heute vergleichsweise gut da: Vollbeschäftigung in Südengland plus Mindestlohn, dafür hohe Flexibilisierung, etwa durch den Wegfall des gesetzlichen Kündigungsschutzes. Der Erfolg gab ihr letzten Endes Recht.

In Deutschland herrscht überall zu große Angst vor Veränderungen und Einschnitten. Das Festhalten an Besitzständen lähmt fast alles.

Und dass die SPD als Juniorpartner in einer großen Koalition nicht den Takt vorgeben kann, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Man muss sich als SPD eben mit der CDU/CSU irgendwie einigen, sonst bleibt es beim Stillstand, den wir schon zu lange haben. Natürlich leidet auch das eigene Profil, wenn man mit dem politischen Gegner gemeinsame Sache machen muss. Dafür muss man bei Wahlen stets Federn lassen (siehe Bremen).

Ob man daraus eine Verräter-Debatte machen sollte, ist eine andere Frage. Die SPD will und muss sich gegenüber der Linkspatei abgrenzen. Das geschieht inhaltlich und verbal. Ganz normale Politik eben.

In meinem Beitrag ging es mir darum, diese nervenden Pauschalierungen mit dem Wörtchen "neoliberal" zu enttarnen, mit dem alles zugekleistert werden soll. Entweder man ist z. B. für Deregulierung/Privatisierung oder nicht. Das kann man im Einzelfall (Krankenkasse, Post, Bahn, Telekommunikation, Energieversorgung) stets begründen. Oder man macht es sich einfach und sagt, dass Deregulierung an sich immer schlecht ist, einfach weil sie einen neoliberalen Anstrich hat. Das wiederum ist mir dann zu billig, um darüber zu diskutieren.

Aber man sieht ja, dass diejenigen, die hier die großen Töne spucken (z. B. extasy) ganz schnell abtauchen, sobald man sie mit harten Fakten konfrontiert. Wenn sie anfangen müssen, sachlich zu argumentieren, wenn sie blumige Forderungen mit Finanzierungsvorschlägen untermauern sollen, dann geht ihnen regelmäßig die Luft aus und es bleiben Sprechblasen übrig. Es genügt eben nicht, darauf zu verweisen, dass man die Reichen oder die Unternehmen stärker besteuern soll. Man muss dann auch auf die Folgen eingehen.
 
Kleine Anmerkung:
Das mit den Pauschalisierungen gilt für alle Seiten, mit der Einordnung zu Sozialistisch, Kommunistisch, Kapitalistisch, Neoliberal, links, rechts, Gutmensch, usw. Damit werden hier oft Diskussionen und Diskutanten "erschlagen". (Abgesehen davon dass sich so manch einer selbst erschlägt :D )
Manche scheinen ohne die komplette Einordnung in Schubladen oder ohne plakative Bezeichnung des Gegenübers nicht diskutieren und denken zu können.
 
Tja Brigitta, man muss halt sehen wo der (Klassen)Feind steht. Im Zeitalter des ausgleichenden Kuschekurses mit dem Klassenfeind (sichwort "Sozialpartnerschaft") sicherlich ungewohnte Begriffe. Dennoch aktueller denn jeh ;) Wer weiß wo der Feind steht braucht sich auch keine weiteren Illusionen über eine zähmung des Kapitalismus zu machen. Dieser muss langfristig überwunden, alles andere ist nur Selbstbetrug.
 
Ich komme aus dem Raum Düsseldorf, warum ?:D

Übrigens bin ich sehr wohl in der Lage zu sehen das es auch Arbeitgeber im klein und Mittelstand gibt die selber Opfer des Kapitalismus sind. Ich arbeite z.B. in einer gGmbh als Krankenpfleger. Ich empfinde dieses durchaus als Privileg weil ich hier nicht direkt ausgebeutet werde weil eine gGmbH keinen Gewinn erwirtschaften darf. Alles muss für Investionen und die Mitarbeiter ausgegeben werden. Dieses empfinde ich als sehr gerecht, auch wenn ich als Mitglied des Betriebsrates mit unserem Geschäftsführer oft an einander gerate. Trotzdem sitzen wir doch im gleichen Boot da auch der Geschäftsführer unter dem derzeitigen Sparkurs im Gesundheitsbereich leidet. Er kann halt nur das Verteilen was er von der Pflegeversicherung reinbekommt und das wird immer weniger.

Ich finde ein gute Beispiel das hier die Geschaftsführung vom Kapitalismus genau so betroffen sein kann wie der Arbeinehmer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry wer in einer Gesellschaft lebt und nicht erkennt, das alle Glieder dieser Gesellschaft zusammen arbeiten müssen um das Optimum zu erzielen, der hat irgendwie wichtige Erkenntnisse aus der Vergangenheit verpasst.

Aber da haben wir es ja wieder ...

Mit geballter Faust auf zum Kampf gegen den Klassenfeind... Im Schlepptau der parolenschwingenden Anführer des Aufstandes des Proletariates.

Sorry Brigitta ... aber hier ist es extrem schwer nicht in Schubladen zu denken.
 
@extasy
Wenn ich herausstellen sollte, dass Du mein Nachbar bist, ziehe ich aus! :)

Aber nun zur GmbH! Wieso darf eine GmbH keinen Gewinn erwirtschaften. Schließlich handelt es sich dabei um eine Kapitalgesellschaft (ähnlich wie eine Aktiengesellschaft). Oder ist es eine Stiftung?
 
extasy hat von einer gGmbH geschrieben, d.h. von einer gemeinnützigen GmbH.

Gemeinnützig ist eine GmbH, wenn sie ausschließlich und unmittelbar entsprechend ihrer Satzung und der tatsächlichen Geschäftsführung gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecken im Sinne der §§ 51-68 AO dient. Sie ist dann von der Körperschaftssteuer befreit.

Das Wesentliche, was extasy ansprach, ist, daß Gewinnausschüttungen der gemeinnützigen GmbH im Hinblick auf die selbstlose Tätigkeit nicht gestattet ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
@MacII
danke für die Klarstellung ;)

In der Tat, wenn alle Unternehmen so organisiert währen dann gäbe es keine Ausbeutung mehr. Arbeit und der draus gewonnene Gewinn soll in erster Linie die Kosten decken und denen zugute kommen die das auch erarbeitet haben. An der Energieversorgung sieht man es doch ganz drastisch. Warum soll ich mit meinem Geld für den Strom den Aktienprofit der Aktionäre mitfinanzieren ? Warum soll ich mit meiner Lebensversicherung bei einem Börsendotierten Versicherungsgesellschaft den Profit der Aktionäre steigern, während mein Zinsgewinn in der Lebensversicherung kontinuirlich gesenkt wird ? Warum profitiert überhaupt mit dem Gewinn den ich mit meiner Arbeit erschaffe in erster Linie der Kapitalbesitzer ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum soll ich mit meinem Geld für den Strom den Aktienprofit der Aktionäre mitfinanzieren ?

Ganz einfach gesagt?
Das Unternehmen kann nur wirtschaften, weil es die Aktionäre gibt. Denn diese "leihen" der Unternehmensführung ihr Geld.

Wenn der Chef deiner gGmbH einen Kredit aufnimmt, dann wird er dafür Zinsen an eine Bank zahlen müssen. Nichts anderes passiert im Grunde bei einem Börsengang.
Der Aktionär kauft Aktien und gibt damit dem Unternehmen eine Art Kredit. Für dieses Risiko möchte der Aktionär aber auch einen Gegenwert in Form einer Rendite.

Wenn ein Unternehmen ein Projekt startet, dessen Investitionskosten das 6-Fache eines Jahresgewinnes betragen, dann bedeutet dies ein enormes unternehmerisches Risiko. Für die Gesellschafter einer gGmbH werden die Investitionskosten wohl im Regelfall nicht so hoch sein.
Solche Risiken können nämlich nur angegangen werden, wenn das Unternehmen und alle jene, die dem Unternehmen bei der Freisetzung des benötigten Kapitals helfen, sich einen Benefit davon verspricht. Denn ein Risiko bedeutet immer, dass der Schuss in einem gewissen Teil der Fälle nach hinten los geht. Und dieser Misserfolg muss durch Gewinne aus anderen Projekten gedeckt werden.
 
@Daedalus

es ist ja vollkommen korrekt, was du beschreibst.
Nur es beantwortet extasy's Frage nicht.
Warum profitiert überhaupt mit dem Gewinn den ich mit meiner Arbeit erschaffe in erster Linie der Kapitalbesitzer ?

Angesichts der Tatsache, daß die Aktienkurse seit 1980 weltweit um rund 400% gestiegen sind, ist diese Frage eines deutschen Arbeitnehmers, dessen Reallohn im gleichen Zeitraum um 10 % gesunken ist, doch nicht unbegründet. Und seine Suche nach einer gerechten Lösung auch nicht.
 
Gerechtigkeit muss nicht unbedingt Gleichheit bedeuten. Wie Daedalus schon beschrieb, tragen Unternehmer (Aktionäre) das Verlustrisiko. Als Daimler die Fühler nach Chrysler aufstreckte, hätte das ein gutes Geschäft werden können. Nun ist Daimler froh, Chrysler wieder losgeworden zu sein. Wenn durch die Fusion Verluste entstanden sind, so blieben sie bei den Aktionären hängen. Die Mitarbeitere in Sindelfingen waren davon nicht betroffen. Sie haben aber auch nichts riskiert.

Alle anderen Überlegungen zur Verteilung von Gewinnen gehören in den Bereich der Tarifpolitik. Es liegt an den Gewerkschaften nachzuweisen, welchen Anteil die Arbeitnehmer am Produktivitätsfortschrit hatten, um entsprechende Lohnzuschläge zu fordern.
 
Ach ja ... woher beziehst du denn die Information, dass die Reallohnquote eines Deutschen Durchschnittsarbeitnehmers in seid 1980 um 10% gesunken sei?

Im übrigen ist jeder Kapitalbesitzer, bzw. kann es sein. Das Lohnniveau in Deutschland lässt es doch bei sehr vielen Menschen zu, dass sie sich Aktien anschaffen oder in Fonds investieren.

Im übrigen trägt der Arbeitnehmer kein unternehmerisches Risiko. Er haftet weder mit seiner Person noch mit seinem Vermögen und kann wegen Fehlleistungen nur bei Mutwilligkeit belangt werden.

Ein Kapitalgeber haftet mit allem Kapital, was er eingesetzt hat. Geht das Unternehmen trotz der Finanzspritze den Bach runter, dann ist das Geld weg.
 
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