Andy8891 schrieb:
Der Staat verschafft dir gar nichts und finanziert für dich auch nichts.
Und nein, ich sehe Zinsen nicht als Schulden. Sondern als künstliches Konsturkt Gewinne privatiesen, Verluste sozialisieren.
Gut, jeder hat ein Recht auf seine Meinung und das ist eben deine. Das muss ich ebenso akzeptieren, wie du es akzeptieren musst, dass du mit deiner Meinung sicherlich zu einer kleinen Minderheit gehörst und der große Rest das ganz anders sieht.
Ich sehe das so: Jemandem einen Geldbetrag, insbesondere einen so hohen wie hier, über laaaange Zeit einfach so zur Verfügung zu stellen, das bedeutet, dass man selbst in der Zeit deutliche Einschnitte hinnehmen muss - und sei es nur in Form von Opportunitätskosten, weil man dieses Kapital sonst anderweitig anlegen und für sich arbeiten lassen könnte - und verdient somit einen finanziellen Ausgleich. Oder anders: Hast du Lust, mir 500.000€ einfach so die nächsten 30 Jahre zu leihen und ich gebe dir dann einfach 2051 die 500.000€ (die dann dank Inflation übrigens nur noch die Halfte wert sind) ohne irgendetwas extra wieder zurück? Falls ja, schick mir bitte ne DM, ich wäre wirklich ernsthaft interessiert! Ach ja, falls ich zwischendurch Pleite gehe oder das Geld einfach versaufe, liegt das Risiko natürlich bei dir, du würdest dann einfach leer ausgehen - damit wären dann auch die Risiken und Verluste erfolgreich "privatisiert".
Mal davon abgesehen haben alle diese Subventionsprogramme und auch die fallenden Zinsen (die ja näherungsweise deinem Vorschlag zinsfreier Kredite entsprechen) genau eins gezeigt: Fast ALLE Käufer schlagen diese Vorteile quasi eins zu eins auf ihr verfügbares Budget obendrauf und nach kürzester Zeit hat sich das beim begrenzten Gut "Wohnraum" mehr oder weniger komplett in höhere Immobilienpreise umgemünzt und der gewollte positive Effekt ist einfach verpufft, dafür aber alles noch teurer geworden. Die Käufer denken in Monatsraten und nicht in Tilgungssätzen und wenn meine verfügbaren 1500€/Monat jetzt eben einen um 150.000€ höheren Kredit bedienen können, da zinslos, dann nehme ich halt 150.000€ mehr Schulden auf und kaufe mir das schönere Haus (was aber natürlich eine Illusion ist, da alle so denken und die gleiche Immobilie jetzt einfach 150.000€ teurer geworden ist).
Andy8891 schrieb:
Ich sehe da keinerlei Abnahme bei der Eigenverantwortung. Der Staat erhält im Gegenzug auch etwas: Die Rente könnte geringer ausfallen, da die Miete wegfällt.
Dh. anstatt das der Staat irgendwelche Wohngesellschaften finanziert, spart er sich enorm viel Geld.
Ich sehe schon die Jübelstürme derjenigen vor mir, die sich auch zu 0% keinen Kredit über mehrere hunderttausend Euro für ne kleine Wohnung (sicher überall Standard wenn Immobilienkredite zinsfrei sind und somit die Nachfrage komplett explodiert) leisten können und jetzt einfach weniger Rente ohne irgendeinen Vorteil haben... Gemessen am deutschen Medianeinkommen dürfte das ein Großteil der Menschen hier im Land sein, insbesondere wenn man die heutige junge Generation nimmt, die niemals in den Genuss niedriger Immobilienpreise kam.
Insgesamt halte ich deine These für eine zu naiv gedachte Vorstellung, die vielleicht funktioniert in einem hart umkämpften Markt mit vielen Herstellern, die untereinander im Preiskampf stehen und problemlos ihre Produktionskapazitäten kurz- oder mittelfristig verdoppeln können, aber ganz sicher nicht auf so einem hart reglementierten und angebotsseitig begrenzen Markt wie dem Immobilienmarkt.
Diese Krise löst man nicht einfach nur dadurch, dass man das Problem mit Geld bewirft (auch wenn du das vielleicht anders siehst, aber zinslose Kredite sind nichts als enorme Geldgeschenke). Hier muss man deutlich mehr Hebel in Bewegung setzen, wenn man Angebot und Nachfrage auf einem für den Normalbürger erträglichem Punkt zusammenbringen will! Enorme Investitionen sind natürlich trotzdem nötig, es geht mir hier um das "nur Geld" aufwenden. Neuer Wohnraum muss einfacher zu schaffen sein (und in großem Umfang von vielen verschiedenen Akteuren geschaffen werden), weniger interessante Gebiete müssen durch bessere Infrastruktur an die "Hotspots" so angebunden werden, dass auch hier die Nachfrage steigt und sich somit über mehr Fläche verteilt, Pendelstrecken müssen durch Homeoffice neu gedacht werden usw. usw. Anders drehen wir uns wohl nur weiter wie gehabt im Kreis, aber bisher fehlt dafür scheinbar einfach der politische Wille und/oder die Durchsetzungskraft.