Elcrian schrieb:
Es ist am Ende des Tages eine einfache Ammortisationsrechnung.
Naja, ganz so simpel ist es eben doch nur in der Theorie. Ich würde eher sagen, es ist für die meisten eine sehr komplexe Amortisationsrechnung. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass sich die große Masse der Leute letztlich selbst in die Tasche lügt (Mieter wie Käufer), sodass diese theoretischen Betrachtungen hier nur wenig Aussagekraft für die Lebensrealität der meisten Leute hat. Dazu kommen die im Einzelfall extrem unterschiedlichen Bedingungen, sodass man eigentlich nie pauschal sagen kann: X ist besser.
Ich weiß ja, dass du z.B. in den USA lebst und da natürlich völlig andere Voraussetzungen hast als wir hier, wo wir zwar einen starken Anstieg der Mieten, aber einen noch stärkeren Anstieg der Kaufpreise erlebt haben in den letzten 10 Jahren.
Den bisher Beitrag zu diesem Thema habe ich vor einigen Jahren mal auf Youtube gefunden und kann ich wirklich jedem nur ans Herz legen:
Letztlich ist das aber auch nur Theorie und wie gesagt denke ich, die meisten lügen sich am Ende selbst in die Tasche. Wie viele der Mieter schaffen es denn
wirklich, über
Jahrzehnte größere Beträge jeden Monat auf die Seite zu legen und können gleichzeitig der Versuchung widerstehen, die Gewinne (oder zumindest einen signifikanten Teil davon) mal zu realisieren? Es ist eine Sache, sowas 5 Jahre lang durchzuziehen, aber nochmal etwas völlig anderes so etwas über 15-30 Jahre durchzuhalten bei allen Höhen und Tiefen im Leben und der stetigen Versuchung, sich nicht doch Traumauto X, oder Uhr Y zu kaufen. "Sind ja nur 50k von xxx k..."
Und wie viele der Hauskäufer unterschlagen gerne mal die
Kaufnebenkosten in Höhe eines nagelneuen Mittelklassewagens welche allein für den Hauskauf anfallen (Notar, Steuern, Makler...), bzw. ziehen im Laufe ihres Lebens dann doch 2-3 Mal um und verhageln sich mit den enormen Kosten von Kauf und Verkauf ihre schöne Bilanz? Bei bis zu 15% Kaufnebenkosten und einem 400k-Haus bedeuten ein einziger Hauskauf und danach ein Mal umziehen in Summe schon 120.000€, welche der Käufer das Klo runter gespült hat, bzw. einen nagelneuen Porsche 911er für den Mieter... Oder der Kostenblock "nicht zwingend nötige Verschönerungen und Verbesserungen am Haus"? Wenn ich mich mal in Familie und Bekanntschaft umschaue, was da über die Jahre ausgegeben wird für Dinge wie Gartenhütten/Außenküchen, Vorgartenumgestaltung, neue Klappläden usw. usf., sind über die Jahrzehnte selbst 20.000€ noch sehr sehr niedrig angesetzt. Vielleicht nicht in den ersten 5 Jahren nach dem Kauf, aber wenn die Hütte mal 10-15 Jahre lang bewohnt wurde steigt die Versuchung schnell an. Klar bieten diese Dinge auch einen (subjektiven) Mehrwert, die Kosten sollte man ehrlicherweise trotzdem nicht unter den Tisch fallen lassen. Und wie verbuche ich eigentlich die verpasste Gehaltserhöhung, weil ich eine Beförderung mit Umzug ausgeschlossen habe, weil ich in meinem Haus bleiben will? Trifft zumindest in meinem Berufsumfeld auf viele Kollegen zu, wogegen beispielsweise ein Lehrer hier sicher getrost 0€ ansetzen kann...
Tronado schrieb:
Finde es halt so ungerecht, dass in den 50ern-70ern Handwerker und Fabrikarbeiter Eigentum schaffen konnten, das aber heute sehr viel schwerer bis unmöglich ist.
Immer wieder diese Ammenmärchen, ich verstehe nicht, warum das heute noch so weit verbreitet ist.
Die Menschen damals hatten im Schnitt die
Hälfte(!) an qm Wohnfläche pro Person zur Verfügung. Häuser wurden von bzw. über Generationen abbezahlt und es war absolut normal, dass die (Schwieger-)Eltern mit im Haus gewohnt haben um das möglich zu machen. In meiner Großelterngeneration war es auch noch völlig normal, dass der Mann über Jahre seine Wochenenden komplett in den Hausbau investiert hat und ein signifikanter Teil so aus Eigenleistung kam. Dieses Haus stand dann natürlich auch nicht im hippen Viertel der angesagten Großstadt, sondern irgendwo am Feldrand in Hinterswerda, weil da Opas Acker als Baugrund genutzt werden konnte. Das war einfach die Realität für die meisten Mittelschichtler damals!
Und warum unterschlagen die Leute eigentlich immer, dass die Menschen damals ein völlig anderes Konsumverhalten hatten? Smartphones, Fernseher, Internet, Autos, Laptops usw usw. Wenn es doch einen Fernseher gab, dann
einen pro Haushalt und Geräte wurden viele Jahre benutzt und nicht ersetzt, weil es jetzt ja drölf K Auflösung gibt oder sie nicht mehr schick und modern aussehen. Es gab
viel weniger Autos auf den Straßen und allein von 1970 bis 1990 haben sich die Ausgaben für Klamotten in Deutschland
verdreifacht! Auswärts gegessen wurde fast nie und Fleisch war etwas besonderes für´s Wochenende, der Großteil des Speiseplans bestand aus Brot und Kartoffeln und anderen günstigen Nahrungsmitteln.
Irgendwie glauben zu viele Leute heute, dass früher ein Normalverdiener mal eben alleine ein neues Einfamilienhaus mit Garten in guter Lage abbezahlt hat und parallel zwei Autos, Frau und drei Kinder mit unterhalten hat, dabei war das damals schon genau so illusorisch wie heute.
Geringverdiener waren weder damals noch heute in der Lage ein Haus zu kaufen und die Normalverdiener die es konnten, mussten dazu Einschränkungen in Kauf nehmen, die heute schlichtweg niemand mehr akzeptieren würde, weil wir einen völlig anderen Lebensstandard erreicht haben, der nunmal auch finanziert werden muss.