Im Test vor 15 Jahren: Die Radeon HD 3870 HD X2 als High-End-Preiskönig
Vor 15 Jahren versuchte AMD mit der ATi Radeon HD 3870 X2 (Test) die Leistungskrone im High-End-Grafikkarten-Markt zurückzuerobern. Für einen Preis von knapp 410 Euro war die doppelte Radeon nicht nur bezahlbar, sofern CrossFire funktionierte, war sie sehr schnell.
Zwei GPUs für den doppelten Wumms
Auf der Radeon HD 3870 X2 verbaute ATi zwei RV670-GPUs, die im CrossFire-Modus miteinander kommunizierten, um die Leistung der Karte zu erhöhen. Die RV670-Chips kamen ebenfalls auf der Radeon HD 3850 und HD 3870 zum Einsatz und wurden bei TSMC im 55-nm-Verfahren hergestellt. Grundsätzlich entsprach die RV670-GPU der R600-GPU der Radeon HD 2900 XT mit einigen, kleineren Änderungen und einem neuem Fertigungsprozess.
Auf der Radeon HD 3870 X2 fand sich ein PCIe-Switch von PLX, der dafür sorgte, dass die beiden GPUs miteinander kommunizieren konnten. Der Switch bot insgesamt 48 PCIe-Lanes. 16 Lanes wurden für die Ankopplung der Grafikkarte an den PCIe-Slot und jeweils 16 Lanes für die Anbindung der GPUs an den Switch verwendet. Da es sich bei dem PCIe-Switch um ein Modell mit lediglich PCIe-1.1-Unterstützung handelte, konnte die Radeon HD 3870 X2 den neueren PCIe-2.0-Standard nicht nutzen, obwohl die GPUs selbst dazu in der Lage gewesen wären.
Radeon HD 2900 XT | Radeon HD 3870 | Radeon HD 3870 X2 | GeForce 8800 Ultra | |
---|---|---|---|---|
Chip | R600 | RV670 | R680 (2 × RV670) | G80 |
Transistoren | ca. 700 Mio. | ca. 666 Mio. | ca. 2 × 666 Mio. | ca. 681 Mio. |
Fertigung | 80 nm | 55 nm | 90 nm | |
Chiptakt | 742 MHz | 775 MHz | 825 MHz | 612 MHz |
Shadertakt | 742 MHz | 775 MHz | 825 MHz | 1.512 MHz |
Shader-Einheiten (MADD) |
64 (5D) | 2 × 64 (5D) | 128 (1D) | |
FLOPs (MADD/ADD) | 475 GFLOPS | 496 GFLOPS | 2 × 528 GFLOPS | 581 GFLOPS* |
ROPs | 16 | 2 × 16 | 24 | |
Pixelfüllrate | 11.872 MPix/s | 12.400 MPix/s | 2 × 13.200 MPix/s | 14.688 MPix/s |
TMUs | 16 | 2 × 16 | 64 | |
TAUs | 32 | 2 × 32 | 32 | |
Texelfüllrate | 11.872 MTex/s | 12.400 MTex/s | 2 × 13.200 MPix/s | 39.168 MTex/s |
Shader-Model | SM 4 | SM 4.1 | SM 4 | |
Hybrid-CF/-SLI | – | |||
Speichermenge | 512 MByte GDDR3 | 512 MByte GDDR4 | 2 × 512 MByte GDDR3 | 768 MByte GDDR3 |
Speichertakt | 828 MHz | 1.125 MHz | 900 MHz | 1.080 MHz |
Speicherinterface | 512 Bit | 256 Bit | 384 Bit | |
Speicherbandbreite | 105.984 MByte/s | 72.000 MByte/s | 2 × 57.600 MByte/s | 103.680 MByte/s |
Bye, bye, GeForce
Die doppelte Radeon machte mit der Konkurrenz von Nvidia kurzen Prozess: Die teurere GeForce 8800 Ultra wurde in jeder Qualitätseinstellung hinter sich gelassen. Dabei reichte der Vorsprung im Mittel von lediglich zwei bis zu 100 Prozent, insbesondere in höheren Auflösungen und mit aktivierter Kantenglättung und anisotroper Filterung war die Radeon HD 3870 X2 Zuhause. Eine wichtige Einschränkung war dabei, dass ein optimiertes CrossFire-Profil für die Titel vorliegen musste, ansonsten fiel die Radeon HD 3870 X2 sogar hinter eine einzelne Radeon HD 3870 zurück.
In den B-Noten sah es eher mäßig aus. Die Radeon HD 3870 X2 war unter Last knapp dreimal so laut wie eine Radeon HD 3870 und nahm circa 50 Prozent mehr Energie auf. Wem das nicht genug war, der konnte mittels Übertaktung die Leistung um weitere 10 Prozent anheben – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Lautstärke und Energieaufnahme.
Fazit
Insgesamt war die Radeon HD 3870 X2 trotz ihrer Schwächen eine gelungene Grafikkarte. Abseits der typischen Multi-GPU-Krankheiten wie Mikroruckeln, hoher Energieaufnahme und Lautstärke, bot die Radeon HD 3870 X2 eine bessere Leistung als eine 100 Euro teurere GeForce 8800 Ultra. Wen die Multi-GPU-Nachteile nicht störten, der fand in der HD 3870 X2 ein sehr attraktives Angebot.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
- Sapphires Radeon HD 3870 mit Vapor-Chamber
- Die GeForce 8800 Ultra zuckte und schwitzte im 3-Way-SLI
- Das Logitech G51 kämpfte mit dem Teufel
- Was brachte günstiges Multi-GPU vor 15 Jahren?
- ZEROtherm hielt Grafikkarten lautstark kühl
- Intels Core 2 Extreme auf 45-nm-Steroiden
- Die GeForce 8800 GTS 512 mit dem geheimen G92-Vollausbau
- Scythe Ninja Cu, der limitierte Kupferklops
- Gestatten, Radeon HD 3850, die 135-Euro-Wunderwaffe
- Mit dem Zalman VF-1000 gegen Arctic Coolings S1
- Mit der Radeon HD 3870 gelang ATi ein Comeback
- Nvidias GeForce 8800 GT war quasi perfekt
- Intels 45-nm-Prozess machte Penryn schnell und sparsam
- Dem Thermalright IFX-14 waren zwei Türme nicht genug
- Die besten Radeon HD 2600 XT waren blau
- Thermalrights Ultra-120 Extreme war die Referenz
- 249 Euro waren zu viel für die Radeon HD 2600 XT X2
- Teufels elegantes 2.1-System mit hervorragendem Klang
- Arctic Coolings Accelero S1 war kälter als die Konkurrenz
- Zalman wollte sich neu erfinden und scheiterte
Noch mehr Inhalte dieser Art und viele weitere Berichte und Anekdoten finden sich in der Retro-Ecke im Forum von ComputerBase.