@SkipOutLaw
Dieses auf den ersten Blick durchdachte Feature entpuppt sich bei näherem Hinsehen als unsinnig. Rot definiert Gefahr, Grün Sicherheit. Leuchtet eine Anzeige rot auf, fordert das Aufmerksamkeit, Grün hingegen signalisiert "hier brauchst du nichts machen".
Das suggeriert aber leider, dass jede Einstellung, die rot ist, bearbeitet werden muss, während grüne keiner Interaktion bedürfen. Ganz so als ob es richtige und falsche Einstellungen gibt. In dieser Konsequenz dürfte aber keine Voreinstellung rot sein, denn sonst wäre sie ja falsch oder gefährlich.
Klingt abgehoben, aber stell dir einfach vor, dass es zum Status einer Firewall keine richtige oder falsche Einstellung geben kann. Der eine will sie auf "off" haben, weil er woanders eine hat, der eine auf "on", weil er eine benötigt. Aus diesem simplen Beispiel wird klar, dass die Farben hier schon sehr schlecht gewählt sind.
Zu den anderen "Vorwürfen".
Ich bin kein Designer, kann mich aber zumindest damit rühmen, den
Uebele gelesen zu haben. Das ist sozusagen die Bibel für Orientierungssysteme. Dort stehen Grundlagen drin, die jeder Designer wissen muss.
Zum Beispiel, warum man für Print eine andere Schriftart nehmen sollte als für Bildschirme, warum man ein "a" für die Lesbarkeit vielleicht besser schließt, ein "e" aber öffnet. Ihr seht, das sind Dinge, die unsereins nicht weiß, aber unterbewusst wahrnimmt.
Firmen wie Apple haben ganze Abteilungen, die nur damit beschäftigt sind, Designelemente zwischen Programmen und Systemen konsistent und kompatibel zu gestalten. Genau die Schriftart, das Icon, die Farbe, die der User von OS X kennt, soll er auch unter iOS wiederfinden. Aber auch die Gestalt der Geräte ist wichtig. Nicht umsonst etwa sind die Icons unter iOS quadratisch mit abgerundeten Ecken. Das wirkt harmonischer und passt sich einem viereckigen Gerät gut an. Hört sich lächerlich an? Ist aber so. Oder fragt mal die Jungs von Computerbase, wie schwierig es ist, diese Seite zu gestalten.
Und was hat das jetzt mit Metro zu tun? Ganz simpel. Wir haben uns in Form, Funktion, Farbe und Schriftart sehr an den Windows Desktop gewohnt. Wie navigieren zielsicher zum Öffnen einer Anwendung, zu den Einstellungen, wissen um das Schließen, das Drucken, das Installieren und all diese Dinge, die wir tagtäglich machen, wenn wir Spielen, Surfen, Arbeiten oder hier im Forum schreiben. Denkt mal kurz an den Aufstand, der grassierte, als der IE9 mit seinem neuen Schriftrendering kam.
Jetzt kommt Metro. Und macht alles anders. Andere Icons, andere Schrift, andere Größe, andere Bedienung. Doch weiterhin soll ich meinen gewohnten Desktop nutzen. Metro ist ja auch nur ein Startmenü, sagen einige. Ist es nicht, sage ich.
Allein das so harmlos klingende Umfunktionieren der Ecken zur Desktopsteuerung wird viele in den Wahnsinn treiben. Hat OS X doch auch! Ja, nur waren da die Ecken nie in dieser Form Teil des Desktops, wie sie es bei Windows waren. Klingt wieder zu hoch? Das Dock geht standardmäßig nicht bis in die Ecken und links/rechts oben muss ich als OS X User selten hin. Bei Windows hingegen muss ich ständig links unten Programme starten und recht oben schließen. Diese so einfachen Verhaltensweisen bekommen nun neue Bedeutung. Für jemanden, der seit 20 Jahren Windows bedient, ist das eine mittlere Katastrophe.
Oder nehmen wir ein wenig Inkonsistenz. Wenn ich unter Metro den IE nutze, ist das ein anderer Browser als auf meinem Desktop. Linkleiste nicht mehr oben, sondern unten. Warum? Kann keiner so richtig sagen.
Dann ist da diese seltsame Trennung zwischen Metro Apps und normalen Desktopanwendungen. Ein USB Stick wird unter Metro zwar erkannt, darauf zugreifen kann ich aber nur unter dem normalen Desktop. Häh?
Es ist müssig über alles zu diskutieren, was Metro gut und schlecht macht. Nur sollte eines klar sein. Nicht alles, was vorher war, wird schlecht, weil ein paar Designer bei Microsoft nun den heiligen Gral gefunden haben wollen. Das kritiklose Bejubeln der Metrooberfläche als Innovation zieht nicht, wenn ich als selbsternannter Poweruser gar keine Innovation in diesem Bereich brauche. Oder jedenfalls nicht in dieser Form. Es kann mir einfach niemand schlüssig erklären, warum der Startknopf weg musste. Störte der irgendwie?
Warum laufen Metro Apps nur im Vollbild, warum kann ich sie nicht ohne weiteres schließen? "Hat er es immer noch nicht kapiert? Für Tablets!" Ach so, ich habe nur gar keines. Wie geschätzt 500 Millionen anderer Windows User. Mit Maus, mit Tastatur, ohne Touchscreen. Aber auch das ist schließlich kein Argument, denn Metro ist gut, ist Fortschritt.
Prost Mahlzeit.