Handysurfer schrieb:
Machen wir uns nichts vor, autonome Fahrzeuge sind vor allem für die Speditionen interessant, weil das Personal um die 40% der Kosten schluckt und man mit solchen Fahrzeugen irgendwann keine LKW-Fahrer mehr benötigt. Vielleicht nur einen "Verkehrsmanager", der 10-20 Fahrzeuge vom Büro aus überwacht und nur bei besonderen Fällen eingreifen bzw. notwendige Befehle schicken muss.
Außerdem eliminiert man damit die unwirtschaftliche Fahrweise von manchen LKW-Fahrern und senkt damit Verschleiß der Fahrzeuge und den Kraftstoffverbrauch, was ebenfalls 10-20% mehr Umsatz bringen dürfte.
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Den Fahrer wegzurationalisieren erscheint (zumindest ohne die Hintergründe genauer zu kennen) sicherlich attraktiv. Und wenn wirklich alle LKWs Einheitstempo fahren, dann vermeiden wir vielleicht auch endlich mal die kilometerlangen Elefantenrennen auf den Autobahnen, bei denen die LKWs gerne mal alle Spuren (bis auf die ganz links) benutzen (und dort werden sie dann noch von nem Bus mit 100 km/h überholt). Ich kann es ja einerseits verstehen, dass man als Trucker auf den nächsten 500 km vielleicht nicht dem Vordermann mit 2 km/h unter dem eigenen Maximaltempo hinterherfahren will, aber für den restlichen Verkehr auf den Autobahnen sind die LKW-Überholmanöver nicht gerade förderlich.
braintumor schrieb:
Da hast du mich falsch verstanden, natürlich gibt es ganz tolle sensoren, radar und hochauflösende kameras die sich ein gutes bild von der umgebung machen können und dementsprechend mit der software reagieren. Aber oftmals geht es im verkehr um vorausschauendes fahren und dafür braucht man grips und hirn (= gute software und künstliche intelligenz).
Die typische situation wenn man durch die stadt fährt und zwischen den geparkten autos kommt plötzlich ein ball herbei gerollt (jeder kennt die situation aus der fahrschule). Da denkt man als fahrer, da könnte noch ein kind hinterher kommen um den ball zu holen und geht vom gas und bereitet sich auf ein plötzliche bremsaktion vor.
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Das ist vermutlich auch die am schwersten beherrschbare Situation: Der Stadtverkehr. Landstraße und Autobahn sind - vor allem wenn alle Fahrzeuge vernetzt sind - eher überschaubar. Bzw. es sollte sogar reichen, wenn das Auto dem Tempo angepasst immer genug Abstand zum vornewegfahrenden Auto lässt, so dass es auf jeden Fall noch bremsen kann wenn der andere eine Vollbremsung hinlegt. Spielende Kinder, die zwischen parkenden Autos hervorschnellen hat man dort ja generell eher weniger. Das Gefährlichste sind wahrscheinlich noch im Sommer die Rennradfahrer, die lieber auf der Landstraße als dem Radweg fahren (wobei ich zu deren/unserer Verteidigung sagen muss: manchmal sind die Radwege auch einfach saudoof/garnicht ausgeschrieben oder in einem Zustand, dass man mit dem Rennrad einfach nicht drauf fahren kann).
florian. schrieb:
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Daher wird wohl das Auto der Zukunft auf Schilder Verzichten --> Verkehrsregeln kommen aus dem Internet
Bleibt das Straße finden. GPS scheidet mit 1m Genauigkeit aus.
Also dafür ist das heutige GPS bereits genau genug. Ich verwende oft HERE auf meinem Tablet zur Navigation im Auto, und das zeigt die Änderung des Tempolimits normalerweise genau auf Höhe des entsprechenden Schildes an. Das viel größere Problem bei einer Datenbank ist aber, dass sie mega-aktuell sein muss! Es hilft ja nix wenn mein Auto denkt es kann hier 100 km/h fahren weil es so in der Datenbank steht, in echt hat man inzwischen aber Tempo 70 Schilder aufgestellt.
B.XP schrieb:
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4) Menschliche vs. Maschinenfertigkeiten: Ehrlich gesagt ... ich hab zu viel gesehen, um den Menschen als Fahrer für indiskutabel "überlegen" zu halten. So viel Bullshit wie einige Leute bauen ... Wenn einen das Fahrzeug unterstüzt ist das doch nicht so verkehrt. Ganz nach dem Motto "vier Augen sehen mehr als zwei". Wenn man sich die Altersstruktur der Bevölkerung ansieht, kann man sich schon ausmalen, dass entsprechende Unterstützungsfunktionen bald pure Notwendigkeit sind
Das ist sicherlich korrekt und viel helfen, aber irgendwo wird man immernoch Leute finden, die sämtliche Assistenzsysteme bewusst ausschalten. Ganz nüchtern betrachtet müsste man sich ab einem gewissem Alter sowieso wieder regelmäßigen Fahrtauglichkeitsprüfungen unterziehen. Das muss ja nicht nochmal das volle Fahrschulprogramm mit dutzenden Theorie- und Praxisstunden für 1000+ € sein, sondern einfach ein kurzer Praxistest bei dem man halt mal ne Stunde mit nem Prüfer rumfährt.
Goofy123 schrieb:
Um nochmal auf die Sicherheit zurückzukommen:
Im Gegensatz zu uns Menschen, werden diese Fahrzeuge weniger Unfälle produzieren.
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Weniger, und wahrscheinlich auch "andere" Unfälle. Diese typischen "Betrunken am Steuer" oder "18-Jähriger mit Papas Sportwagen aus der Kurve geflogen" sehe ich bei einem autonomen Fahrzeug jetzt eher nicht
Andererseits verhält sich komplexe Software manchmal überraschend unerwartet, wenn sie mit unbekannten Szenarien konfrontiert wird, und man kann leider nicht auf ALLES testen.
efferman schrieb:
Und wer kümmert sich um die ladungssicherung? Ein Disponnent der hunderte kilometer vom lkw entfernt in seinen Bürostuhl pupst und noch nie einen Spanngurt in der Hand hatte? Außerdem, wer tankt?
Nun ja, was passiert denn aktuell wenn die Ladung nicht richtig gesichert ist? Dann fällt die doch genauso vom LKW runter, egal ob da vorne noch ein Fahrer sitzt oder nicht. Oder löst "schlecht gesicherte Ladung" eine Art sechsten Sinn beim Fahrer aus? Ich weiß jetzt nicht, wie viel man mitkriegt wenn man auf der Autobahn unterwegs ist und irgendwo ganz im Heck vom Anhänger des 40-Tonners irgendwas rumrutschen kann? Und bzgl. Tanken... früher hat der Tankwart sowas für den Kunden gemacht, könnte man für LKWs auf Autobahntankstellen mit ordentlich Durchsatz ja auch wieder einführen.
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Insgesamt ist glaub primär die Rechts- und Versicherungsfrage das größere Problem. Wenn komplett selbstfahrende Autos verfügbar sind, wer haftet dann dafür, dass alles einwandfrei abläuft? Die Hersteller und Versicherungen werden das wahrscheinlich schön an den Fahrer abwälzen wollen, so dass man trotzdem die ganze Zeit aufpassen und jeder Zeit zum Eingreifen bereit sein muss. Also solche Szenarien wie "Abends selbst zum Pub fahren und sich Nachts dann betrunken vom Auto heimfahren lassen" werden wahrscheinlich - zumindest aus rechtlicher Sicht - auch mit selbstlenkenden Fahrzeugen nicht so schnell möglich sein.