SirSilent schrieb:
Dabei darf nicht vergessen werden, das die Rechte für Arbeitnehmer in Deutschland mit hohen Lohneinbußen bezahlt werden im Vergleich zu den USA.
... und das ist so stark vereinfacht, dass es im Grunde falsch ist und man sich eher die Frage stellen muss, ob hier eher neoliberale Antiarbeiterrechte-Propaganda betrieben werden soll, da die Arbeitsrechte es ja verhindern, dass man als Hochleitungsmitarbeiter gerecht bezahlt wird.
Es ist schon traurig, wie kurzsichtig und gleichzeitig auch egozentrisch und blind manche Menschen der Mär folgen, dass Arbeitsrechte die Starken am vorankommen hindern und man als Starker ja die Schwachen mit schleift.
Hier würde ich mal empfehlen, dass man sich mal mit Firmen der Frühzeit der Industrialisierung zu beschäftigen und wie zum Beispiel die Rockefellers in den USA die Arbeiterschaft ausgebeutet und versklavt hat. Wenn man nicht lesen will, weil das zu viel Zeit ist - wobei hier mal ein kurzer Artikel die
Umstände in Deutschland beschreibt - kann man ja mal eine Runde BioShock Infinite spielen - wobei das in seiner Form sogar nur an der Oberfläche kratz.
Die Löhne in Deutschland sind zum Teil niedriger als in den USA, weil wir in Deutschland - auch hier kann ich mal wieder nur auf die Geschichte verweisen - entsprechend Erfahrungen im ausgehenden 19. Jahrhundert gemacht haben, was passiert, wenn man so etwas wie gesetzliche Krankenkasse als auch die Sozialversicherungen nicht hat und wie entsprechend dann die Straße vom Elend überschwemmt wird.
Die Sozialsysteme in Deutschland sind im Übrigen zu weiten Teilen nicht mal auf dem Mist "linker" Strömungen entstanden, sondern wurde vom Beamtentum und dem Adel im Kaiserreich eingeführt.
SirSilent schrieb:
Für talentierte Arbeitskräfte ist das amerikanische System wesentlich attraktiver während natürlich weniger leistungsstarke Arbeitskräfte vom deutschen System profitieren.
Klassischer neoliberaler Bullshit, mit dem die Arbeitgeber die Arbeitnehmerschaft spaltet. "Divide et imperia". Oder, wenn man es in Deutsch will: Teile und herrsche! Alleine das du hier von "weniger leistungsstarke Arbeitskräfte" schwadronierst, zeigt eigentlich recht gut, was deine Denkweise ist, zeigt aber auch - zusammen mit deinem ganzen Beitrag - dass du überhaupt kein historisches Wissen hast und ebenso auch nicht welche wirklichen Vorteile der amerikanische als auch der deutsche Arbeitsmarkt hat und noch viel wichtiger: Dass der amerikanische Arbeitsmarkt im weiten nicht so HOMOGEN ist, wie man ihn hier darstellt.
Fire & Hire ist nicht in der ganzen USA vorherrschend und gerade in den ehemaligen Nordstaaten, aber ebenso Westküste - ins Besondere auch Kalifornien (auch Nordstaat) - haben teilweise umfassende Arbeitnehmerrechte, die ein so einfaches Fire & Hire, wie man es aus TV kennt, weitgehend verhindert und das für den Arbeitgeber auch schnell sehr teuer werden kann, weil ein "Fire" mit entsprechenden Entschädigungen verbunden ist.
Musk ist mit Tesla aus Kalifornien nicht nur wegen der Steuern weg. Aber auch egal: Es stimmt nicht, dass das amerikanische System für talentierte Arbeitskräfte besser ist, man verdient dort pauschal nicht mehr. Viele lassen sich auch hier gerne vom TV blenden, aber auch den wenigen tollen Arbeitsverträgen bei Apple und Co, bei denen man dann hört, dass ein Senior-Dev mal 100 - 150k verdient.
Hier
mal ein Bericht der die 70er, 80er, 90er und 00er sowie die 10er bis ca. 2014 abdeckt und wie sich da die Einkommen verteilen. Die Amis verdienen im Mittel nicht wirklich mehr als wir in Deutschland und mit einem Studium in einem MINT-Fach kann man in den USA auch eher auf ein Einstiegsgehalt um die 40.000 - 50.000 $ sich einstellen, als diese Superverträge von 100.000 und mehr.
Und man hat in den USA sogar manche Probleme sogar noch stärker als hier, gerade was die Lebenshaltungskosten angeht, wenn es um Miete und Co geht. Klar, die Energiepreise sind niedriger, bei Mieten und Lebensmitteln dreht sich das Bild aber gerne mal schnell.
Ein sehr komplexes Thema und ja, das amerikanische System hat auch seine Vorteile, aber die Vorteile hat nichts unbedingt was mit "Hochleister" oder "talentiert" zu tun - so wie du oder der andere es meint - sondern dass man in den USA immer eine Chance bekommt sich zu beweisen und man so eher auch mal zeigen kann, was man kann, weil ein Stück Papier weniger gilt als hier.
Gleichzeitig bedeutet das USA-System aber auch, dass man sehr schnell auch mit seinen Problemen alleine gelassen wird und sehr tief fällt und was das für Probleme bedeutet, kann man sich auch an der Kriminalitätsstatistik der USA ansehen. Genauso ist man - je nach Staat - auch auf Gutdünken des Arbeitgebers angewiesen und auch ein Hochleister und der supertalentierteste Arbeitnehmer kann Pech haben - Unfall usw. - und dann zu einem weniger talentierten, schwachen Mitarbeiter werden oder Minderleister. Kann nämlich schneller gehen als man denkt.
bensel32 schrieb:
Warum hat es bei dir verhindert, das du dich als "Hochleister" stärker durchsetzten konntest?
Weil Leute wie er keine Ahnung von Gewerkschaften haben, was man da alles durchaus verhandeln kann und welche Freiheiten trotz Gewerkschaft man hat bei einem Tarifvertrag und dass man dann halt einfach auch ein wenig Geschick braucht.
Drei meiner Kollegen haben nun mit dem Arbeitgeber verhandelt und sind im Tarifvertrag jeweils 1 - 2 Entgeltstufen höher gestuft worden, weil sie entsprechende Leistung vollbringen und auch sehr viel machen. Man muss halt nur schauen, was im Tarifvertrag steht und was da möglich ist.
Das Problem ist an der Stelle aber wohl eher, dass sich die Person selbst als Hochleister identifiziert, vermutlich aber überhaupt keine Selbstreflexion besitzt und sich daher für perfekt hält. Da diese Person aber vermutlich nicht die Wertschätzung bekommt, die sie in ihren Augen verdient hat, wird halt lieber auf die bösen Gewerkschaften geschimpft, weil man ja alleine viel besser dran wäre, denn das haben einem ja die Arbeitgeber so gesagt.
Von einer Gewerkschaft profitieren in der Regel alle Mitarbeiter eines Betriebes oder einer Branche, klar man gibt ein wenig Freiheit ab, hat aber am Ende viel mehr gewonnen. Man muss halt in der Regel etwas weiter blicken können, als der unmittelbare Geldbeutel.
highwind01 schrieb:
überschätzt dich bzw. deinen Beitrag für das Unternehmen.
Er wird sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit überschätzen, hatte auch mal so einen "Hochleister" in einer Firma als Kollege, der sich für den besten Mitarbeiter der Welt hielt. Am Ende des Jahres habe ich aber den Bonus abgeholt und nicht er, und das, obwohl ich damals fast ein halbes Jahr krank war. Ich habe nur halt die vereinbarten Ziele eingehalten und auch mehr Qualität geliefert als er.
Er hat zwar viel "Quantität" geliefert, aber keine Qualität.