Pinabuzz schrieb:
Jeder meiner Studentenkollegen...
Jopp, versteh ich, ist für die Studentenkollegen von heute und die Chefs von morgen auch dann ganz gut, dann im Gespräch den Mitarbeitern später zu sagen - "ich musste auch Sonntags jeden Advent arbeiten" - ich weiß, das kommt jetzt hart, doch der normale Mitarbeiter wird in dem Job sein Leben lang arbeiten müssen, nicht wie der Student, 2-6 Jahre in TZ mit der Perspektive da raus zu kommen und sich dann damit zu rühmen - die wenigsten erinnern sich an die Härte.
Idon schrieb:
Klar. Und der Amazon-Mitarbeiter, der sich hier bereits zu erkennen gegeben hat und gerne Sonntags arbeitet, ist dann wohl einfach nur verblendet?
Nein der ist nicht verblendet, der rangiert auf einem Lohnniveau, was insgesamt zu niedrig ist, sodass er von den Zuschlägen abhängig ist, das sieht man schön daran, dass er glaubt, dass man mit 1,5k gut auskommt... wohl inkl. der Zuschläge.
Er bekommt bei Amazon quasi 50Ct mehr als ein ungelernter Pflegehelfer in einem privaten Pflegeheim...
Idon schrieb:
Weißt du was? Ich arbeite auch am Sonntag, wenn es notwendig ist oder ich Lust darauf habe. Und ich habe einen Bürojob. Da habe ich manchmal schlicht mehr Zeit und Ruhe - dafür gehe ich dann Mittwochs am Vormittag auf den Markt.
Meine Ex-Freundin hatte eine Leitungsposition bei VW in WOB und hatte 2x in der Woche schon vor Corona Home-Office - Vollzeit bei 32 (?) Std., hat sich auch völlig kaputt gemacht... war aber weit reflektierter für die Situation anderer und wusste, dass sie belastungstechnisch nicht mit anderen Berufen auf Augenhöhe war und somit ihre entspannte, selbstgewählte Büroarbeit am WE nicht mit anderen Berufsgruppen vergleichen konnte.
Idon schrieb:
Zum Glück gibt's hier in Schwaben vor allem fleißige Menschen und nur wenige Moralapostel, die völlig neben der wirtschaftlichen globalen Realität vorbei laufen, wie es hier in diesem Thread der Fall ist.
Auf die persönliche Note geh ich nicht mal ein^^ ... schließlich bin ich kein Schwabe - ergo?! ... dazu später mehr
Die wirtschaftliche, globale Realität >>im Übrigen ebenso lustige Kausalitätsverzerrung, denn diese ist selbstgeschaffen << durch Absinken des Lohnniveaus sind nun mal die Leute davon abhängig, alles mitzumachen.
Die Auswirkungen wird jeder irgendwann mal mitbekommen, der in seiner vermeintlichen Sicherheit sitzt*, wenn z.B. durch fehlende Perspektiven die Menschen ausbrennen - dann wird nämlich leider Gottes wieder radikal gewählt, weil eben Ausbeutung den Weg zur Wut ebnet - das ist nun mal die tatsächliche globale Realität vor der Du Dich wirklich verweigerst.
Im Übrigen bin ich kein Moralapostel, sondern einer der aktiv gegen solche Chefs und auch Einrichtungsleitungen vorging - meine Kollegen sind nämlich so ausgebrannt gewesen, dass sie unbewusst "blind" waren und durch reale 50-55+ Wochenarbeitsstunden, statt 2 Wochenenden im Monat mitunter 3-4 Wochenenden arbeiteten - eine Kollegin hatte in einem Monat ganze 2 ! Arbeitstage frei - sie war alt und brauchte das Geld - dementsprechend war auch die "empathische Pflege"...
Die Folgen: Bewohner wurden inadäquat gepflegt mit hygienischen und auch "anderen" Folgen.
Das sind die Auswirkungen im Kleinen, die Du übrigens auch ausbaden kannst, solltest Du Dir kein Pflegeheim oberhalb von 3800€ mtl. Kosten leisten können - also viel Erfolg später!
Da kann natürlich der fleißge Schwaab sagen - "faules Pack" - da sag ich... meine ehemalige Stationsleitung wurde dann lieber Prostituierte... und kommt aus Ba-Wü^^...lol.
Dreiviertel der Belegschaft ist übrigens AfD-Wähler, das bestärkt mich in meiner Argumentation im Bezug auf die Radikalisierung - also warte ab, was man sich da für eine Realität schafft.
Ein Beispiel in jüngerer Vergangenheit war doch, dass ein Trottel wie Trump zur Realität wurde, dann auch noch ausgerechnet gewählt von den Ausgebeuteten - in der älteren Vergangenheit hatten wir dafür Stalin und den westlichen Trottel... alles hingezaubert durch den Frust derer, die kein Bock mehr auf die Bedingungen hatten.
Sorry, aber siehst Du nicht die negative Nachhaltigkeit Deines Wunsches nach mehr Marktliberalität? Ist grenzenloser Wachstum es wirklich wert mit solchen Konsequenzen zu rechnen? Muss ich mich in Europa mit China als Konkurrenten messen, der quasi auf seine Bürger scheißt?
Bevor Du mir jetzt eine Wall of Text vorwirfst - in Deiner Argumentation bist Du so diskussionsfähig, dass meine Mitforisten quasi keine Lust mehr haben mit Dir zu diskutieren und dann aussteigen - das wertest Du noch als "Sieg durch Argumentation", das kann ich jedoch so nicht stehen lassen, gerade wenn man so "Knaller bringt":
Idon schrieb:
Dann such dir halt einen Job bei dem du deine Frau und dein Kind öfter siehst. Ganz easy.
WTF?! Was nichts anderes ist wie Rousseaus: "dann sollen sie halt Kuchen essen!".
Die Realität ist folgende, dass die guten Jobs limitiert sind, vergeben werden sie an die Besten, die Konkurrenz siebt aus. Völlig legitim. Deine Mitbürger machen aber schon extra die Nachtschichten, vorzugsweise am Sonntag, damit sie die Zuschläge erhalten können - irgendwann ist aber auch dort alles derart umkämpft und das Maß überschritten.
Der Wunsch nach mehr Rendite wird dann zu weiteren Einschnitten führen.
Die arbeitspolitischen Errungenschaften wie Arbeitslosengeld, Höchstarbeitszeitgrenzen, hat man aber nicht aus bloßer Nächstenliebe zum Pöbel oder Altruismus realisiert, sondern weil man merkte, dass die besagte Arbeiterschaft die Schnauze voll hat.