Arroganz, Überheblichkeit und die unreflektierte Zurschaustellung von Pauschalisierungen und Vorurteilen demonstrieren offenbar das Gegenteil von erzieherischem Versagen.
k-nin schrieb:
Aus meiner Sicht geht die Diskussion am Wesentlichen vorbei, nämlich, dass es EAs Aufgabe ist, im rechtlich zulässigen Rahmen gewinnmaximierend zu arbeiten. EAs Anteilseigner haben Andrew Wilson nicht verpflichtet, damit Kunden „Spaß“ haben, sondern um ihr Kapital zu mehren.
EA nimmt die Variable „Game Experience“ in die ein paar spielspezifische Faktoren einfließen und gewichten diese anhand des Deckungsbeitrags.
Jedes EA „Spiel“ ist ein psychometrisch optimiertes Produkt mit ertragsmaximierender Wirkung.
Beim Einkaufen im Supermarkt werden auch hunderte von psychometrisch optimierter subtiler Kaufsignale dem potentiellen Opfer genannt „Kunde“ gesendet. Warum sollte EA anders verfahren?
So lange es Fiatgeld und Zins, d.h. die Geldschöpfung aus dem Nichts, gibt, so lange wird für jedes Produkt nur relevant sein, wie stark sein Reiz ist, das Objekt ohne inneren Wert zu binden.
Und deswegen, lieber Max Doll, geht es m.M.n. nicht um „Täter- und Opferrollen“, sondern im Kern um die Frage: „Ist moralisches Geldverdienen überhaupt möglich?“ Die Antwort ist so vielfältig wie die Perspektiven. Gesellschaftlich weichen wir der Frage aus und haben uns stattdessen auf einen rechtlich zulässigen Rahmen verständigt.
Es ist deshalb wenig hilfreich EA einen Vorwurf zu machen, wenn sie sich im Rahmen des rechtlich zulässigen bewegen, egal wie unethisch dies sein möge. Stattdessen muss man, siehe Belgien und Niederlande, den rechtlich zulässigen Rahmen justieren, wenn man das Unethische sanktionieren möchte, aber noch nicht kann.
Danke für diese interessante Perspektive. Dieser Blickwinkel ist bislang an mir vorübergegangen.
Es ging mir bei der Äußerung zunächst darum klar zu stellen, dass Kunden nicht durch ihr Konsumverhalten Schuld an der Ausbreitung dieser Boxen sind. Damit habe ich nur auf Lösungsvorschläge reagiert, nicht aber ein zentrales Thema benannt. Vielleicht handelt es sich um einen Sekundärschauplatz, aber um eine mMn. wichtige Grundlage, weil die Macht des Unternehmens größer ist als die des Kunden.
Ich bleibe dennoch der Ansicht, dass die Aufgabe eines Unternehmens bzw. seiner Mitarbeiter auch ist, dem Handeln zumindest rudimentäre moralische Maßstäbe anzulegen, so wie das für jedes andere Mitglied einer Gesellschaft auch gilt.
Warum EA anders verfahren sollte als ein Supermarkt? Weil Glücksspiel noch einmal eine andere Qualität hat und das gezielte Unterlaufen der Regeln vielleicht nicht ihrem Wortlauf, aber sicher ihrem Geist widerspricht. Auf dieser Basis muss man EA unbedingt einen Vorwurf machen, denn erst die Feststellung unethischen Verhaltens legitimiert Justierungen und Sanktionen; es muss der Bedarf klar werden. Das würde er auch, wenn Supermärkte einen Teil ihres Inventars nur noch hinter einem Glücksrad anbieten würden.
Die Einordnung in den Kontext nach der Frage moralischen Geldverdienens ist spannend, hat aber das Potential zur mMn. nach unzulässigen Relativierung. Es gibt klar Bereiche des Handelns, die unmoralisch sind und deren Ausnutzen eindeutig unerwünscht ist. EA bewegt sich längst außerhalb der Grauzone, denn der gesellschaftliche Konsens zur Sanktionierung musste nicht hergestellt werden, er existierte längst. Insofern will mir das Ausnutzen des rechtlichen Rahmens nicht als moralische Entlastung des Unternehmens einleuchten. Ein solches Argument ist gefährlich für jeden, der "nur seinen Job" macht. Es gibt Verantwortung, die über das effizienzmaximierte Erfüllen einer Funktion hinausgeht.
Haben Belgien und die Niederlande den rechtlich zulässigen Rahmen überhaupt geändert? Mein Kenntnisstand ist, dass die Spiele lediglich gründlich evaluiert und bestehende Gesetze angewendet wurden. Änderungen werden in anderen Ländern (Australien, USA) angestrebt.